Blowing in the Wind: Mit Pusteblume und Luftbewegung gegen Landminen

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Photography by Rene Van Der Hulst

Der afghanisch-niederländische Designer und Erfinder Massoud Hassani war schon als Kind fasziniert vom Wind als Antriebskraft, und bastelte sich selbst Spielzeug, das von bewegter Luft in Gang gebracht wird. Nun hat er einen Apparat gebaut, der durch Windkraft zum Rollen gebracht wird und bei der Entdeckung von Minenfeldern behilflich sein soll.

Autor*in Jean-Marie Dhur, 17.04.13

Zwischen 15.000 und 20.000 Menschen sterben jährlich wegen explodierenden Landminen – die meisten von ihnen sind keine Soldaten, sondern Zivilisten. Etwa jede 5000ste Entschärfung kostet einen Sprengstoffexperten das Leben, bei jeder 2500sten wird ein Minensucher schwer verletzt. Massoud Hassanis von seinem Kindheitsspielzeug abgeleiteter Mine Kafon könnte den Minensuchern die Arbeit aber in Zukunft wenn zwar nicht ganz abnehmen, so doch erleichtern.

Die Hauptinspiration für den Mine Kafon waren Hassanis Kindheitserinnerungen. Er wuchs im Plattenbauviertel  Qasaba am Rande von Kabul auf, und sein selbst entworfenes Windspielzeug, mit dem er in der Nähe des Kabuler Flughafens spielte, landete oft auf verminten Zonen, wo er es dann frustriert zurücklassen musste.

Photography by Massoud Hassani

Der Mine Kafon ist ein Gebilde aus Bambusrohren und Plastiktellern, die von einer kleinen Kugel in der Mitte abgehen. Er hat genug Fläche, um vom Wind bewegt werden zu können, und ist schwer genug, um die versteckten Minen zur Detonation zu bringen – bis zu 4 Explosionen soll er aushalten können. In seiner Mitte ist ein GPS-Sender angebracht, mit dem seine Route nachverfolgt werden kann und durch den man sehen soll, welcher Bereich schon minensicher ist.

Henk van der Slik von der niederländischen Einheit zur Sprengkörperentschärfung, die an der Entwicklung des Mine Kafon beteiligt ist, sieht den Wind-Minenräumer aber kritisch und glaubt nicht, dass er die Spezialisten, die mit Metalldetektoren und Spürhunden suchen, ersetzen kann. Der Mine Kafon sei nur auf ebener Fläche und bei Wind einsetzbar, nicht aber auf hügligem oder in waldigem Gelände.

Außerdem würde der Kafon splitternde Minen zwar zum Detonieren bringen, aber nicht die einzelnen Metallteile aufsammeln und entfernen. Das ist aber kontraproduktiv, weil auch nach dem Einsatz eines Mine Kafons ein Gebiet noch nachträglich mit Metalldetektoren auf seine Ungefährlichkeit überprüft werden müsse, und die ungefärlichen Splitter als solche nicht direkt zu erkennen sind und die Arbeit dann noch erschweren.

Photography by Massoud Hassani

Hassanis Konstruktion könne aber trotzdem hilfreich sein: sie könnte als „Vorhut“ auf ein möglicherweise vermintes Gebiet „vorgeschickt“ werden, damit man sich über dessen Gefährlichkeit vergewissern könne. Hassani hat van der Sliks Kritik in die Weiterentwicklung seiner Erfindung eingebaut, und konzentriert sich jetzt darauf, den Mine Kafon für die Entdeckung von minengefährlichen Gebieten zu perfektionieren.

Hassani war mit seiner Pusteblumen-Konstruktion 2012 für den Hauptpreis bei dem London Design Award nominiert, und nun wird seit März ein Modell seines Minenentschärfers im New Yorker MoMa ausgestellt.

Im Moment sucht Hassani Unterstützer und Partner, die ihm helfen, einen Schritt weiter zu gehen, um nach der Prototypen-phase übergehen zu können zu echten Tests auf vermintem Gelände. Eine erfolgreiche Crowdfundingaktion auf Kickstarter hat schonmal die Grundlage dafür geschaffen.

Via zeit.de