Berliner Supermarkt bietet Kräuter zum Pflücken an

Ein Berliner Supermarkt integriert erstmalig in Europa einen Kräutergarten zwischen den Regalen. Frischer geht es nicht: Die Kunden können sich praktisch ihre Kräuter selbst pflücken.

Autor*in Marius Hasenheit, 12.04.16

Hinter dem futuristischen Vertikalgarten steckt das Startup Infarm, welches bereits mit Kulturpflanzsystemen für die Stadt von sich reden machte. Ernährungssicherheit und Ernährung im Allgemeinen sind große Herausforderungen. Es ist daher wenig überraschend, dass dieses Thema in den Zielen Nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen prominent vertreten ist. Mit dem zweiten Ziel verständigte sich die Staatengemeinschaft den Hunger zu beenden, die Ernährungssicherheit zu erhöhen, die Ernährung zu verbessern und nachhaltige Landwirtschaft zu unterstützen.

Das Problem mit der konventionellen Landwirtschaft ist jedoch, dass sie viel Platz verbraucht und zusätzlich stark wetterabhängig ist. Gerade Extremwetterereignisse wie beispielsweise Dürren, Starkregen oder Hagel, welche durch den Klimawandel verstärkt werden, können die Ernte im wahrsten Sinne des Wortes verhageln. Gleichzeitig wachsen die Städte weltweit an. Als eine mögliche Lösung für all diese Probleme, wird die urbane Landwirtschaft betrachtet.

Das Berliner Startup Infarm probierte es kurzerhand aus und entwickelte ein Hightech-Pflanzsystem, welches die Licht- und Platzangebote perfekt ausnutzt, den Wasserverbrauch reduziert und ohne Pestizide auskommt. Das System ist modular aufgebaut und kann an die verschiedenen Standorte und Bedingungen angepasst werden. Wie viele Startups begannen auch sie nach einer Crowdfundingkampagne. Seitdem bauten sie mehrere Anlagen für Restaurants und Unternehmen.

© InFarm

Ökologisch von Vorteil sind, neben dem niedrigen Wasserverbrauch, der optimalen Platznutzung und dem Verzicht auf Pestizide, auch die entfallenden Transportwege und Verpackungsmaterialien. Zudem ist die Frische der Kräuter nicht zu toppen, so das Infarm-Team.

Bei dem Hydroponicsystem, welches ohne Erde auskommt und die Nährstoffe direkt über einen Wasserkreislauf zur Pflanze bringt, handelt es sich nur um eine kleine Anlage. Es bleibt die Frage ob sich diese kleinteiligen Lösungen durchsetzen werden, ob größere Hydroponicanlagen das Rennen machen, oder ob es bei der konventionellen Landwirtschaft bleibt. Größere Anlagen hätten den Vorteil, dass der Betrieb effizienter laufen würde, allerdings würde dann die Möglichkeit entfallen sich die Kräuter selbst zu pflücken.

Doch aufgrund der relativ niedrigen Preise für konventionelle Lebensmittel, der Bauinvestionen und laufenden Kosten für Hydroponicanlagen, müssen gerade weder Bauern noch Agrarkonzernmitarbeiter wirklich um ihren Arbeitsplatz fürchten. Es bleibt abzuwarten wie sich die Technologie und Nachfrage entwickeln.

Dieser Beitrag ist einem Artikel von Terri Kafyeke entlehnt.

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