Ask without shame – Aufklärung per App

Das Team von Ask without shame wirbt in Uganda und anderen afrikanischen Ländern für ihren Service

…oder: Was du schon immer über Sexualität wissen wolltest, aber dich nicht zu fragen getraut hast. Die App „Ask without Shame“ soll jungen Menschen in Afrika anonym und sicher den Zugang zu Informationen über Sexualität, Geschlechtskrankheiten und präventive Maßnahmen ermöglichen.

Autor*in Laura Wagener, 08.02.17

Die Uganderin Ruth Nabembezi ist 21 Jahre alt und hat bereits beide Eltern sowie ihre Schwester an die Immunschwächekrankheit Aids verloren. Laut Deutscher AIDS Hilfe leben 59 Prozent aller weltweit mit HIV infizierten Frauen in der afrikanischen Sub-Sahara-Region. Ruth Nabembezi ist sich sicher: Das fehlende Wissen über sexuell übertragbare Krankheiten und die eigene Sexualität sowie die Tabuisierung dieser Themen sind schuld an den besonders hohen Ansteckungs- und Opferzahlen in ihrem Herkunftsland. Als ihre Schwester Pamela beispielsweise im Zuge ihrer angeborenen HIV-Infektion Haare und Gewicht verlor, glaubten die Nachbarn im Dorf an Hexerei: „Sie steckten sie in einen Schrein und wollten ihr die Dämonen austreiben,“ erinnert sich Ruth. „Leider ist Pamela gestorben. Sie wäre wahrscheinlich noch am Leben, wenn sie über HIV aufgeklärt worden wäre und medizinische Behandlung erhalten hätte“.

Ruth verarbeitete ihre Erlebnisse durch die Teilnahme an der Social Innovation Academy (SINA); einem Programm das  Menschen ermöglicht, aus ihren traumatischen Erfahrungen positive Projekte für einen sozialen Wandel zu entwickeln. Das war die Initialzündung für die von Ruth entwickelte App „Ask without shame“. Die Applikation soll es jungen Afrikanern ermöglichen, anonym korrekte und konkrete Informationen zu ihren Fragen rund um Sexualität, sexuell übertragbare Krankheiten und individuelle persönliche Probleme, beispielsweise nach Vergewaltigungen, zu erhalten. Die junge Frau überzeugte mit ihrem Startup jetzt in dem von Vodafone ausgerichteten Accelerator-Programm F-LANE, welches technologische Startups von und für Frauen auszeichnet und fördert und ist seit Montag für ein spezielles Training in Berlin.

„Ask without shame“ – so funktioniert die App

Woher weiß ich, ob ich krank bin? Was kann ich gegen eine sexuell übertragbare Krankheit machen? Bin ich schwanger? Wie schütze ich mich vor Schwangerschaft? Was passiert gerade mit meinem Körper? All diese Fragen stellen sich nicht nur heranwachsende Menschen in Afrika, sondern überall auf der Welt. Doch Armut, fehlende Bildung und schlichtweg die Tabuisierung von allen sexuellen Themenbereichen sorgt gerade in Entwicklungsländern für große Unwissenheit und Unsicherheit im Umgang mit Sexualität. Ruth Nabembezi berichtet: „Manche Menschen in Uganda glauben immer noch, dass Geschlechtsverkehr mit einer Jungfrau HIV heilen kann“. Da selbst in den ärmsten Regionen Afrikas die meisten Menschen mittlerweile ein Handy besitzen, kann die frei zugängliche App „Ask without shame“ hier revolutionäre Aufklärungsarbeit leisten.

© Ask Without Shame 2016 Das Interface der App Ask without shame

User können innerhalb der App anonym Fragen zu Verhütung, Sex, Gesundheit und dem eigenen Körper stellen. Ein Expertenteam aus Medizinern, Krankenschwestern und Psychologen steht den Fragenden Rede und Antwort. Wer kein Smartphone besitzt oder keine App benutzen will, kann seine Fragen auch über SMS oder am Telefon an die Berater richten.

„Ask without shame“ im F-LANE Accelerator-Programm

„Ask without shame“ steht bereits seit 2015 kostenlos im Google Playstore zum Download bereit – über 35.000 Nutzer haben die App bereits für sich entdeckt. Nabembezi wünscht sich, in den nächsten Monaten mindestens eine Million junger Menschen erreichen zu können. Dabei helfen könnte das F-LANE Accelerator-Programm, für das sich „Ask without shame“ im letzten Jahr qualifizieren konnte. Im Zuge des Programms erhalten die Vertreterinnen von fünf besonders überzeugenden technologischen Startups von oder für Frauen ein spezielles sechswöchiges Training, inklusive Gründerinnenberatung, Netzwerktreffen und finanzieller Starthilfe. Das Programm startete diese Woche in Berlin und wird unterstützt von dem Berliner Social Impact Lab sowie der Social Entrepreneurship Akademie, die den Teilnehmerinnen ihre Expertise sowie Räume und Netzwerke zur Verfügung stellen.

In diesem Interview erzählt Ruth in eigenen Worten, wie sie auf die Idee zu „Ask without shame“ kam:

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