Untervermietungserlaubnis oder Mietschuldenfreiheitsbescheinigung – für Deutsch-Anfänger ganz schön schwierige Worte. Selbst für Deutsch-Muttersprachler ist Beamtendeutsch manchmal schwer zu verstehen. Von Asterix und Obelix haben wir auch gelernt, dass der Gang zu Ämtern verrückt machen kann, denkt man nur an den Passierschein A38. „Gehen Sie hierhin für Stempel XY und dann in Raum 8765 für Dokument YX und vergessen Sie nicht, das Formular ABC zur Kasse links hinten auf der rechten Seite zu bringen“ – wie bitte?
Gar nicht so einfach, sich zurecht zu finden. Schon gar nicht für Neuankömmlinge in Deutschland, die vielleicht noch nicht der deutschen Sprache mächtig sind. Dass das Ausfüllen von Formularen nicht gerade dem Schwierigkeitsgrad des Schuhebindens entspricht und einen oft nur frustriert und verwirrt hinterlässt, hat wahrscheinlich jeder schon einmal erfahren müssen.
Eine App, die übersetzt, orientiert und auf die häufigsten Fragen antwortet
Weil Ghaith Zamrik (19) und Munzer Khattab (23) aus Syrien auch schon Bekanntschaft mit der Komplexität deutscher Behörden machen durften, haben sie eine nützliche App entwickelt, die jedem Neuankömmling durch den Bürokratiedschungel helfen soll. Bureaucrazy übersetzt, zeigt, wo Bürgeramt, Jobcenter, Ausländerbehörde & Co. sich befinden, und antwortet auf die häufigsten Fragen – ähnlich wie die Welcome App, die Geflüchteten in Dresden das Ankommen erleichtert.
Programmieren haben die beiden Syrer mit dem Berliner Start-Up ReDi School of Digital Integration gelernt. ReDi ermöglicht es Geflüchteten, Programmieren zu lernen und so ihre Job-Perspektiven zu verbessern.
Mehr über Bildungschancen für Geflüchtete gibt’s auf RESET
Zamrick und Khattap wissen aus eigener Erfahrung, welche Probleme Geflüchtete nach ihrer Ankunft mit Ämtern und Formularen haben können, und versuchen mit Bureaucrazy auf genau diese Probleme einzugehen – damit das versehentliche Ausfüllen eines falschen Formulares mit anschließendem Aufenthalt im Flüchtlingsheim nicht mehr passieren kann.
Derzeit befindet sich die App in der Beta-Version und muss noch verbessert werden. Auch haben die Programmierkenntnisse der beiden Geflüchteten ihre Grenzen. Die Idee der App kommt aber wohl so gut an, dass laut Medienberichten ständig Leute mit Hilfsangeboten an der Tür klingeln. Dafür fehlt es aber noch am nötigen Kleingeld, weswegen auf Betterplace jetzt auch eine Crowdfunding-Kampagne für Bureaucrazy gestartet wurde. Wenn alles klappt, kann die App Anfang 2017 an den Start gehen.
RESET stellt im Special Flüchtlingshilfe 2.0 viele verschiedene digitale Projekte vor, die eine positive Willkommenskutlur schaffen, Hürden beseitigen und das Leben nach der Flucht erleichtern wollen.
Und wer den Passierschein A38 noch nicht kennt, sollte sich hier informieren 🙂