Alten Autoreifen ein neues Leben geben: Diese Schuhe aus Äthiopien sind fair, nachhaltig und recycelt

Eine Mitarbeiterin bei der Herstellung der Schuhe

Hamburgs St. Pauli ist um einen Laden reicher. Aber nicht um irgendeinen, sondern um SoleRebels, ein Schuh-Unternehmen aus Äthiopien. Dieses vereint faire Arbeitsbedingungen mit nachhaltiger Produktion und Upcycling-Ideen.  

Autor*in Jasmina Schmidt, 16.10.18

Jährlich werden 600.000 Altreifen entsorgt – und das alleine in Deutschland. In der EU dürfen sie seit einigen Jahren jedoch nicht mehr deponiert werden. Dies hat einige Innovationen zugelassen, wie Reifen Teil der Kreislaufwirtschaft werden können – wie wir bereits berichtet haben. In Äthiopien ist dieses up- und recyceln von alten Reifen nichts Neues. Schuhe, Selate oder Barabasso genannt, werden schon seit Jahrzehnten aus alten Autoreifen hergestellt. SoleRebels hat dieses Handwerk neu gedacht und bietet das lokale Produkt auf dem globalen Markt an.

Das Unternehmen wurde 2004 von Bethlehem Tilahun Alemu in Zenabwork, einem Vorort von Addis Abeba, gegründet. Das damalige Anliegen war es, in Zenabwork Arbeitsplätze zu schaffen. Viele Menschen dort sind marginalisiert und konnten schwer Arbeit finden. Nun arbeiten sie als Näher und Näherinnen, spinnen und weben die Baumwolle, schneiden Leder oder alte Autoreifen, die als Sohle verwendet werden. Mittlerweile arbeiten über 300 Menschen bei SoleRebels und es ist das erste Schuhunternehmen weltweit, das von der WFTO als Fair Trade zertifiziert wurde.

Was macht SoleRebels so fair?

Die World Fair Trade Organization (WFTO) ist ein globales Netzwerk von Organisationen des Fairen Handels aus über 70 Ländern. Ihr Fair-Trade-Label besteht aus zehn Prinzipien, u.a. sind das faire Bezahlung, gute Arbeitsbedingungen und Respekt gegenüber der Natur. SoleRebel erfüllt demnach alle Prinzipien. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erhalten viermal mehr als der Mindestlohn in Äthiopien vorschreibt und dreimal so viel wie das Durchschnittsgehalt bei ähnlicher Arbeit in diesem Industriezweig. Außerdem erhalten alle Mitarbeiter medizinische Versorgung und für Menschen mit Behinderung wird der Transport organisiert.

Doch nicht nur die Arbeitsbedingungen sind fair, auch die verwendeten Rohstoffe sind es. Die Baumwolle für die Schuhe wird in Äthiopien angebaut und von Hand gesponnen. Die Sohlen, wahrscheinlich das Merkmal der Schuhe, das als erstes ins Auge fällt, sind aus Altreifen recycelt. Da die Schuhe von Hand gefertigt werden, ist der CO2-Fußabdruck für die Produktion gleich null.

Die Schuhe kann man über den Online-Store bestellen. Dabei werden sie in handgewebten Baumwollhüllen in recycelten Versandkartons versendet. Oder aber – was gewiss die bessere, umweltschonende Methode ist – man geht gleich im Laden in Hamburg vorbei. Natürlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad, um den niedrigen CO2-Fußabdruck der Schuhe auch beim Kauf dieser niedrig zu halten…

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