3D-Druck und DIY-Ansätze als schnelle Hilfe in Katastrophengebieten

Der 3D-Druck und die digitale Fertigung von Field Ready liefern zügig Ergebnisse in Katastrophengebieten.

Ist 3D-Druck vielleicht die Zukunft effektiver humanitärer Hilfe in Gebieten, in denen die Versorgung knapp ist und eine Infrastruktur kaum vorhanden?

Autor*in Tristan Rayner, 06.11.17

Katastrophenhilfe ist immer eine besondere Herausforderung, da die humanitäre Arbeit dadurch erschwert wird, dass die Menschen von der grundlegenden Versorgung abgeschnitten sind. Es mangelt an Trinkwasser und Elektrizität und es kann Tage oder gar Wochen dauern, bis sich die Hilfe ihren Weg über die zerteilten Lieferketten bahnt. Eine funktionierende Infrastruktur ist oft nicht mehr vorhanden.

Field Ready ist ein gemeinnütziges Start-up, das sich auf die Schaffung kostengünstiger, effektiver DIY-Lösungen für häufig auftretende Probleme in den Bereichen Gesundheit, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung vor Ort konzentriert. Field Ready will effektive Katastrophenhilfe leisten, genau wo und wann sie benötigt wird.

Das Team meistert logistische Herausforderungen mithilfe des 3D-Drucks und der digitalen Fertigung vor Ort. Dadurch werden lange Versorgungswege vermieden, bei denen die Güter aus anderen Ländern und über verschiedene Organisationen kommen, wo die Bedürfnisse vor Ort nicht immer genau bekannt sind.

Der 3D-Druck ermöglicht direkte, maßgeschneiderte Lösungen unter Verwendung von Open-Source-Technik. Dabei wird mit den Menschen vor Ort zusammengearbeitet und das Wissen um die drängendsten Probleme und der zur Verfügung gestellten Technik ausgetauscht. Manchmal ergibt sich so auch aus einem temporären DIY Konzept ein permanentes Instrument, das dann Kleinstunternehmen nutzen, um ihre Dienste in der Gemeinschaft auch in Zukunft anzubieten.

Medizinische Geräte drucken in Nepal

Field Ready half nach den Erdbeben von Haiti und Nepal zum ersten Mal. Zusammen mit Ärzten und Pflegern entwickelten sie Wege, Wasserfilter, Prothesen, Otoskope, Pinzetten und vieles mehr herzustellen – je nachdem, was nach Aussage der Fachleute vor Ort am dringendsten benötigt wurde.

Die für den 3D-Druck benötigten Materialien sind in Katastrophengebieten zwar weder billig noch leicht verfügbar, aber auch eine kleine Menge an Filament kann schnell zu einer wichtigen Komponente geformt werden und großen Nutzen erweisen.

Zuletzt war das Team beim Wiederaufbau nach dem Hurrikan Maria eingebunden, bei dem die US Virgin Islands und Puerto Rico erheblich verwüstet wurden. Auf den Virgin Islands waren 40 Tage nach dem Hurrikan mehr als 80 Prozent der Bevölkerung ohne Elektrizität – der längste Stromausfall in der Geschichte der USA.

Eine Gruppe von Helfern, u.a. auch mit einem Team von Field Ready, traf auf den Inseln ein und fanden Solarfarmen vor, deren Sonnenkollektoren zu Tausenden gebrochen oder gar zerfetzt waren. Sie stellten fest, dass selbst wenn die Platten beschädigt oder nicht mehr richtig verbunden waren, sie tagsüber immer noch etwas Strom produzierten.

Zusammen mit Einwohnern wurde innerhalb eines halben Tages der Strommangel als das Hindernis identifiziert, das die Lösung fast aller weiteren Probleme blockierte. So wurden Paneele an Autobatterien angeschlossen, um 12-Volt-Strom zum Laden von Mobiltelefonen, mit denen Verwandte oder die FEMA (Federal Emergency Management Agency) kontaktiert werden konnten, oder die Beleuchtung nachts, zu liefern. Dadurch wurde eine Versorgungslücke geschlossen, für die es erwartete sechs Monate bis hin zu einem Jahr braucht, um geschlossen zu werden.

Die Organisation Field Ready arbeitet derzeit in Haiti, Nepal, Syrien, Südsudan und den USA und konzentriert sich darauf, ihre Einsätze auszuweiten.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Julian Furtkamp und erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.

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