17 Ziele – Für eine nachhaltige und gerechte Zukunft

Die von den Vereinten Nationen verabschiedeten Ziele für nachhaltige Entwicklung sollen unsere Welt transformieren und eine lebenswerte Zukunft für alle ermöglichen.

Autor*in Alex Mitchell, 26.02.18

Seit der Verabschiedung der Ziele für nachhaltige Entwicklung im September 2015 kämpfen Regierungen, NGOs und Social Entrepreneure weltweit dafür, sie in die Tat umzusetzen. Diese 17 Zielstellungen, auch Globale Ziele oder SDGs (Sustainable Development Goals) genannt, entwerfen eine umfassende Vision für die internationale Agenda 2030. Durch den zielgerichteten Fokus der nationalen politischen Entscheidungsträger auf die Erreichung der 17 Ziele sollen maßgebliche Fortschritte bei der Bewältigung drängender Probleme wie Geschlechterungleichheit, Armut, Hunger oder Klimawandel erzielt werden.

Die 17 Ziele sind untereinander eng verflochten: Jede der Zielstellungen hängt wiederum von der Erreichung der anderen Ziele ab. So werden beispielsweise durch den Kampf gegen den Klimawandel (Ziel 13: Maßnahmen zum Klimaschutz) zugleich auch die Verschärfung sozialer Ungleichheit (Ziel 10: Weniger Ungleichheiten), die Versauerung der Ozeane (Ziel 14: Leben unter Wasser) und Verschmutzung des Trinkwassers (Ziel 6: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen) oder Dürren, die Hungerkrisen auslösen (Ziel 2: Kein Hunger) und Überschwemmungen, die Küstengemeinden bedrohen (Ziel 9:  Industrie, Innovation und Infrastruktur sowie 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden) abgemildert. Und der Zugang zu ausreichend und hochwertiger Nahrung (Ziel 2: Kein Hunger) hat zugleich positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen (Ziel 3: Gesundheit und Wohlergehen) und senkt die Belastung durch Armut (Ziel 1: Keine Armut).

Für die UN-Mitgliedsstaaten bedeutet dies, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen müssen, um eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft im Sinne der 17 Ziele erreichen zu können.

SDGs: Die Weiterentwicklung der MDGs

Vorgänger der SDGs waren die MDGs (Millenium Development Goals), acht Entwicklungsziele, die auf dem Millennium-Gipfel im Jahr 2000 beschlossen wurden. Ziel der MDGs war vor allem die Verringerung der Armut (die zwischen 1999 und 2013 um 17 Prozent sank) und der weltweiten Müttersterblichkeit (die Quote sank von 2000 bis 2015 um 37 Prozent) sowie die Bekämpfung neuer Aids/HIV-Infizierungen (zwischen 2000 und 2016 sank diese um knapp 40 Prozent). Nichtsdestotrotz wurden die Entwicklungsziele sowohl von  Wissenschaftlern als auch Fachleuten kritisiert, da sie darin scheiterten, den ganzheitlichen Entwicklungsbedarf aller Länder darzustellen.

Die MDGs waren vor allem als motivierender Mechanismus ausgelegt, um die Entwicklungsbemühungen innerhalb armer Länder zu erhöhen.

Von Kritikern wurde bemängelt, dass durch die sprachliche Unterscheidung zwischen „Entwicklungsländern“ und „Industrieländern“ die internationalen, strukturellen Ungleichheiten zwischen den Staaten legitimiert würden. Wissenschaftler kritisierten insbesondere, dass auf den gesamten afrikanischen Kontinent ein ungerechtfertigter Druck ausgeübt wurde, ohne Berücksichtigung der ökonomischen und kulturellen Unterschiede der jeweiligen Einzelstaaten. Die Anwendung standardisierter, in ihrer Entstehung oft politisch motivierter Indikatoren auf den Kontinent als Ganzen führte dazu, dass in UN-Entwicklungsberichten ein problematisches Bild der afrikanischen Staaten gezeichnet wurde.

Die 17 Ziele stellen eine Aktualisierung und Erweiterung der Millenniums-Ziele dar und sind das Ergebnis umfangreicher Recherche und sorgfältiger Bewertung. Sie bilden ein modernisiertes Entwicklungsmodell, auf das sich die Staaten und globalen Entwicklungsinstitutionen gemeinsam verständigt haben. Die aktualisierte Liste der erstrebenswerten Ziele zwingt jeden Staat bzw. jede Gesellschaft dazu, maßgebliche Verbesserungen in allen Bereichen zu erreichen – und zwar unabhängig vom Einkommen und unabhängig davon, ob es sich um ein „Entwicklungsland“ oder ein „Industrieland“ handelt.

Der Status quo der 17 Ziele

Wo stehen wir bei der Erreichung der 17 Ziele heute? Die 244 UN-Indikatoren, mit denen dieser Fortschritt gemessen wird, zeigen ein gemischtes Bild. An einigen Fronten scheinen wir gut voranzukommen und es ist durchaus möglich, dass einige der gesetzten Ziele bis 2030 erreicht werden können. So sind die Forscher, die den Social Progress Index (SPI) formuliert haben, zu dem Schluss gekommen, dass sich der soziale Fortschritt seit der letzten Erhebung im Jahr 2014 beschleunigt hat.

Der SPI stützt sich nicht auf traditionelle wirtschaftliche Indikatoren wie Einkommen oder Bruttoinlandsprodukt, sondern auf über 50 Indikatoren, deren Grundlage die Daten von Partnerorganisationen, NGOs und Regierungen sind. Die Methodik konzentriert sich auf die Feststellung, ob die grundlegenden sozialen und gesundheitlichen Bedürfnisse der Menschen erfüllt sind und umfasst Bewertungen der Lebensqualität wie Alphabetisierungsraten, Toleranz und Inklusion, freie Meinungsäußerung und reproduktive Rechte. Schaut man sich also diese Werte an, scheint es voranzugehen.

© Social Progress Imperative Der Social Progress Index misst Fortschritt auf Basis vieler verschiedener Faktoren – nicht nur das BIP.

Allerdings zeichnet ein UN-Bericht von Ende 2017 ein anderes Bild, wenn es um die Bemühungen der Staaten in Sachen nachhaltiger Entwicklung geht. Zwar bindet das Pariser Klimaabkommen von 2015 die Staaten an die Umsetzung wesentlicher Maßnahmen für die Umwelt, die auch essenziell für das Erreichen mehrerer der 17 Ziele sind. Doch noch immer sind mehr als zwei Milliarden Menschen von Wasserknappheit betroffen (betrifft die Ziele 3 und 6) und der „Material Footprint“ (Materialaufwand) des Menschen hat weltweit von 2000 bis 2010 um 20 Milliarden Tonnen zugenommen (betrifft die Ziele 11, 12 und 13).

Im Widerspruch zu den Zielen 5, 10 und 16 steht auch, dass einer von drei Menschen weltweit ohne Gerichtsverfahren oder Verurteilung in Haft gehalten wurde (laut Daten aus 2013 bis 2015). Und Frauen sind noch immer mit erheblichen strukturellen Nachteilen konfrontiert, wenn es darum geht, einen Weg aus der Armut zu finden. Und obwohl sich die Lebensqualität laut SPI-Indikatoren verbessert, bedroht der gestiegene Konsum unsere Gesundheit und unsere Umwelt.

Damit wir die Ziele für nachhaltige Entwicklung erreichen können, braucht es dringend Tatkraft und Lösungen. Essenziell zur Erreichung der Agenda 2010 sind einerseits also neue Technologien und Innovationen und andererseits eine Gemeinschaft von Akteuren innerhalb von Regierungen, der Industrie und der Zivilgesellschaft.

Wer kämpft für die 17 Ziele? Und wie?

Glücklicherweise gibt es hunderttausende von Organisationen und Projekten auf der ganzen Welt, die sich den Herausforderungen stellen. Wir stellen euch hier nur ein paar Beispiele dieser herausragenden Weltveränderer und ihrer Ziele vor.

Feeding India

© Feeding India Feeding India schafft eine Verbindung zwischen Menschen, die überschüssiges Essen haben und denen, die Hunger leiden.

Indien ist das Land mit der weltweit höchsten Anzahl unterernährter Menschen. Feeding India bekämpft gleichzeitig Hunger und Lebensmittelverschwendung durch eine Umverteilung der wachsenden Berge übriggebliebenen Essens an die rund 195 Millionen hungrigen indischen Bürger.

Adressierte Ziele: 10 (Weniger Ungleichheiten), 2 (Kein Hunger) und 12 (Nachhaltige/r Konsum und Produktion)

Helioz

© Helioz Sonnenkraft für sauberes Wasser: Hier wird Wasser einer SODIS-Desinfektion unterzogen.

Das gemeinnützige Helioz mit Sitz in Wien arbeitet daran, den weltweiten Zugang zu sauberem Trinkwasser zu verbessern. Wenn mit Wasser befüllte PET- Flaschen über mehrere Stunden in die Sonne gelegt werden, werden durch UV-Strahlen die Krankheitserreger zerstört. Das von der WHO anerkannte, handtellergroße WADI-System von Helioz ist ein solarbetriebenes UV-Messgerät: Wenn das Wasser trinkbar ist, zeigt es ein „Smiley“-Gesicht.

Adressierte Ziele: 6 (Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen) und 3 (Gesundheit und Wohlergehen)

Poverty Stoplight

© Poverty Stoplight Die App von Poverty Stoplight zeigt – wie eine Ampel – das jeweilige Ausmaß der Armut an.

Poverty Stoplight wurde vom ehemaligen Stabschef des paraguayischen Präsidenten entwickelt. Die App nutzt in ihrer Umfragetechnologie 50 Indikatoren zur Ermittlung der dringendsten Probleme in Gebieten mit niedrigem Einkommen. Stoplight bildet mit dieser digitalen, einfachen Bedarfsanalyse für NGOs und Mitarbeiter humanitärer Hilfsorganisationen die Bedürfnisse der Gemeinden ab und ermöglicht so eine effiziente Nutzung von Ressourcen.

Adressierte Ziele: 1 (Keine Armut)

WeNow

© WeNow Die Optimierungs-App von WeNow hilft Autofahrern, effizienter zu fahren und ihre CO2-Emissionen auszugleichen.

Dieses französische Umwelt-Startup entwickelt und vermarktet Technologien zur Erhöhung der Energieeffizienz in Fahrzeugen. Durch die Verbindung von Umweltschutz mit den Interessen privater Unternehmen hilft WeNow bei der Bekämpfung von CO2-Emissionen im Autoverkehr – auf eine ganz direkte und innovative Weise.

Adressierte Ziele: 12 (Nachhaltiger Konsum) und 13 (Maßnahmen fürs Klima)

Das PRIDE Pad Projekt von RECFAM

RECFAM (Research and Counselling Foundation for African Migrants ) stärkt Frauen in Ghana im Rahmen des PRIDE Pad Projekts durch einen besseren Zugang zu Hygieneartikeln: Die biologisch abbaubaren Pads ermöglichen Mädchen den Schulbesuch während der Menstruation und helfen, diese natürlichen Vorgänge des Körpers zu entstigmatisieren.

Adressierte Ziele: 5 (Geschlechtergleichheit) und 5 (Hochwertige Bildung)

Und nun? Gemeinsam vorangehen!

Die weltweite Anerkennung der Ziele für nachhaltige Entwicklung markiert den Beginn eines neuen, gemeinsamen Verantwortungsbewusstseins. Um die gesetzten Ziele zu erreichen, muss künftig jeder Staat seinen eigenen Beitrag leisten – und jedes Ziel hängt von der Erreichung der anderen Ziele ab. Um hier voranzukommen, bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung, bei der alle Menschen die Möglichkeit – und die Herausforderung – haben, zusammenzuarbeiten, um die Lebensqualität auf der ganzen Welt zu verbessern.

Autorin: Alex Mitchell, Übersetzung: Lydia Skrabania / RESET Redeaktion (Februar 2018)

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