Bleistifte aus alten Klamotten. Kein Holz, kein Erdöl!

Geht es nach den Erfindern von manaomea, sind die Bleistifte nur der Anfang einer großen Produktrevolution. Eine Upcycling-Revolution, die ganz ohne Holz und Erdöl auskommt. 

Autor*in Simon Dupree, 17.11.16

Ulrich Riedel ist Diplom-Chemiker und promovierter Ingenieur. Christine Arlt ist promovierte Materialwissenschaftlerin. Die beiden haben ein Carbonverfahren so abgewandelt, dass sie Produkte aus Naturfasern und alten Klamotten herstellen können. Was neu ist daran? Das Material ist so stabil wie Holz, so leicht wie Carbon und (fast) so formbar wie Plastik.

Auf Basis dieser Upcycling-Technologie, gründete das Wissenschaftlerpaar 2015 die manaomea GmbH in München. Die Leitfrage von manaomea lautet: Wie können wir Produkte schaffen, die überraschen und überzeugen, und gleichzeitig die Welt ein Stück zusammenbringen?

Das erste Produkt, das nach dem innovativen Verfahren von Hand hergestellt wird, sind Design-Bleistifte. Bleistifte aus alten Kleidern – das gab es bisher nicht. Schlimm?

Nun ja, um Bleistifte herzustellen, werden primär ausgewachsene Bäume, oft über 20 Jahre alt, genutzt. Dabei wird nur etwa ein Fünftel für den Stift gebraucht. Der Rest wird als Holzabfall entweder verfeuert, zu Spanplatten verarbeitet oder als Humus für den Boden genutzt. Deshalb könnte man sich im Bezug auf die alternative manaomea-Herstellung zu Recht fragen: Ist es wirklich gut aus großen Bäumen kleine Stifte zu machen?

Für ihre Bleistifte nutzen Riedel und Arlt weggeschmissene Klamotten oder Textilreste aus Fabriken. In Deutschland werden jährlich 100.000 Tonnen alter Kleidung weggeworfen und verbrannt. Diesem Stoff geben die manaomea-Stifte ein neues Leben. Zu den alten Textilien mischt manaomea Naturfasern wie Jute, Flachs oder Baumwolle. Diese Pflanzen wachsen jährlich nach, bei der Produktion entsteht kaum Abfall. Dazu geben Arlt und Riedel ein Abfallprodukt aus der Zuckerrohr-Produktion als Naturklebstoff. Mit ihrem innovativen Verfahren können die beiden eine große Variation an Farben und Formen produzieren. Somit kann eine ganze Reihe an Produkten hersgestellt werden, die momentan aus erdölbasiertem Plastik oder aus Holz sind. Möbel aller Art sind denkbar, oder auch Laptop-Cases, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Interessierte können sich die Bleistifte sogar aus einzelnen Kleidungsstücken herstellen lassen. „Es gibt wenige Dinge, die Menschen so nah an sich tragen und mit denen sie so viele Erinnerungen verbinden, wie mit ihren Klamotten“, so Christine Arlt. Somit werden Bleistifte auf einmal zu Geschichtenerzählern.

Ein weiteres Ziel von manaomea ist es, die gigantische Kluft zwischen den Textilkonsumenten der Industrienationen und den Rohstofflieferanten zu minimieren. In der Regel kommen Rohstoffe und Arbeitskraft aus ärmeren Ländern, der Gewinn aber wird in den Industrienationen abgeschöpft. Die beiden Gründer planen daher ihre Bleistifte nicht nur mithilfe von fair-trade Baumwolle aus Uganda herzustellen, sondern das gesamte Produktionsverfahren dorthin zu verlegen. Somit würde die gesamte Wertschöpfung vor Ort entstehen. 

Momentan produziert manaomea die Bleistifte in einer selbst gebauten Anlage in Stuttgart; die Anlage gehört ihnen aber nicht und steht auf dem Gelände eines kooperierenden Instituts. „Um mit einer größeren Auflage in Serie gehen zu können, müssen wir zunächst unsere eigene Anlage hier in Deutschland bauen. Im zweiten Schritt werden wir dann die Technologie nach Uganda bringen.“ 

Um den Bau zu finanzieren, haben Arlt und Riedel auf Startnext eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Neben den ersten beiden manaomea-Bleistiften, können Unterstützer sich Kollektionen aus eigenen Kleidungsstücken fertigen lassen. Die Kombination aus Witz und Sinn findet offenbar Anklang, denn für das Crowdfunding konnte manaomea schon namhafte Unterstützung gewinnen: Smudo von Fanta4 lässt beispielsweise aus alten T-Shirts Stifte machen.

Unterstützt auch ihr die Kampagne und ermöglicht manaomea einen erfolgreichen Start:

https://www.startnext.com/manaomea

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