Bio für Fortgeschrittene: Obst und Gemüse aus erster Hand

Immer mehr Menschen ziehen Bioprodukte vor und das Angebot in den Biomärkten wächst stetig. Für diejenigen, die gezielt in den Anbau von regionalem Bioobst und -gemüse investieren und aktiv werden möchten, gibt es einige Alternativen, z.B. die Biokiste, die Solidarische Landwirtschaft oder Bauerngärten.

Autor*in Christiana Henn, 06.06.12

Wer auf regionales und saisonales Obst und Gemüse setzt, spart CO2-Emissionen, die durch die langen Transportwege verursacht werden und wirkt dem energieaufwändigen Anbau von nichtsaisonalen Produkten in Treibhäusern entgegen. Ganz einfach geht das mit der Biokiste und Co. Hierbei wird der Verbraucher regelmäßig und ausreichend mit regionalem und saisonalem Bioobst und -gemüse versorgt.

Die Biokiste – Vom Biohof direkt zu dir nach Hause

Wenn du keinen Biobauernhof in unmittelbarer Nähe hast, dann lass dir eine bunt gemischte Kiste mit frischem Bioobst und -gemüse von einem Biohof vor deine Haustür bringen. Die Biokiste ist eine mit ökologisch angebauten, frischen, meist regionalen und saisonalen Lebensmitteln bepackte Kiste, die regelmäßig zu Abonnenten nach Hause geliefert wird. Größe sowie Umfang der Kiste wird je nach Bedarf variiert. So können Familienkisten, Single-Kisten oder auch Mutter-Kind-Kisten bestellt werden.

Das Angebot wird vom Anbieter gestellt und du kannst mit auswählen, was alles in deine Kiste soll. Je nach Biohof kann man Eier, Milch, Käse oder Eingemachtes dazu bestellen. Falls du mit Grauen auf die begrenzte Auswahl an frischen Erträgen im Winter schaust, brauchst du dich nicht zu sorgen. Zur Erleichterung und für eine weiterhin abwechslungsreiche Ernährung werden oft passend zum Inhalt der Kiste einige Rezepte für gesunde und ausgewogene Mahlzeiten empfohlen und mitgeliefert. Oder du bestellst dir ein Biokistenkochbuch.

Interessiert? Dann such doch einfach einen Biokistenanbieter in deiner Nähe und bestell dir eine Probierkiste. Speziell gegen Lebensmittelverschwendung macht sich die überregionale Biokiste von Etepetete stark, die auch krummes Gemüse und Obst enthält. CO2-ärmer präsentiert sich allerdings der Gang zum Markt. Wenn du dich intensiver mit dem Thema Klimaschutz und Ernährung auseinandersetzen möchtest, nimm doch an der jährlich stattfindenden Klimagourmet-Woche im Raum Frankfurt teil.

Bei dem Startup PIELERS handelt es sich um eine Lebensmittelplattform, welche ethische Vorteile für Verbraucher und Erzeuger bieten möchte. Bei der Auswahl der Lebensmittel wird auf Transparenz, artgerechte Tierhaltung und umweltschonende Produktionsverfahren geachtet. Es werden unteranderem regionale und Bio-Produkte angeboten. Einzelne Produkte können online direkt beim Erzeuger gekauft und anschließend an den Verbraucher geliefert werden.

Marktschwärmer Alle an einem Tisch

Raus aus dem Supermarkt, rein in die Gemeinschaft! Beim Modell Food Assembly sitzen Erzeuger und Verbraucher endlich wieder an einem Tisch. Wie Food Assemblies funktionieren? Verbraucher können auf der Online-Plattform www.marktschwaermer.de per Online-Shop die gewünschten Produkte auswählen. Was im Warenkorb landet wird dann online bezahlt und kann auf dem wöchentlichen Pop-up-Markt, der sogenannten Schwärmerei, in deiner Nähe eingesammelt werden. Wer mag, bleibt auf einen kleinen Plausch und hat so die Möglichkeit zu erfahren, wer die Lebensmittel erzeugt und wie. Eine Mitgliedschaft im klassischen Sinn ist dafür nicht notwendig. Von Woche zu Woche kann jeder entscheiden, ob und was er kaufen möchte.

Auch für die Produzenten liegen die Vorteile auf der Hand: Durch die Online-Plattform können alle aktuell verfügbaren Lebensmittel eingestellt und für faire Preise verkauft werden. Sind alle Bestellungen eingegangen, kann ausgeliefert werden. Stundenlanges Stehen an Marktständen mit ungewissem Umsatz gehört damit der Vergangenheit an.

Heute gibt es europaweit mehr als 1.200 Schwärmereien mit über 270.000 aktiven Mitgliedern und 8.000 Herstellern. Das Erfolgsmodell: keine Zwischenhändler, keine Übersee-Lebensmittel. Stattdessen: leckeres Essen aus der Region direkt vom Erzeuger. Marktschwärmer – transparent und fair.

Solidarische Landwirtschaft – Für alle ein guter Deal

Einen aktiveren Part an der Erzeugung deiner Biolebensmittel kannst du mit dem Modell der Solidarischen Landwirtschaft (Community-Supported Agriculture – CSA) übernehmen. Zusammen mit einer Gruppe sorgst du dafür, dass bäuerliche Landwirtschaft erhalten bleibt, indem du einen Bauernhof unterstützt. Die Gruppe entrichtet dabei jeden Monat einen festen Betrag an den Bauern oder Gärtner, der damit seine Anbau- und Weiterverarbeitungskosten decken kann. Die Abnehmer erhalten im Gegenzug die ganze Ernte. Eine Übersicht über sämtliche Höfe in Deutschland hilft dir dabei, eine CSA in deiner Nähe zu finden – und das sind mittlerweile ziemlich viele.

Die digitale Plattform Ernte teilen bietet außerdem eine interaktive Karte, auf der sich Initiativen der Solidarischen Landwirtschaft verzeichnen können. Hier kannst du dir gezielt Initiativen in deiner Nähe anzeigen lassen und erhältst auch gleich die Kontaktdaten.

Mietgärten, Bauerngärten und Co. – Du bist dran!

Noch einen Schritt weiter kannst du gehen, wenn du dich selbst als Biobauer probierst. Wenn du noch Erfahrungen sammeln möchtest oder dir ein geeignetes Stück Land fehlt, kannst du z.B. über ein Bauerngartenprojekt ein schon mit Jungpflanzen und Saat vorbereitetes Beet pachten. Dabei werden dir die benötigten Arbeitsmaterialien zur Verfügung gestellt.

Gartenworkshops, Weiterbildungen zur Landwirtschaft sowie eine ständige Begleitung unterstützen dich bei der Gartenarbeit. Mit wenig Aufwand und ein paar erlebnisreichen Stunden an der frischen Luft kannst du dich so mit selbst gepflegtem und geerntetem Biogemüse versorgen. Anbieter sind entweder kleine regionale Vereine, so wie z.B. in Berlin, oder deutschlandweite Organisationen, wie meine Ernte oder Ackerhelden, auf deren Website du dich auch nach einem Gemüse- oder Bauerngarten in deiner Nähe erkundigen kannst. Ähnlich verfügt Tegut über deutschlandweite Saisongärten, in denen man selbst tätig werden kann. Der Traum vom eigenen Garten ist nicht auf ländliche Regionen beschränkt. Auch in der Stadt kannst du dein eigenes Obst und Gemüse anbauen, indem du Teil der Urban-Gardening-Bewegung wirst.

Zuletzt aktualisiert im September 2018 (RESET-Redaktion)

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