Das Bienensterben hat dramatische Folgen für Mensch und Umwelt. Fest steht, dass Pestizide und Parasiten zu den Ursachen dafür gehören. Vermutet wird auch schon seit einiger Zeit, dass Handystrahlung einen Einfluss auf Bienen hat. Die fünf Schüler Niklas Binder, Maximilian Görlitz, Jakob Ruckel, Carl-Moritz Köpp und Alexander Popov wollten es am Schülerforschungszentrum Nordhessen in Kassel ein wenig genauer wissen.
Den Anstoß für das Experiment gab der Stadtimker Victor Hernández: Er hatte beobachtet, dass ein Bienenstock nahe eines Funkmastes in Probleme geriet. Die Schüler nahmen sich daraufhin vor, mit seiner Hilfe herauszufinden, ob die Mobilfunk-Strahlung tatsächlich Einfluss auf die Bienen hat. Hierzu brachte Hernández einen Bienenstock zum Schülerforschungszentrum Nordhessen – nach einigen Monaten der Vorbereitung war das Experiment im Juni 2016 startklar.
Die Technik zur Vermessung des Volkes
Mit Bienen zu sprechen und herauszufinden, was sie in ihrer Umwelt stört, ist natürlich nicht möglich. Dennoch konnten die Schüler eine Korrelation zwischen Mobilfunk-Strahlung und dem Verhalten der Bienen nachweisen. Hierzu hatten sie das Bienenvolk quasi komplett verkabelt: Ein Thermometer nahm die Temperatur, eine Infrarotkamera wurde installiert und lieferte per Raspberry-Pi im Minutentakt Fotos, eine Lichtschranke am Eingang erfasste den Verkehr und ein Mikrofon die Lautstärke des Summens. Auch die Strahlungsintensität wurde über längere Zeit erfasst.
Ein nahezu simpler Versuchsaufbau, der mit seiner Vielschichtigkeit aber durchaus den ein oder anderen Forscher in Neid versetzt. Dass der Versuchsverlauf per Webcam auf der Webseite des Projekts verfolgt werden konnte, ist dabei das Sahnehäubchen.
Das Ergebnis des Experiments
Die Honigbienen (apis mellifera) verlieren wahrscheinlich zu Teilen die Orientierung und werden zudem durch die Strahlung aggressiver. Auch weitere Auswirkungen sind nicht ausgeschlossen. Ein Indiz dafür war die Steigerung der Temperatur im Bau, weniger Verkehr am Eingang und eine erhöhte Lautstärke.
Geplant ist nun ein Langzeitversuch, um die Hypothesen zu stützen. Natürlich kann Handystrahlung nicht als der einzige Grund für den Kollaps von Kolonien angeführt werden – Evidenz für einen Zusammenhang zwischen Strahlungsintensität und Bienenverhalten scheint aber gegeben.
Einfache Technik – komplexe Forschung
Handys, Micro-Controller und Thermometer sind nicht nur verhältnismäßig einfache technische Geräte – sie kosten auch nicht viel und sind frei verfügbar. Auf jeden Fall haben die Schüler also gezeigt, dass mit ein bisschen Vernunft und bestehenden Technologien wirklich neue Erkenntnisse gesammelt werden können. Außerdem haben sich die jungen Forscher mit ihrem cleveren Experiment den WWF Galileo Green Youngster Award erarbeitet. Am 12. Mai 2017 erhalten sie den Preis bei der Gala der Green Tec Awards in Berlin.