Schon Albert Einstein soll 1949 gewarnt haben: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.“
Möchte man die Wichtigkeit der Biene für unser Ökosystem verstehen, muss man bei ihrer Symbiose zur Pflanze beginnen: Die Biene braucht den Nektar der Pflanze als Nahrung zum Überleben, die Pflanze braucht einen Bestäuber, um ihren Pollen zu verbreiten und sich so zu vermehren. Biene und Blume geben und nehmen gleichermaßen voneinander – sie stehen also in einer Symbiose.
Unter allen Bestäubern spielt die Biene die größte ökologische Rolle, denn etwa 80 % aller einheimischen Blüten werden von der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera) bestäubt, und nur 20 % gehen auf das Konto von Hummeln, Wildbienen, Wespen und Schmetterlingen. Diese sind im Vergleich zur Biene oftmals spezialisiert auf eine Art oder arbeiten langsamer. Das macht die Honigbiene somit hauptverantwortlich für gute Ernten und Artenvielfalt.
Der Mensch kam erst mit ins Spiel, als er die Delikatesse Honig entdeckte und begann, die Bienen für seine Zwecke zu nutzen. Schon im alten Ägypten galt Honig als die Speise der Götter und in Griechenland wurden bereits 600 v. Chr. Imkereien betrieben.
In Deutschland gibt es heute etwa 90.000 Imker, wobei weniger als 1% ihre Imkerei erwebsmäßig betreiben. Leider ist das Hobby Imkerei wenig beliebt unter der jungen Generation. Es rücken kaum Bienenbegeisterte nach und das Handwerk droht auszusterben.
Vom plötzlichen Verschwinden der Bienen
Seit einigen Jahren kommt es zu periodisch auftretenden, massenhaften Sterbeereignissen von Bienenvölkern im Winter. Das sog. Colony Collapse Disorder (CCD) beschreibt das plötzliche Fehlen aller Bienen eines Stocks, wobei die Brut verbleibt. In unmittelbarer Nähe der Stöcke sind keine toten Bienen aufzufinden und es waren keine vorherigen Krankheitssymptome erkennbar.
Die Ursache/n dafür ist/sind bisher noch unklar. In den USA fielen dem mysteriösen Massensterben im Winter 2006/2007 etwa 80 % der Bienenvölker zum Opfer. In Deutschland waren die Verluste geringer, allerdings auch signifikant.
Der plötzliche Bienenschwund in unserem Land lässt sich größtenteils auf die Varroamilbe (Varroa destructor) zurückführen. Der kleine Schädling ist etwa 1,6 mm groß, also mit bloßem Auge erkennbar und befällt vor allem die Brut. Die Wachstumsphase und die Vermehrung der Milbe ist stark auf die Entwicklungsphase der Biene abgestimmt. Der Parasit dringt in die Brutzelle der Biene ein; dort legt er seine Eier und zieht die Larven. Die Biene selbst durchläuft ihre eigenen Larvenstadien in der Anwesenheit der Milbenbrut und kann sich gegen den Befall kaum wehren. Schon die Larven der Varroamilbe beginnen das Blut (die sog. Hämolymphe) der Bienenlarve zu saugen, bis sie als ausgewachsene Biene frühzeitig stirbt. Die Milben sind dabei nicht stationär an die Biene gebunden, sondern verbreiten sich durch sie innerhalb des Stocks bzw. werden weiter transportiert zu anderen Völkern.
Es gibt verschiedene Bekämpfungsmethoden bzw. -versuche (vorbeugend sowie akut), die den Schaden begrenzen, die Milbe jedoch nicht komplett außer Gefecht setzen können. Neuere Forschungsansätze wollen nun Bienenarten untersuchen, die die Varroamilbe besser unter Kontrolle haben – zum Beispiel wegen einem ausgeprägteren Putzverhalten – und dies auf die Westliche Honigbiene übertragen.
Die Varroamilbe ist nicht die einzige Bedrohung der Honigbiene
Über weitere Ursachen des Bienensterbens kann nur spekuliert werden, denn es kommen einige Faktoren zusammen. Ihre Bedeutsamkeit, vor allem im Zusammenspiel, kann nicht genau gemessen werden.
- Pestizide: Der Einsatz von Schädlingsbekämfungsmitteln in der Landwirtschaft hat nachweislich Einfluss auf die Fitness von Bienen. Dabei ist schwierig auszumachen, welche spezifischen Stoffe schädlich auf die Bestäuber wirken. Es gibt eine große Palette an Wirkstoffen im Einsatz gegen Schädlinge und oftmals handelt es sich dabei um Chemikaliengemische.
- (Infektiöse) Krankheiten: Bienen können sich zum Beispiel beim Raub eines ausgestorbenen Bienenstocks mit einem Virus infizieren.
- Transgene Pflanzen: Es existiert die Hypothese, dass genetisch veränderte Pflanzen (transgene Pflanzen) einen negativen Einfluss auf die Honigbiene haben können. Beispielsweise der Bt-Mais, dem ein fremdes Gen eingebaut wurde. Dieses produziert Toxine die aktiv gegen Insekten wirken. Ob diese Toxine ihre Schadwirkung auch gegenüber Bienen entwickeln konnte bisher wissenschaftlich nicht belegt werden.
Bienen in Städten?!
Seit ein paar Jahren schon wird das “urban beekeeping”, also das Imkern in Großstädten, immer beliebter, denn dieses sehr unkoventionelles Hobby bringt einige Vorteile mit sich.
In der Stadt gibt es zwar keine Felder und Wälder dafür aber Parkanlagen, bepflanzte Balkone und Verkehrsinseln sowie Alleen, Hausgärten usw., die für die Bienen unzählige und vor allem vielfältige Nektarquellen bergen. Außerdem lieben Bienen die Wärme und sind wegen der höheren Temperatur in Städten schon früher im Jahr unterwegs als ihre Landkolleginnen. Was die Umweltbelastung angeht, so leben Bienen in Städten sogar gesünder, denn Pestizide werden nicht (offiziell) versprüht.
Bienen sind faszinierende Insekten, auf deren Arbeit wir Menschen angewiesen sind. Es gibt viele Möglichkeiten, wie wir uns für Bienen einsetzen können. Alle wichtigen Informationen zu Imkerei und Fördermöglichkeiten findest Du auf den Seiten des Deutschen Imkerbundes.
Oder werde (Stadt-)Imker und baue dir einen eigenen Bienenkasten für deinen Balkon. Wie du am Besten anfängst und was es als Laie zu beachten gibt findest du auf www.bienenkiste.de.
Quellen und Links
- Bienenkiste.de: Tipps und Tricks zum Urban Beekeeping
- Imkerverein Tempelhof: Die Geschichte der Bienen-Haltung
- NABU: Weniger Wildbienen, weniger Blütenpflanzen
- Deutscher Imkerbund
- Honighäuschen.de: Varroamilbe
Lisa Oberschelp, RESET-Redaktion (21.02.2012)