Nur Bares ist Wahres – dieser Spruch könnte das erklärte Feindbild der Better Than Cash Alliance (BTCA) sein. Die „Besser als Bargeld Allianz“ argumentiert, dass die Digitalisierung den Geldverkehr nicht nur sicherer machen würde, sondern auch für mehr Transparenz, mehr Kontrolle sowie den finanziellen Aufschwung insbesondere ärmerer Regionen der Welt sorgen könnte. Ihr Ziel ist es daher, den Übergang zur digitalen Zahlung weltweit zu beschleunigen, indem sie:
- einen Übergang von Bargeld zur digitalen Zahlung unter Gesichtspunkten der finanziellen Inklusion sowie einer verantwortungsvollen digitalen Finanzierung fördert.
- Forschungen und Erhebungen zu Best Practices der Einführung digitaler Zahlungen durchführt. Die Erkenntnisse werden mit den Mitgliedern geteilt, um Strategien für den Übergang zur digitalen Finanzstruktur zu entwickeln.
- die Entwicklung von Infrastrukturen für digitale Zahlungen in den Mitgliedstaaten unterstützt. So sollen Kosten gesenkt, die Transparenz erhöht und die finanzielle Eingliederung – insbesondere von Frauen – vorangetrieben und das integrative Wachstum gefördert werden.
Gegründet wurde die Allianz 2012 von der Bill & Melinda Gates Foundation, der Citi Foundation, Visa und MasterCard sowie dem Omidyar Network und der United States Agency for International Development. Ihr Sekretariat hat die BTCA im eng mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen verwobenen Büro für Kapitalentwicklungsfonds der Vereinten Nationen (UNCDP) in New York. Zwischenzeitlich zählt die Allianz 25 Staaten, etliche internationale Organisationen sowie zahlreiche privaten Unternehmen zu ihren Mitgliedern.
Die Allianz hofft, durch ihre Arbeit gleich folgende 6 der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung zu fördern:
- Ziel 1: Armut in jeder Form und überall beenden
- Ziel 5: Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen erreichen
- Ziel 8: Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern
- Ziel 10: Ungleichheit innerhalb von und zwischen Staaten verringern
- Ziel 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen fördern
- Ziel 17: Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung wiederbeleben.
Was hat digitaler Zahlungsverkehr mit nachhaltiger Entwicklung zu tun?
Insbesondere in Niedriglohnländern haben wenige Menschen Zugang zu digitalen Finanzstrukturen, wie beispielsweise einem Bankkonto. Bezahlungen für Güter oder Dienstleistungen erfolgen dann ausschließlich mit Bargeld. Das hat verschiedene Nachteile.
Zum einen verursacht Bargeld immanent hohe Kosten: Es muss transportiert, gesichert und verwahrt werden und die Ein- und Ausgänge müssen buchhalterisch erfasst werden. Gleichzeitig hinterlässt Bargeld keine Spuren bei der Übergabe und fördert so die Vergabe unter der Hand, Geldwäsche, Korruption und Veruntreuung. Hat der oder die Angestellte tatsächlich den Lohn erhalten, der ihm oder ihr zusteht oder hat eine Mittelperson einen Teil abgezwackt? Wer erhält die Rente, die monatlich von einem Familienmitglied abgeholt wird, tatsächlich? Schwer zu sagen. Viele Frauen in Niedriglohnländern müssen zudem ihr Gehalt zu Hause direkt an das Familienoberhaupt abgeben und können nicht frei über ihren Lohn verfügen.
Zudem ist Bargeld besonders in weniger ausgebauten Regionen nicht überall verfügbar. Um an ihr Bargeld zu gelangen, müssen Menschen teilweise weite Strecken auf sich nehmen – was zudem auf dem Rückweg das Risiko von Überfällen birgt.
Ein weiterer Aspekt: Ohne den Zugang zu digitalen Finanzprodukten kommt es in der Regel auch nicht zu Spareinlagen für Investitionen, die Bildung der Kinder oder die eigene Altersvorsorge.
Studien der Better Than Cash Alliance zufolge kann der digitale Zahlungsverkehr all diese Bereiche verbessern. So senkt beispielsweise die Umstellung auf digitale Lohnzahlungen in einem Unternehmen nicht nur die administrativen Kosten, sondern sorgt zudem für mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Lohnstrukturen. Zudem erhalten die Arbeiter ihr Geld direkt, ohne Zwischenpersonen und Verzögerungen auf ein personalisiertes Konto, in das idealer Weise nur sie selbst Einblick und Zugriff haben. Ein dezentrales virtuelles Konto erhöht außerdem die Sicherheit für die Einzelperson, die ihr Geld jetzt nicht mehr Zuhause verstecken muss oder mit sich trägt.
Anderen Erhebungen zufolge ermöglicht die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs einen Einstieg in andere digitale Bereiche und sorgt so dort für digitale Inklusion, wo die Möglichkeiten der Digitalisierung sonst eher noch keine Rolle spielen.
Ein weiterer Vorteil der virtuellen Zahlung und Bezahlung: Während Bargeld-Bezugspunkte in vielen Regionen des globalen Südens rar gesät sind, verfügt heute bereits nahezu fast jeder Erwachsene – egal wo auf der Welt – über ein Mobiltelefon. Die Better than Cash Alliance fördert daher neben digitalen Finanztransfersystem und virtuellen Konten auch den Einsatz personalisierter Telefonguthaben, die für den Zahlungsverkehr genutzt werden können. In Kenia und vielen anderen Ländern weltweit feiert beispielsweise der mobile Zahlungsdienst M-Pesa bereits große Erfolge.
Warum sind also nicht alle für die Abschaffung des Bargelds? Die größten Bedenken hinsichtlich des digitalen Zahlens herrschen bezüglich des Datenschutzes. Denn bei jeder elektronischen Zahlung werden Daten hinterlassen und es besteht die Gefahr von Datenmissbrauch oder Datenraub. Die Ausweitung des virtuellen Zahlungsverkehrs setzt also starke und funktionierende Kontrollen der Sicherheitsvorkehrungen gegen diesen Missbrauch voraus.