Eine erfolgreiche Energiewende bedeutet nicht nur die Abkehr von fossilen Brennstoffen und den weiteren Ausbau von erneuerbaren Energien, sondern auch die Steigerung der Energieeffizienz und das Einsparen von unnötigen Verbräuchen. Über den Verkehrssektor bzw. E-Mobilität wird in diesem Zusammenhang viel gesprochen. Ein anderer Sektor geht jedoch in der Debatte allzu oft unter: Gebäude. In Deutschland verbrauchen wir mehr als ein Drittel der Energie in den vier Wänden, vor allem für Heizung und Warmwasser. Und entsprechend hoch sind die CO2-Emissionen.
„Der Gebäudesektor spielt eine entscheidende Rolle in der Energiewende. Hier wird mehr Energie verbraucht als im Verkehr oder in der Industrie, hier wird auch ein Großteil der für die Energiewende insgesamt aufzuwendenden Investitionen aufgebracht werden müssen“, so Andreas Kuhlmann, Sprecher der Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea).
Das ambitionierte Ziel der Bundesregierung: Bis 2050 soll der Gebäudebestand nahezu klimaneutral sein. Zu schaffen wäre das, allerdings müssten dazu erheblich größere Anstrengungen in Sachen energetischer Gebäudesanierung unternommen werden, als dies derzeit der Fall ist.
Wir brauchen also eine „Gebäudewende“! Es muss zum einen mehr Geld in die energetische Gebäudesanierung gesteckt und zum anderen mehr auf erneuerbare Energien bei Beheizung und Warmwasser gesetzt werden. Und zusätzlich können Gebäude auch durch smarte Technologien deutlich energieeffizienter werden.
Fallbeispiel: BeeBryte aus Frankreich
Ein Beispiel für eine solche Technologie ist die Cloud-basierte Software-Lösung von BeeBryte, mit welcher der Energiekonsum in Gebäuden optimiert werden soll. Das Lyoner Startup hat ein intelligentes System entwickelt, mit dem die Energie in Gebäuden smarter, effizienter und preiswerter eingesetzt werden kann. Dabei werden sämtliche Daten, wie der Energieverbrauch, der Strommarktpreis oder die aktuelle Wetterlage bzw. -vorhersage, rund um die Uhr analysiert. Der Algorithmus führt mit diesen Daten komplexe Berechnungen anhand von Machine Learning, Big Data und Predictive Analytics durch, um den tatsächlichen Konsum von Energie von ihrem Erwerb bzw. ihrer Erzeugung zu entkoppeln und so Kosten sowie CO2-Emissionen zu senken.
Ein Beispiel: Herrscht ein Energieüberschuss, sinkt der Strompreis am Markt. Dann wird über den intelligenten Algorithmus der günstige Strom gekauft; damit können dann E-Autos geladen oder die Energie kann in Batterien gespeichert werden, die BeeBryte im Gebäude installiert. Steigt der Strompreis wieder, kann auf die gespeicherte Energie zugegriffen werden, um den Bedarf des Gebäudes durchgehend zu decken. Im Bestfall erzeugen Solaranlagen auf dem Dach sogar selbst saubere Energie.
Energieeffizienz dank „Internet of Energy“
Alle Systemelemente sind über die Cloud miteinander verbunden. Wie ein Dirigent kann der sogenannte „Controller“ jedes einzelne Element wie Heizung oder Klimaanlage automatisch steuern und in Echtzeit den sich ändernden Umständen anpassen. Vergleichbar ist das Ganze also mit dem Internet of Things – nur handelt es sich hier um ein Internet of Energy. Und damit können laut BeeBryte bis zu 40 Prozent der Energiekosten eingespart werden.
Der Vorteil ist dabei jedoch nicht nur, dass Kosten gespart werden: Die bei Überschuss erworbene Energie ist unterm Strich auch wesentlich sauberer, als zu Zeiten, wenn Knappheit am Strommarkt herrscht. Denn um erhöhte Bedarfe decken zu können, springen oft klimaschädliche Kohlekraftwerke ein. Und diesen teuren, dreckigen Strom würde die schlaue Software eben gar nicht erst kaufen.
Gegründet wurde BeeBryte 2015 von Patrick Leguillette und Frédéric Crampé, einem Ex-Raketenwissenschaftler bei der NASA. Das Startup kann mit seinem intelligenten Energiesystem bereits einigen Erfolg verbuchen und u.a. einen Vertrag mit der Stadt Paris abschließen; außerdem gewann es wichtige Preise, darunter im vergangenen Jahr den „Start Up Energy Transition Award“ der Deutschen Energie Agentur (dena). Das Unternehmen bietet sein intelligentes Energiesystem als SaaS (Software-as-a-Service) an und berechnet dafür einen monatlichen Prozentbetrag der Kostenersparnis.
Interessant ist die Lösung von BeeBryte wohl vor allem für große, kommerziell genutzte Gebäude und Fabriken, die viel Energie verbrauchen. Denn es gilt ja: Wo viel verbraucht wird, kann auch viel eingespart werden. Aber nicht nur in Großprojekten, auch im Kleinen können schlaue Software- und Smart-Metering-Lösungen wie zum Beispiel von GreenPocket oder grüne Apps wie EcoGator viel Wirkung entfalten.