Nicht alle tropischen Wälder sind Regenwälder. Unterschiede bei der Bodenbeschaffenheit, Höhenlage oder Niederschlagsmenge führen zu verschiedenen Waldformen. Ist die Niederschlagsmenge hoch und gleichmäßig über das Jahr verteilt (mind. 2.000 mm/Jahr und 100 mm/Monat) entwickeln sich immergrüne Regenwälder. Sie bilden den Kern des Tropenwaldgürtels entlang des Äquators.
Der Tropenwaldgürtels entlang des Äquators
Hier regnet es jeden Tag und man findet die üppigste und artenreichste Tier- und Pflanzenwelt der Erde. Obwohl die tropischen Regenwälder nur etwa 11,5 Prozent der Landoberfläche der Erde bedecken, speichern sie in ihrer Biomasse über die Hälfte der weltweiten Niederschläge.
Drei Viertel der Böden in den Tropen sind sehr nährstoffarm. Sie sind sehr alt und ihre Mineralstoffe deshalb bereits stark ausgewaschen. Dass trotz der Unfruchtbarkeit der Böden üppige Tropenwälder entstehen können, liegt an einem perfekt entwickelten Recyclingsystem: Herabfallende Blätter, tote Tiere und Pflanzen verrotten zunächst an der Bodenoberfläche. Über dieses organische Material machen sich zahllose Kleintiere, Pilze und Bakterien her, zersetzen und mineralisieren es in einem sehr kurzen Zeitraum, so dass die Pflanzenwurzeln die Nährstoffe wieder aufnehmen können. Damit dies sehr schnell geht, haben vielen Bäume ein sehr flaches und effektives Wurzelwerk, das teilweise sogar nach oben wächst.
Pilze spielen in diesem Recyclingsystem eine sehr wichtige Rolle. Sie sind mit feinen Wurzeln der Bäume eine Symbiose eingegangen, was man als Mykorrhiza bezeichnet. Gemeinsam bilden sie einen äußerst effektiven Nährstoffkreislauf, der die Mineralien im Nährstoffkreislauf hält. Der Pilz erleichtert es dabei den Baumwurzeln Mineralien aufzunehmen und als Gegenleistung erhält er Fotosyntheseprodukte des Baumes.
Großflächiges Fällen von Bäumen lässt den Nährstofffilter leck werden: Die Mykorrhiza wird zerstört, die Nährstoffe fließen ab und gehen dem System für immer verloren. Wie gering der Nährstoffgehalt des Bodens tatsächlich ist, lässt sich am Stickstoffvorrat des Bodens messen. In Mitteleuropa liegen 94 Prozent der Vorräte im Boden vor und nur sechs Prozent sind in der Biomasse enthalten.
Ganz anders in den Tropen: Hier sind mehr als die Hälfte, nämlich 58 Prozent, in den Pflanzen gespeichert, im Boden befinden sich nur 42 Prozent. Hohe Energieeinstrahlung durch die Sonne, ganzjährig günstige Klimabedingungen, lückenlose Kreisläufe und höchste Biodiversität machen die Tropenwälder in ihrer jetzigen Form zu einem der Ökosysteme mit dem höchsten Umsatz an Biomasse auf der Erde: Tropische Regenwälder leisten zur gesamten Blattmasse der Erde einen Beitrag von 29 Prozent. Drei von vier der heute bekannten 1,85 Millionen Arten stammen aus den Tropen. Auf nur einem einzigen Quadratkilometer Wald in Panama wurden 41.000 Insektenarten gezählt!
Die regengrünen Feuchtwälder
Sie schließen sich nördlich und südlich der immergrünen Regenwälder an. Trockenzeiten und die Ausprägung von Jahreszeiten nehmen mit der Entfernung vom Äquator kontinuierlich zu. Regengrüne Feuchtwälder weisen eine Trockenzeit von zwei bis fünf Monaten auf. Die regengrünen Feuchtwälder gehen in Richtung der Pole fast nahtlos in die regengrünen Trockenwälder über. Die Trockenzeiten dauern länger, die Niederschlagsmenge nimmt ab. Jahreszeiten sind deutlich ausgeprägt. Allmählich werden die regengrünen Trockenwälder abgelöst durch die Savanne und reine Kakteenwälder.
Gezeitenwälder an den Küsten
In den Küsteregionen findet man einen Sondertyp von Tropenwäldern: Gezeitenwälder, die sogenannten Mangrovenwälder. Die Mangrovenwurzeln wachsen in Schlickablagerungen. Dabei fungiert das dichte Wurzelgeflecht der Mangroven als Schlickfänger: haben sie einmal Fuß gefasst, sammelt sich mehr und mehr Schlick an. Sie verhindern damit vor allem, dass Sedimente von Gezeitenströmungen weggeschwemmt werden. Mangroven schaffen sich damit letztendlich ihren eigenen, ständig wachsenden Lebensraum.
48 Prozent aller Wälder liegen in den Tropen und Subtropen. Die tropischen Wälder liegen innerhalb der Wendekreise, zwischen 23,5° nördlicher Breite und 23,5° südlicher Breite und bedecken mit rund 18,5 Millionen Quadratkilometern rund 40 Prozent der tropischen Landfläche. Als Primärregenwälder gelten Wälder im Urzustand. Ihre Entwicklung wurde nicht oder noch nicht merklich vom Menschen beeinflusst. Alle übrigen sind Sekundärregenwälder, d.h. vom Menschen genutzte Wälder, wozu z.B. die Forste zählen.
Der Wasserkreislauf der Regenwälder
Ein Viertel bis maximal die Hälfte seines Wasserbedarfs bezieht der Regenwald aus dem großen Wasserkreislauf: Wolken, die sich über den Ozeanen bilden, ziehen landeinwärts und regnen dort ab. Ein Teil der Niederschläge gelangt schließlich über Bäche und Flüsse wieder zurück ins Meer. Den größeren Anteil erhält er jedoch aus seinem eigenen, dem sogenannten kleinen Wasserkreislauf: Im Regenwald verdunsten große Mengen Wasser und bilden mächtige Regenwolken. Diese regnen über dem Wald ab und verdunsten erneut. Für den sich selbst tragenden kleinen Wasserkreislauf werden ausreichend große und zusammenhängende Waldgebiete benötigt. Modellrechnungen gehen davon aus, dass dieses Kreislaufsystem nur funktioniert, solange mindestens 50 Prozent der ursprünglichen, vor Beginn der Rodungen vorhandenen Waldflächen existieren. Durch Rodungen schrumpfen die Wälder jedoch nicht nur insgesamt, sondern es entstehen zunehmend viele kleine voneinander getrennte Waldflächen.
Experten befürchten, dass auf diese Weise eine Kettenreaktion eingeleitet werden könnte: Der kleine Wasserkreislauf würde empfindlich gestört und könnte sogar ganz zusammenbrechen; dann würden dem Wald die notwendige Wassermenge fehlen und das könnte den Rückgang der Tropenwälder beschleunigen.
Die Zerstörung der Regenwälder
In der Biomasse sowie in den Böden der tropischen Wälder ist eine gewaltige Menge des Treibhausgases Kohlendioxid gespeichert: Schätzungen gehen von 375 Milliarden Tonnen Kohlenstoff aus. Durch Verbrennung und Verrottung gelangt das in der Biomasse gespeicherte Kohlendioxid in die Atmosphäre. Man schätzt das durch die Rodung der Tropenwälder pro Jahr 0,6 bis 2,6 Milliarden Tonnen des Treibhausgases freigesetzt werden.
Weltweit werden jedes Jahr ca. 22 Milliarden Tonnen Kohlendioxid aus unterschiedlichen Quellen emittiert. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts waren 39 Millionen Quadratkilometer der Erdoberfläche bewaldet, etwa 19 Millionen davon mit tropischem Wald. Mitte des letzten Jahrhunderts war die Fläche noch fast doppelt so groß! Und der Flächenverlust dauert an: Heute werden jeden Tag durchschnittlich über 415 Quadratkilometer tropischer Regenwald gerodet. Das ist eine Fläche größer als München. Allein zwischen 1990 und 2000 gingen rund 900.000 Quadratkilometer Tropenwald unwiederbringlich verloren. Der kommerzielle Holzeinschlag zur Gewinnung von Nutzholz, das fast ausschließlich für den Export geschlagen wird, aber auch Brennholz, ist einer der wichtigsten Faktoren für die Rodungen. Auch ist die Flächengewinnung für die Landwirtschaft ein Grund. Einerseits entstehen Plantagen für den Anbau exportstarker Produkte (cash-crops) wie Soja, Kaffee, Zuckerrohr, Kakao, Palmöl oder Orangen. Andererseits wird Weideland für die Viehwirtschaft angelegt.
Selbst der eigentlich traditionelle Wanderfeldbau verschärft das Problem, denn in seiner heute vorherrschenden Form entspricht er kaum mehr der kleinteiligen Brandrodung der Ureinwohner. Vielmehr roden heute zahlreiche landlose Siedler unkontrolliert Parzellen im Tropenwald, um darauf Nahrungsmittel für den Eigenbedarf anzubauen. Aufgrund der schnell ausgelaugten Böden, die eine dauerhafte Nutzung mit stabilen Erträgen nicht zulassen, ziehen sie nach kurzer Zeit weiter und roden immer neue Flächen.
Unterschiedliche Infrastrukturprojekte tragen ebenfalls zum Rückgang der Tropenwälder bei. Der Bau von Siedlungen, Verkehrswegen oder Industrieanlagen ist hier genauso zu nennen wie die Errichtung von Stauseen für Wasserkraftwerke.
Ebenfalls kommt es zu Rodungen, um den Abbau von Bodenschätzen wie Kupfer, Nickel, Mangan, Gold oder Eisenerz zu ermöglichen. Als eine wirksame Maßnahme zum Erhalt wertvoller Ökosysteme und damit auch der Tropenwälder hat sich die Ausweisung von Schutzgebieten erwiesen. Zur Jahrtausendwende waren weltweit rund 12.750 Gebiete mit einer Fläche von über 12 Millionen Quadratkilometern geschützt, 30 Prozent dieser Gebiete sind Nationalparks.
Quellen und Links
- Costa Y Selva e.V. (2008)
- UN-Bericht: State of the World´s Forests 2007