Besonders in den subtropischen Regionen hat die Abholzung von Wäldern negative Auswirkungen auf Ökosysteme, Biodiversität und Klima. Auf der Insel Borneo (Indonesien) fällt der Wald zum Anbau von Monokulturen wie Palmöl – mehr als die Hälfte der Wälder sind dort bereits verschwunden. Hinzu kommen ein großflächiger Rohstoffabbau und ein stetiges Bevölkerungswachstum – Faktoren, die einer nachhaltigen Forstwirtschaft entgegenstehen und sich dabei stark auf die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung auswirken.
Die gemeinnützige Organisation Fairventures Worldwide begegnet diesem Problem mit unmittelbaren Lösungsansätzen. Mit ihren Projekten will die Organisation tropische Wälder wiederaufbauen und setzt bei der Aufforstung auf moderne Technologien und eine intensive Zusammenarbeit mit lokalen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Das soll der lokalen Bevölkerung zusätzliche wirtschaftliche Möglichkeiten aufzeigen und ihr eigenständiges Handeln sicherstellen.
Bei dem innovativen Ansatz der Organisation kommen schnell-wachsende Sengon-Bäume zum Einsatz, die zur Aufforstung degradierter Flächen verwendet werden. Sengon ist in Indonesien heimisch und besonders zur Aufforstung von Regenwäldern im Flachland geeignet. Durch das schnelle Wachstum sind die Bäume bereits nach sieben Jahren mit einem Durchmesser von etwa 90 cm erntereif und ihr Holz kann weiterverarbeitet werden. Darüber hinaus können in den so entstehenden Wäldern die Flächen unter den Bäumen für den Anbau von Nahrungsmitteln, wie Gemüse oder Gewürze, genutzt werden.
Das Projekt wird von der speziell hierfür entwickelten App TREEO begleitet. Kleinbäuerinnen und Kleinbauern können damit selbstständig Daten erfassen und tragen so zum Projektmonitoring bei. Über die App lässt sich das Wachstum der Bäume nachverfolgen und Daten über das eingespeicherte CO2 einsehen. Dadurch werden die Projektmaßnahmen kontinuierlich optimiert, zudem ist die App intuitiv und einfach anzuwenden. Zusätzliche Drohnen- und cloudbasierte Technologien überwachen die aufgeforsteten Gebiete, in denen Fairventures tätig ist, und stellen sie transparent in einer Webmap dar.
Holzbauten als nachhaltige Alternative
Aktuell geht das Aufforstungsprojekt noch einen Schritt weiter und wirkt damit einem präsenten Problem in der Region um Borneo entgegen:
Baustoffe wie Beton oder Aluminium und auch Stahl haben hier das traditionelle Bauwesen bereits zu großen Teilen ersetzt. Diese sind aber wenig nachhaltig und führen häufig dazu, dass die Räume überhitzen oder sich Schimmelpilz bildet. Um dem entgegenzusteuern, verarbeitet die Organisation in einem neuen DBU-geförderten Projekt das Leichtholz aus dem Sengon-Anbau zu Mehrschicht- und Leimholzlatten weiter, die so zum Baustoff für neue Gebäude werden. Bäume binden schon beim Aufwachsen CO2 und fördern Biodiversität, zudem kann Holz als leichter und tragfähiger Bau andere Rohstoffe mit höherem Kohlenstoffverbrauch ersetzen. Fairventures hat daher bereits vollständige Haussysteme aus Mehrschichtplatten aus dem nachhaltigen Rohstoff entwickelt. Die Grundelemente werden durch Platten aus regional nachwachsendem Bambus für Dacheindeckung und Fassaden ergänzt.
In einem Pilotprojekt in Kalimantan (Borneo) wurde der Ansatz schon im großen Maßstab umgesetzt. Rund um eine Aufzuchtstation für Sengon-Sprösslinge steht ein erster Waldcampus aus den Leichtholzplatten. Die Vorteile dieses neuen Bausystems sind vor allem, dass es anpassbar ist und so unter variierenden regionalen Gegebenheiten angewendet werden kann. Außerdem sind die Bauelemente von den lokalen Bewohner*innen leicht selbst herzustellen. Damit soll für sie eine neue, dauerhafte Einnahmequelle gesichert werden. Vor Ort findet daher auch ein intensiver Wissenstransfer durch Schulungen und Evaluationen statt.
Mit dem neuen Holzbauprojekt stützt sich die Organisation auf langjährige Erfahrung in der Aufforstung und Bewaldung degradierter Flächen im südostasiatischen Raum. Trotzdem steht Fairventures Worldwide weiterhin sehr reellen Herausforderungen gegenüber. Der ökonomische Mehrwert des Projekts könnte etwa einen Anreiz schaffen, in schon bestehenden Wald einzugreifen. Dem begegnen die Projektorganisator*innen, indem Flächen strenger kontrolliert werden und ein intensives Monitoring stattfindet. Genauso relevant ist aber auch die enge Zusammenarbeit mit der Leichtholzindustrie, da große Betriebe bereits Versuche unternommen haben, der lokalen Bevölkerung ihr Land abzukaufen. Auch die Kooperation mit den politischen Akteuren stellt sicher, dass das Projekt bestehen bleibt.
Das Projekt geht vor allem die im subtropischen Raum gegenwärtige Herausforderung an, dass der Lebensraum durch steigende Bevölkerungszahlen und die ausgedehnte Abnutzung von Boden und Rohstoffen immer knapper wird. Die Eigenverantwortung der lokalen Bevölkerung über Produkte und Land sind dabei der Kern des Vorhabens. Zurzeit werden in den Projektflächen etwa 5,4 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar im Jahr gespeichert. Ohne die Sengon-Bäume abzuholzen und weiterzuverarbeiten, wären dies laut Angaben der Organisation bis zu 25 Tonnen. Allerdings kann das Leichtholz in Form eines Baustoffs langfristig kohlenstoff-lastige Baumaterialien ersetzten und schafft zusätzlich noch einen Einkommensmehrwert für die Bevölkerung. Dadurch entsteht ein Rotationssystem, das neben der ökologischen auch die ökonomische und soziale Dimension von Nachhaltigkeit mitdenkt.