Wie würde eigentlich eine Welt aussehen, in der niemand mehr ein eigenes Auto besitzt? Vielleicht so: Statt nach dem Schlüssel zu kramen, zückt man das Smartphone und bestellt ein autonomes Fahrzeug per App, wenn man es braucht. Innerhalb von drei Minuten kommt es angerollt und fährt einen innerhalb der Stadt überall dort hin, wohin man möchte. Ist man mit Freunden unterwegs, können sich die Fahrzeuge miteinander verbinden und in der Gruppe umherfahren.
Genau dieser Vision geht das Startup Mobotiq nach. Das französische Startup feilt momentan an einem dezentralen Netzwerk von autonomen E-Fahrzeugen für die Mobilität von morgen. Anstelle sich dabei auf die Provision staatlicher Infrastrukturen zu verlassen, setzt das Startup auf Peer to Peer – ein Netzwerk aus der Nutzer-Community. Das bedeutet, dass die Nutzer des Dienstes selbst aktiv bei der Gestaltung der Fahrpläne werden, anders als beim ÖPNV, der von der Stadt oder der Gemeinde am Laufen gehalten wird.
Möglich machen soll das ein Sharing-Netzwerk, welches auf der Ethereum-Blockchain aufgebaut wird. Die Technologie erlaubt es, Anreize für Nutzer zu schaffen, sich selbst zu organisieren. Konkret heißt das, dass Nutzer Fahrzeuge selbst bauen und so immer mehr neue Städte mit der Idee für sich einnehmen sollen. Mobotiq wirbt mit “design it, build it, make it real”.
Eine Alternative zum eigenen Auto
Die Mobotiq-Fahrzeuge sind deutlich kleiner und effizienter als herkömmliche „Big Cars“. Darüber hinaus sollen die DIY-Stromer durch ihren modularen dreirädrigen Aufbau einfach zu warten und zu reparieren und dadurch langlebiger sein. Im Prototyp mit drei Rädern finden ein oder zwei Fahrgäste Platz, grundsätzlich wären aber auch andere Fahrzeugtypen für mehr Passagiere möglich.
Bis jetzt hat das Startup jedoch noch nicht verraten, wie seine eigene Rolle in so einem dezentralen Netzwerk aussehen könnte. Und es ist nicht die einzige Firma, die autonome Vehikel durch die Gegend schicken möchte, auch Googles Schwester Waymo oder Uber haben das vor – allerdings nicht mit von den Nutzern selbst konstruierten Fahrzeugen.
Es wird in jedem Falle noch eine ganze Weile dauern, bis die Vision der P2P-Flotte von Mobotiq wahr wird: In Paris soll es zum ersten Testlauf kommen, der Erfolg hängt aber einzig und allein von den Nutzern des Netzwerks ab, ob diese auch wirklich aktiv das Wachstum von Mobotiq mitgestalten möchten. Dieses Jahr soll zunächst das Konzept erprobt werden. 2019 möchte das Startup bereits voll funktionsfähige E-Dreiräder auf die Straßen bringen, die ganz legal genutzt werden dürfen. Gleichzeitig sollen die Nutzer dann mit der Produktion der E-Dreiräder beginnen. Bis 2020 wünscht sich das Startup ein Netzwerk aus 50.000 Peers, 4.000 Fahrzeugen in Paris und 30 aktiven Produzenten der Fahrzeuge.
Es bleibt fraglich, ob die finanziellen Anreize, die über die Blockchain geschaffen werden, hoch genug sind, um Nutzer dafür zu begeistern, ihre eigenen Fahrzeuge zu bauen und diese dann tatsächlich auch dem Community-Netzwerk zur Verfügung zu stellen.
Eins ist allerdings klar, egal ob selbstgebautes E-Dreirad oder Tesla: Damit Mobilität wirklich nachhaltig sein kann, müssen wir uns nicht nur von Diesel und Benzin verabschieden und auf Strom aus erneuerbare Energiequellen umsteigen – wir müssen uns auch unsere bisherige Vorstellung von Besitz überdenken. Und auch in ein Sharing-E-Auto sollten wir nur dann steigen, wenn wir unbedingt darauf angewiesen sind. Ansonsten tut’s auch das Fahrrad!
Du möchtest mehr über die Mobilität von morgen erfahren? Dann schau doch mal in unser Special zu E-Mobility!