Too Good To Go: Günstig und lecker essen und dabei Lebensmittel retten

In der EU landen jährlich 88 Millionen Tonnen Lebensmittel im Wert von 143 Milliarden Euro im Müll. Keinen kleinen Anteil daran hat die Gastronomie. Das Startup Too Good To Go will das nun mit ihrer App ändern.

Autor*in Marius Hasenheit, 05.04.16

Die Speisen und Lebensmittel, bei denen absehbar ist, dass sie übrig bleiben, können dann mit der Too Good To Go App und Internetplattform verkauft werden. Die Kunden bezahlen online und holen sich das Essen direkt beim Betrieb ab. Der Clou dabei: Die Kunden können sich ihre Boxen selber zusammenstellen. Das Startup bietet also eine Art Mischung aus Brunch und Take-Away-Service für frische Speisen. Ökologisch vorteilhaft ist es ebenfalls, da das Essen ansonsten im Müll landen würden.

Ein Gewinn für die Betriebe, sparsame Kunden und die Umwelt. Schließlich stehen hinter den Lebensmitteln Ressourcen wie Wasser, Boden, Dünger, aber auch Transportwege, die ansonsten „weggeworfen“ werden. Und wer einen Garten hat, der weiß: In jeder Tomate steckt auch eine ganze Menge Arbeit.

Bei einem Preis von 2.50€ pro Box geht ein Euro an das Startup, welches sich um die digitale Infrastruktur und den Kundenservice kümmert. Verkauft das Restaurant regelmäßig diese Boxen, kommt über das Jahr locker ein vierstelliger Betrag zusammen.

In Deutschland bauten Mai Goth Olesen und ihr Partner Jon Frisk das Team auf. Die Idee hinter der App kommt aus Dänemark, wo die beiden überzeugten Lebensmittelretter im Netz auf die Diskussion zwischen den Gründern der dänischen App Stian M. H. Olesen und Thomas Bjørn Momsen stießen. Die beiden waren so begeistert, dass sie  ihre Jobs kündigten und nach Deutschland zogen, um auch hier Too Good To Go aufzuziehen. In ihrem Heimatland Dänemark ging zu diesem Zeitpunkt das Startup bereits durch die Decke: Es gab 120 000 App-Downloads – die Hälfte davon allein in zwei Wochen. Inzwischen kooperieren dort 300 Betriebe mit dem Startup. Viele der neuen Kunden wurden auch durch den Sozialcharakter des Startups überzeugt: Die Boxen können nämlich auch an Obdachlose gespendet werden.

Und klar: Ökologisch ist das Startup sowieso – schließlich werden mit dem Retten der Lebensmittel auch sehr viele Ressourcen eingespart. Allerdings kritisieren manche Umweltbewusste den Verpackungsmüll, welcher durch die Take-away-Verpackungen entsteht. Too Good To Go setzt allerdings auch auf Wegwerfboxen, die aus Zuckerrohrfasern gefertigt werden. Bei der Beurteilung, ob diese Boxen wirklich nachhaltiger sind – schließlich wird das Zuckerrohr nicht lokal angebaut, und auch die Anbaubedingungen spielen eine große Rolle – ist es nützlich, dass sich ein Teil des Teams mit Produktzyklusanalysen auskennt.

Ob nun Plastik oder Zuckerrohr: Auf Nummer sicher geht man in Punto Nachhaltigkeit mit einer wiederverwendbaren Metallbox. Der deutsche Ableger von Too Good To Go sezt daher auch auf die Tiffin-Swing aus Berlin. Die Box wurde bereits durch das Tiffin-Projekt, welches die Box im Take-away-Bereich zu etablieren versucht, bekannt.

In Deutschland arbeiten 25 Leute für das Unternehmen. Ableger gib es inzwischen auch in Norwegen, Frankreich, Italien, Großbritannien und bald in Schweden. Nicht schlecht – schließlich ist das Unternehmen noch ziemlich jung.

Das Startup räumt nebenbei auch mit dem Image des „Lebensmittelrettens“ auf und macht es „salonfähig“. Lange Zeit sah es so aus, als wäre Lebensmittelverschwendung vor allem ein Thema für Aktivisten, die über die Plattform Foodsharing  kostenfrei die Reste abholen. Mai Goth Olesen meint, dass es mit dieser, inzwischen recht bekannten Plattform, keine Konkurrenz gäbe. Schließlich ergänzen sich die zwei Kozepte eher: Die einen „retten“ vor Ladenschluss, die anderen danach. Bei 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle in Deutschland kann man davon ausgehen, dass es „genug für alle gibt“. Neben der Plattform Lebensmittelretten und dem „containern“ oder „dumpstern“, also dem Klettern in Supermarktmülltonnen, gab es bisher nur wenige Geschäftsmodelle mit den Lebensmittelresten. Bekannt wurden bislang einige Caterer oder ein geplantes Restaurant, welches mit Resten kochen will.

To Good To Go beweist nun, dass hinter der Lebensmittelverschwendung nicht nur eine große Ressourcen- und Geldverschwendung steckt, sondern auch ein großes Interesse und nicht zuletzt ein großer Markt. Inzwischen schauen sich auch einige Investoren das Startup an.

Doch ob nun mit oder ohne App: Hauptsache genießbare Lebensmittelreste kommen dahin wo sie hingehören: Auf den Teller!

MARKIERT MIT
FoodCloud – mehr als eine App gegen Lebensmittelverschwendung!

Das Startup "FoodCloud" wollte verhindern, dass nicht verkaufte Lebensmittel in Supermärkten weggeworfen werden. Jetzt ist es seinem Ziel einen entscheidenen Schritt näher gekommen: Nun holen gemeinnützige Organisationen die überschüssige Nahrung ab. Zu verdanken ist das ihrem Engagement und der dazugehörigen App. 

Nachdenken vorm Essen hilft Sparen

"Think, Eat, Save" (deutsch "Denken, Essen, Sparen") heißt eine Kampagne, die das UN-Umweltprogramm UNEP und die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO ins Leben gerufen haben. Mit ihr soll auf darauf aufmerksam gemacht werden, dass etwa ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel weggeworfen werden - vor allem in den reichen Ländern.

Lebensmittelverschwendung

In Deutschland landen jährlich rund 20 Millionen Tonnen oft noch genießbarer Lebensmittel im Müll. Die Aktualität des Themas geht jedoch weit über die Grenzen der Bundesrepublik und auch Europas hinaus. Lebensmittelverschwendung ist ein globales Problem - weltweit wird etwa die Hälfte der produzierten Nahrungsmittel verschwendet.