Alles Open: So war der Summit of Newthinking

diptic_1352977333155
©

Ende letzter Woche fand zum ersten Mal der Summit of Newthinking in Berlin statt. Die Konferenz näherte sich aus ganz verschiedenen Perspektiven dem Trendbegriff "Open". RESET war als Medienpartner dabei.

Autor*in Helge Peters, 21.11.12

Organisiert von der Agentur Newthinking, die unter anderem das bekannteste deutsche Blog zur Netzpolitik betreibt, versammelte die Konferenz ein großes Spektrum an Rednern: Von Open Data bis Open Innovation, Open Governement bis Open Education, Open Source bis Open Business war alles versammelt, was sich im weitesten Sinne unter „offenen Strategien“ fassen lässt. Ob dieser sehr weiten inhaltlichen Klammer war der Zusammenhang zwischen den verschiedenen Vorträgen zunächst wenig fassbar, im Laufe der Konferenz schälte sich dann dennoch die Gemeinsamkeit heraus: Durchlässigere Grenzen von Organisationen, mehr Kollaboration, Transparenz und ein starker Fokus auf die Nutzung offener Daten und Infrastrukturen sollten die Themen der Konferenz bestimmen. Inspiriert von der Open Source-Bewegung in der Softwareentwicklung, bei der Entwickler gemeinsam am offenen Quellcode arbeiten, ohne dass zunächst ein Profitinteresse im Vordergrund steht, wurde versucht, dieses Modell auf andere gesellschaftliche Bereiche auszuweiten.

Der Mediensoziologe Friedrich Kauder berichtete etwa von Versuchen in Großbritannien, mittels offener Daten zu Lebensqualität und Kriminalität neue Interfaces für Stadtbewohner zu entwickeln, mit denen sie bessere Entscheidungen in ihren Communities treffen können. Besonders interessant war hier das Spannungsverhältnis zwischen quantitativen Daten und qualitativer Interpretation: Denn wenn man ohne kulturelle Interpretation nur anhand der quantitativen Kriminalitätsdaten urteilt, erscheinen etwa Nachtclubs als veritable Kriegsgebiete, obgleich jeder Stadtbewohner weiß, wie man sich dort sicher bewegen kann. Wie der neue Reichtum an offenen Daten also zu nutzen wären, ohne dass eine allgemeine Sicherheitshysterie befördert wird, scheint eine wichtige Frage für die Zukunft.

Im Kontext der Versuche, die Freiheit im Internet im Zeichen der Sicherheit – vor Cyberterror und Online-Kriminalität – einzuschränken, rief Ben Scott vom Open Technology Institute dazu auf, sich nicht auf große Protestaktionen zu beschränken. Mobilisierungen wie etwa gegen ACTA oder die Vorratsdatenspeicherung bezeichnete Scott als Outside Game, das von außen versucht, mit Druck auf das politische System freiheitsbeschränkende Gesetzesvorhaben zu verhindern. Die Erfahrung in den USA zeige, dass dies durch ein Inside Game, also die Entwicklung eigener Gesetzesvorlagen, ergänzt werden müsse. Ein deutlicher Aufruf also an die sogenannte Netzgemeinde in Deutschland, sich konstruktiver als bisher am politischen Geschehen zu beteiligen.

Philipp Mahr erklärte, wie sich größere Transparenz in der Messung des Energieverbrauchs von Haushalten herstellen lässt. Mittels intelligenter Stromzähler lässt sich genau abbilden, welche stromverbrauchenden Geräte zu welcher Tageszeit genutzt werden – auch hier werden wieder Daten produziert, die nicht nur dem Einzelnen einen besseren Überblick über den eigenen Energiefußabdruck bieten, sondern sich auch zur effizienteren Energielieferung nutzen lassen.

Eine gute Zusammenfassung, was offene Strategien im Zusammenhang mit Wirtschaft und Politik noch alles bedeuten können, gibt es bei Creative Destruction & Me. Insgesamt war die Konferenz ein sehr spannender erster Aufschlag, um Menschen zusammen zu bringen, die sich mit Open Source-Strategien jenseits von Software beschäftigen. Und einzelne Projekte wie openstate.cc zeigen, dass das Thema Open auch für eine nachhaltige Zukunft noch relevant werden wird.

©
Die Digitalisierung kann die nachhaltige Landwirtschaft voranbringen – unter bestimmten Voraussetzungen

In der Landwirtschaft ist die Digitalisierung längst angekommen. Wie aber zahlen diese Entwicklungen auf den Umwelt- und Klimaschutz ein? Wir stellen Lösungen vor.

Baus Taka
Baus Taka
Eine neue App bringt das Abfallmanagement in Mombasa voran

Die App Baus Taka bietet Nutzer*innen in Mombasa die Möglichkeit, Abfälle sammeln und recyceln zu lassen und damit Geld zu verdienen.

Essbare Elektronik: Mit verdaulichen Robotern und nahrhaften Drohnen Elektroschrott reduzieren

Schon mal von essbarer Elektronik gehört? Klingt nach einem Widerspruch, könnte aber - neben anderen Vorteilen - eine Lösung gegen Elektroschrott sein.

Dieses Logistik-Tool verbessert die humanitäre Hilfe und senkt die Kosten für das Internationale Rote Kreuz drastisch

Das Internationale Rote Kreuz versorgt Menschen in Not mit lebenswichtigen medizinischen Gütern. Ein Logistik-Tool verbessert ihre komplizierte Arbeit.

„Die Landwirtschaft kann so viel mehr als Lebensmittel produzieren.“ Interview mit Sonoko Bellingrath-Kimura (ZALF)

In der Landwirtschaft werden vor allem Lebensmittel produziert. Sie kann aber auch zum Schutz von Klima und Natur beitragen. Welche Rolle der Digitalisierung dabei zukommt, darüber haben wir mit Prof. Dr. Sonoko Dorothea Bellingrath-Kimura gesprochen.

Elektroschrott – „e-waste“

Der Durchschnittscomputer eines westlichen Nutzers hat eine Halbwertszeit von wenigen Monaten. Dann muss ein Neuer her: mehr Arbeitsspeicher, neue Grafik- und Soundkarten oder ein "cooleres" Design werden benötigt. Das gleiche Schicksal ereilt Smartphones und andere technische Geräte. Doch was passiert mit dem Elektroschrott?

Kinderarbeit – Warum arbeiten Kinder?

Laut UN-Kinderrechtskonventionen hat jedes Kind das Recht zu spielen, zur Schule zu gehen, eine Ausbildung zu machen und sich zu erholen. Für weltweit mehr als 168 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren sieht die Realität nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) jedoch ganz anders aus.

Joseph Maina
Joseph Maina
Interview mit Joseph Maina, RESETs Stimme aus Kenia

Joseph Maina ist freiberuflicher Journalist und lebt in der kenianischen Stadt Naivasha – und er schreibt für RESET über Nachhaltigkeit und Digitalisierung in Kenia.