Organisiert von der Agentur Newthinking, die unter anderem das bekannteste deutsche Blog zur Netzpolitik betreibt, versammelte die Konferenz ein großes Spektrum an Rednern: Von Open Data bis Open Innovation, Open Governement bis Open Education, Open Source bis Open Business war alles versammelt, was sich im weitesten Sinne unter „offenen Strategien“ fassen lässt. Ob dieser sehr weiten inhaltlichen Klammer war der Zusammenhang zwischen den verschiedenen Vorträgen zunächst wenig fassbar, im Laufe der Konferenz schälte sich dann dennoch die Gemeinsamkeit heraus: Durchlässigere Grenzen von Organisationen, mehr Kollaboration, Transparenz und ein starker Fokus auf die Nutzung offener Daten und Infrastrukturen sollten die Themen der Konferenz bestimmen. Inspiriert von der Open Source-Bewegung in der Softwareentwicklung, bei der Entwickler gemeinsam am offenen Quellcode arbeiten, ohne dass zunächst ein Profitinteresse im Vordergrund steht, wurde versucht, dieses Modell auf andere gesellschaftliche Bereiche auszuweiten.
Der Mediensoziologe Friedrich Kauder berichtete etwa von Versuchen in Großbritannien, mittels offener Daten zu Lebensqualität und Kriminalität neue Interfaces für Stadtbewohner zu entwickeln, mit denen sie bessere Entscheidungen in ihren Communities treffen können. Besonders interessant war hier das Spannungsverhältnis zwischen quantitativen Daten und qualitativer Interpretation: Denn wenn man ohne kulturelle Interpretation nur anhand der quantitativen Kriminalitätsdaten urteilt, erscheinen etwa Nachtclubs als veritable Kriegsgebiete, obgleich jeder Stadtbewohner weiß, wie man sich dort sicher bewegen kann. Wie der neue Reichtum an offenen Daten also zu nutzen wären, ohne dass eine allgemeine Sicherheitshysterie befördert wird, scheint eine wichtige Frage für die Zukunft.
Im Kontext der Versuche, die Freiheit im Internet im Zeichen der Sicherheit – vor Cyberterror und Online-Kriminalität – einzuschränken, rief Ben Scott vom Open Technology Institute dazu auf, sich nicht auf große Protestaktionen zu beschränken. Mobilisierungen wie etwa gegen ACTA oder die Vorratsdatenspeicherung bezeichnete Scott als Outside Game, das von außen versucht, mit Druck auf das politische System freiheitsbeschränkende Gesetzesvorhaben zu verhindern. Die Erfahrung in den USA zeige, dass dies durch ein Inside Game, also die Entwicklung eigener Gesetzesvorlagen, ergänzt werden müsse. Ein deutlicher Aufruf also an die sogenannte Netzgemeinde in Deutschland, sich konstruktiver als bisher am politischen Geschehen zu beteiligen.
Philipp Mahr erklärte, wie sich größere Transparenz in der Messung des Energieverbrauchs von Haushalten herstellen lässt. Mittels intelligenter Stromzähler lässt sich genau abbilden, welche stromverbrauchenden Geräte zu welcher Tageszeit genutzt werden – auch hier werden wieder Daten produziert, die nicht nur dem Einzelnen einen besseren Überblick über den eigenen Energiefußabdruck bieten, sondern sich auch zur effizienteren Energielieferung nutzen lassen.
Eine gute Zusammenfassung, was offene Strategien im Zusammenhang mit Wirtschaft und Politik noch alles bedeuten können, gibt es bei Creative Destruction & Me. Insgesamt war die Konferenz ein sehr spannender erster Aufschlag, um Menschen zusammen zu bringen, die sich mit Open Source-Strategien jenseits von Software beschäftigen. Und einzelne Projekte wie openstate.cc zeigen, dass das Thema Open auch für eine nachhaltige Zukunft noch relevant werden wird.