Die Plattform Workeer ist laut Selbstauskunft „die erste Jobbörse für Geflüchtete und Arbeitgeber“ in Deutschland. Und tatsächlich: Mit ihrer Popularität konnten die Initatoren Philipp Kühn und David Jacob immerhin 1654 Arbeitgeber zum inserieren bringen. Das ist umso erstaunlicher wenn man bedenkt, dass die beiden die Plattform im Rahmen ihrer Bachelorarbeit entwickelten.
Wesentlich kleiner ist die Initiative Mygrade, die vor allem in Berlin und Düsseldorf aktiv ist. Auch Mygrade will sich um die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt kümmern. Ihr Ansatz beruht eher auf greifbaren Treffen und persönlichen Netzwerken anstatt einer bloßen Plattform. Diese Arbeitsweise schränkt allerdings auch die Anzahl der vermittelten Geflüchteten stark ein.
Rocket Internet bleibt nicht außen vor
Doch die Jobplattform-Spielwiese blieb nicht kleinen Jungunternehmen und Initiativen überlassen: auch die Startup-Fabrik Rocket Internet mischt mit. Der deutsche Ableger ihrer Jobplattform Everjobs kooperiert mit der Studenteninitiative Kiron Open Higher Education, einer Online-Uni für Geflüchtete. Ein offensichtlicher Vorteil ist, dass die Plattform auch auf Englisch angeboten wird – dafür fehlten Workeer und Mygrade bisher schlichtweg die Mittel. Die Jobplattform und die Online-Universität sollen sich mit ihren praktischen und theoretischen Bildungsangeboten perfekt ergänzen.
Fachkräftemangel, Messen & die Zeitarbeitsfirma, die sich selber abschaffen will
Eine andere Zielgruppe machte sich Arrivo-Berlin aus: Der Plattform geht es primär um die unbesetzten Lehrstellen in Berliner Betrieben. Hier geht es ganz klar um den Fachkräftemangel. Um die Lehrstellen zu besetzen setzt die Initiative nicht nur auf eine Onlinepräsenz, sondern organisiert auch Jobmessen, die sowohl von Firmen als auch von Geflüchteten sehr gut besucht werden.
Ganz anders der Ansatz von Avenir-Berlin. Deren buntes Team gründete eine soziale Zeitarbeitsfirma. Mit ihrer Hilfe werden den Arbeitgebenden Risiken und bürokratischer Aufwand abgenommen. Gleichzeitig erhalten die Geflüchteten Hilfe auf dem unübersichtlichen Arbeitsmarkt – auch Übersetzungen und Hilfe bei Behördengängen bietet Avenir-Berlin an. Langfristiges Ziel bleibt jedoch, Geflüchteten eine feste Anstellung zu finden – lediglich der Weg dorthin soll vereinfacht werden.
Einer geht noch: Jobbörse.de ist nun dabei
Vor kurzem wurde nun das Plattform-Ökosystem um einen Schlüsselakteur reicher: Jobbörse stieg ein und gründete eine eigene Seite für Geflüchtete. Bisher sind dort nur eine Handvoll Jobs gelistet. Doch da das Unternehmen nach eigener Aussage 1,5 Millionen Besucher monatlich erreicht könnte sich das bald ändern. Geflüchtete können sich wie bei anderen Plattformen ein Profil anlegen. Zusätzlich gibt es einen Leitfaden für Unternehmen, um regelmäßig auftauchende Fragen zu klären.
Wenn alle deutschlandweit agieren, sind lokale Angebote die Lösung?
Es gibt immer wieder Fälle, da ist es gut, nicht den Anspruch zu haben, gleich das ganze Bundesgebiet abzudecken. Geflüchtete Wissenschaftler, die nun in Leipzig leben, können beispielsweise gezielt alle gesammelten Angebote auf einer Universitäts-eigenen Seite durchsuchen. So vereinfacht die Universität Leipzig den Zugang zu Bibliotheken, lädt zu Gastvorlesungen ein und ermöglicht schlussendlich den Wissenschaftlern die Fortführung ihrer Forschungstätigkeit in Deutschland.