Verschiedene Wassergewächse haben in den letzten Jahren verstärkte Aufmerksamkeit erhalten – und zwar nicht nur wegen der angeblichen „Superfood“-Eigenschaften. Vielversprechende Studien haben zum Beispiel gezeigt, dass Kühe, die mit kleinen Mengen an Algen gefüttert werden, deutlich weniger Methan emittieren, und das Post Carbon Lab entwickelt algenbeschichtetes Gewebe, das CO2 aus der Luft saugen kann.
Nun hat eine neue Forschungsarbeit aus den USA mit Hilfe von Raumanalysedaten überzeugend dargelegt, dass Unterwasserwiesen aus Seegras helfen könnten, Küstenökosysteme zu schützen und „tote Zonen“ im Meer zu verhindern.
Zu viel des Guten in unseren Meeren
Sehr häufig fließen Düngemittel, die hohe Mengen an Nährstoffen enthalten und das Wachstum von Pflanzen fördern, vom Land ab und gelangen ins Meer. Doch diese Nährstoffe sind ein wachsendes Problem für die Gewässer unserer Welt. Für den Menschen haben Nährstoffe normalerweise eine positive Konnotation, aber es kann zu viel des Guten geben. Wenn große Mengen Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor in die Gewässer gelangen, führt dies zu übermäßigem Algenwachstum. Und auch wenn die Algenblüten vorübergehend Sauerstoff erzeugen, sterben sie schnell ab, wodurch der Sauerstoffgehalt im Wasser sinkt und viele Meereslebewesen sterben.
In den letzten Jahren hat die Nährstoffverschmutzung dramatisch zugenommen: Allein zwischen 2003 und 2013 ist sie weltweit um 65 Prozent gestiegen.
Seegras bindet Nitrat und Phosphor
Die strategische Anpflanzung von Seegras in küstennahen Ökosystemen ist eine der wenigen bekannten Möglichkeiten, überschüssige Nährstoffe aus dem Wasser zu entfernen und so die Auswirkungen der schädlichen Algenblüte abzumildern. Seegras hat einen längeren Lebenszyklus als viele Algen, was Umwälzungen im Ökosystem verhindert, und seine Wedel können Nährstoffe wie Nitrate und Phosphor einschließen.
Die Forscher*innen der Seaweed Working Group haben das Potenzial der Seegras-Aquakultur erforscht und plädieren am Beispiel des Golfs von Mexiko dafür, dass die USA die Seegraszucht in ihre Strategie zur Bekämpfung der Nährstoffverschmutzung einbeziehen sollten.
Der Golf von Mexiko enthält eine der größten hypoxischen Zonen – ein Gebiet ohne Sauerstoff – der Welt, die auf 18.000 Quadratkilometer geschätzt wird. Dies ist größtenteils auf überschüssige Nährstoffe zurückzuführen, die den Mississippi hinuntergespült werden. Im Mai 2019 schüttete der Fluss täglich durchschnittlich mehr als 5.000 Tonnen Nitrat und 800 Tonnen Phosphor in den Golf – kolossale Zahlen, die schwer zu ergründen sind.
Mit Hilfe von räumlichen Analysedaten identifizierten die Forschenden geeignete Flächen für den Seegrasanbau. Sie fanden heraus, dass eine große Fläche – etwa 63.000 Quadratkilometer – potenziell für die Aquakultur zur Verfügung steht. Das ist mehr als genug, um die regionalen Ziele der USA zur Reduzierung der Verschmutzung zu erreichen.
Zusätzlich zu den greifbaren Vorteilen für die Umwelt gehen die Forschenden auch davon aus, dass ein Anstieg der Seegraszucht ein Segen für die Wirtschaft sein könnte. Derzeit untergräbt die Nährstoffverschmutzung massiv die Fischerei im Golf von Mexiko, die viele lokale Arbeitsplätze bietet und einen Großteil des US-Marktes für Meeresfrüchte ausmacht.
Zudem hat Seegras auch eine Reihe anderer Verwendungsmöglichkeiten, die im Zusammenhang mit der Ausweitung der Aquakultur genutzt werden könnten. Auch wenn Seegras, das einem hohen Verschmutzungsgrad ausgesetzt ist, wahrscheinlich nicht für den Verzehr geeignet sind, können sie auch zur Herstellung von Stoffen, (essbaren) Biokunststoffen und Biokraftstoffen verwendet werden.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Sarah-Indra Jungblut und erschien im Original zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.