Ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, die Menschen trotz Arbeit in Armut leben lassen, sind gerade im IT-Bereich keine Seltenheit. Die Arbeiter*innen sind Gesundheitsrisiken ausgesetzt und arbeiten häufig bis zu zwölf Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Regelmäßig werden sie um Teile ihres Lohnes und ihrer Sozialleistungen betrogen.
Vielen Konsument*innen sind die inhumanen Arbeitsbedingungen nicht bewusst – und auch nicht, dass mit dem Anstieg unseres Konsums zugleich der Ressourcenverbrauch und der Berg an Elektroschrott stetig steigt. Der RESET-Artikel Umweltproblem: Mobiltelefon veranschaulicht den Rohstoffverbrauch anhand eines Mobiltelefons und zeigt, dass bei der Gewinnung der Rohstoffe nicht nur Arbeitsrechte, sondern auch oft Umweltstandards missachtet werden.
Von politischer Seite wird bisher nicht genug getan, um die Hersteller zur Verantwortung zu ziehen. Bei der Anschaffung smarter Geräte haben wir nach wie vor wenig Möglichkeiten zu erkennen, ob die Hersteller soziale und ökologische Kriterien bei der Produktion berücksichtigen.
Was also kannst du tun, um die Entwicklung fairer IT voranzutreiben?
Hinterfrage dein Konsumverhalten
Viele von uns kennen es: Wir besitzen ein Smartphone oder einen Laptop nur für wenige Monate. Dann ist es Zeit für ein neues Gerät mit mehr Funktionen, besserer Leistung und ansprechenderem Design. Das alte Elektrogerät wird ausgemustert, womöglich ohne groß darüber nachzudenken. Aber: Muss es wirklich das neuste Smartphone sein, obwohl das „alte“ noch einwandfrei funktioniert?
Grundsätzlich ist natürlich zu empfehlen, nur wirklich notwendige Anschaffungen zu tätigen. Wenn es dann tatsächlich darum geht, ein neues Elektrogerät auszuwählen, hast du durchaus eine Wahl. Diese sollte nicht nur vom Design und Arbeitsspeicher abhängen, sondern vor allem von der Haltbarkeit und den Produktionsbedingungen. Oder du wählst die Second-Hand-Variante. Gebraucht kaufen ist ökologisch sinnvoll und günstiger noch dazu.
- Bei Asgoodasnew, Rebuy und Refurbed kannst du gebrauchte Elektronik online kaufen. Alle Produkte sind technisch einwandfrei, ihr Zustand unterscheidet sich lediglich nach neu, sehr gut und gut.
- Fairmondo schafft zudem eine faire Alternative zu den Marktriesen im Online-Handel. Hier kann mit jeder Art von Artikeln, von Elektronik bis hin zu Büchern, gehandelt werden. Dabei werden faire, nachhaltige und qualitative Produkte besonders gefördert.
- Vireo.de bietet zwar keine „Secondhand-Elektronik“, es handelt sich jedoch um einen Online-Shop mit dem Ziel, nachhaltige und umweltfreundliche Produkte in den Bereichen Unterhaltungselektronik, Haushaltselektronik und Spielzeug anzubieten. Die Produkte sind dabei überwiegend aus recycelbaren oder recycelten Materialien.
Suche Alternativen
Teil dieser bewussten Kaufentscheidung ist die Suche nach Alternativen – und davon gibt es mittlerweile wenigstens eine Handvoll.
Die folgenden Alternativen sind bereits zu erwerben:
- Phonebloks: Designer Dave Hakkens hat ein modulares Smartphone entwickelt mit dem Ziel, Elektroschrott zu verringern.
- Shiftphone: Bei der Fertigung des Shiftphones soll niemand ausgenutzt werden, stattdessen werden faire Löhne und Arbeitszeiten, keine Kinderarbeit sowie gute Arbeitsbedingungen garantiert. Die Mobiltelefone sind frei von Konfliktmaterialien wie zum Beispiel Coltan und die Umwelt soll nicht unnötig belastet werden. Langlebigkeit wird durch einfach austauschbare Einzelteile garantiert.
- Fairphone: Das Mobiltelefone von Fairphone wird unter möglichst fairen Bedingungen hergestellt, dabei ist das verbraucherfreundliche Ökodesign besonders modular und reparierbar aufgebaut ist. Hier wird ebenso auf faire Löhne und Arbeitsbedingungen sowie eine umweltfreundliche Produktion gesetzt. Wir haben unter die Lupe genommen, was die Experten zum Fairphone sagen: Fairphone2 – Das weltweit nachhaltigste Smartphone?
- NagerIT: Um einen wichtigen Schritt zu fairer IT beizutragen, widmet sich NagerIT der fairen Produktion von Computermäusen. Dabei wird die Maus regional in einer Integrationswerkstatt in Regensburg produziert, die gesamte Lieferkette ist auf der Webseite veröffentlicht, wie die unten stehende Abbildung veranschaulicht.
© Nager IT
Grüne Elektronik finden
Leider gibt es nur wenige Hersteller, da vollständig faire und grüne IT anbieten. Die folgenden Guides helfen aber dabei, Hersteller mit guten oder zumindest etwas besseren Ansätzen ausfindig zu machen.
Die unabhängige, französische Umweltberatung GreenFlex bietet Nutzern das interaktive Tool EcoGuide IT an, welches die nachhaltigste Option für verschiedene IT-Geräten bestimmt. Die Datenbank verfügt über elf verschiedenen Kategorien von Geräten. Die Nachhaltigkeit der einzelnen IT-Produkte wird nach folgenden drei Kriterien festgelegt: Lebenszyklus des Produkts, der Energieverbrauch des Produkts und Corporate Social Responsibility (CSR) des Herstellers.
Auch Greenpeace ist in diesem Bereich aktiv und hat einen Guide to greener electronics entwickelt. Der Guide bewertet die führenden Elektromarken im Hinblick auf ihr Engagement und ihren Fortschritt bezüglich drei Umweltkriterien: Energie und Klima, umweltfreundliche Produkte und nachhaltiges Wirtschaften.
Das Berliner Unternehmern Earth Ratings hat ein kostenloses Browser-Plug-in für Chrome und Firefox entwickelt, welches Online-Käufer*innen bei einer nachhaltigen Kaufentscheidung helfen soll. Beim Produktkauf wird auf soziale und ökologische Auswirkungen hingewiesen. Die App befindet sich noch im Aufbau.
Die Nichtregierungsorganisation WEED – Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung e.V. mit Sitz in Berlin setzt sich seit vielen Jahren für Arbeitsrechte und Umweltgerechtigkeit in der Elektronikindustrie ein. WEED ist Mitglied im GoodElectronics Netzwerk, einer weltweiten Vernetzung von Arbeitsrechtsorganisationen im IT-Sektor.
Das aktuelle Projekt von WEED und sechs weiteren NGOs nennt sich Electronics Watch. Electronics Watch fungiert als eine unabhängige Monitoring-Organisation zur Überprüfung der Arbeitsbedingungen in der globalen Elektronikindustrie. Electronics Watch unterstützt Großabnehmer von IKT wie Laptops, Computer, Smartphones und Drucker, die in ihren IKT-Ausschreibungen soziale Kriterien einfordern und dies auch kontrollieren wollen.
Weitere Schritte für ein „grünes“ Netz
- In unserem Hintergrundartikel Der digitale Fußabdruck – Ressorcenverbrauch im Netz geben wir dir einen Überblick darüber, was sich hinter deinem digitalen Fußabdruck verbirgt, wer die größten Stromfresser sind und Ansatzpunkte, wie das Netz grüner und sozial gerechter werden könnte.
- Tipps, wie du deinen persönlichen Fußabdruck im Netz verkleinern kannst, findest du hier: So verkleinerst du deinen digitalen Fußabdruck
- Schon gewusst, dass deine gespeicherten E-Mails permanent Strom verbrauchen? Deinen Posteingang zu „entrümpeln“ ist also ein einfacher Weg, deinen Energieverbrauch zu reduzieren: E-Mails löschen, Umwelt schonen: Tipps für ein grünes Mailkonto