Aid:Tech verteilt digitale Identitäten und sichere Spenden mithilfe der Blockchain

Aid:Tech verteilt Spendengelder mit einem einfachen QR-Gutscheincode.

Aid:Tech will verhindern, dass Entwicklungshilfsgelder durch Korruption oder Betrug verloren gehen – und erschafft mit der Blockchain eine direkte, unkorrumpierbare Beziehung zwischen Gebern und Begünstigten.

Autor Mark Newton:

Übersetzung Mark Newton, 10.05.18

Rund 140 Milliarden US-Dollar Entwicklungs- und Auslandshilfe wurden von Spendern und Nationalstaaten im Jahr 2016 bereitgestellt. Angesichts dieser immensen Summe, die auf der ganzen Welt verteilt wird, ist es wohl leider unvermeidlich, dass Teile davon verloren gehen – durch schlechtes Management oder auch durch Veruntreuung und Diebstahl.

Hinzu kommt, dass es oft schwierig nachzuvollziehen ist, welche Mittel an ihrem vorgesehenen Bestimmungsort angekommen sind, da die Gelder in den Empfängerländern oft in den Händen einer einzelnen Institution oder lokalen Organisation sind, wodurch außenstehende Beobachter die Transaktionen schwer nachvollziehen können. Das System ist also nicht besonders transparent, vor allem wenn noch Korruption hinzukommt. Dieses Problem will das FinTech-Unternehmen Aid:Tech mithilfe der Blockchain-Technologie lösen.

Das Unternehmen aus Dublin hat das Ziel, die Empfänger von Entwicklungshilfe, beispielsweise Geflüchtete, mit einer digitalen Identität auszustatten, über die sie die Gelder erhalten können. Ein durch die Blockchain verwaltetes Transaktionsverzeichnis stellt sicher, dass die einer bestimmten Person zugeteilten Gelder auch von dieser empfangen werden. Der dezentrale Charakter der Technologie beinhaltet, dass die Fehlleitung von Fonds, sei es durch Misswirtschaft oder Korruption, deutlich schwieriger durchzuführen ist.

Aid:Tech in der Praxis: Geflüchtetenhilfe im Libanon

© Aid:Tech Aid:Tech testete das System zum ersten Mal im Jahr 2015 im Libanon mit syrischen Geflüchteten. Dabei wurden 500 „smarte Gutscheine“ (verknüpft mit einem QR-Code und assoziiert mit einer Blockchain-Wallet-Adresse) an einzelne Geflüchtete aus drei libanesischen Lagern vergeben. Jeder der Gutscheine wurde mit 20 US-Dollar an Spendengeldern geladen, die für Waren in teilnehmenden Geschäften eingelöst werden konnten. Die Kassierer mussten einfach nur den jeweiligen QR-Code einscannen und prüfen, wie viel Geld verfügbar war und dann die Transaktion abschließen. Darüber hinaus erhielt der Spender des Geldes eine SMS, die ihn darüber informierte, wann und wie das Geld verwendet wurde. Zusätzlich wurden die Transaktionen vom Irischen Roten Kreuz überwacht.

Alle 500 Gutscheine wurden erfolgreich für Waren eingelöst – ein Erfolg. Es gab zwar 20 Versuche, Gutscheine zu fälschen, diese wurden aber identifiziert und schlugen fehl. Dieser Test war das allererste Mal überhaupt, dass die Blockchain zur Verteilung von Hilfsleistungen an Geflüchtete eingesetzt wurde. Natürlich gab es bereits zuvor etliche andere Anwendungsbeispiele für die Technologie, bei denen es darum ging, Inklusivität und Fairness sicherzustellen. Bei RESET haben wir unter anderem bereits über ein Projekt berichtet, dass obdachlose Menschen mit digitalen Identitäten versorgt; und auch im Kampf gegen Extremismus wird die Blockchain eingesetzt.

Der nächste Schritt

Aid:Tech plant, das System mit einer eigenen Plattform weiter auszubauen. Vor allem will das Unternehmen mit vertrauenswürdigen Institutionen zusammenarbeiten, die bereits in der Lage sind, Endnutzer zu verwalten und zu verifizieren. Die Komponente der digitalen Identität von Aid:Tech kann dann zu bereits vorhandenen Identifikationsdokumenten und Reisepässen hinzugefügt werden, um die Komplexität des Systems zu reduzieren.

Das System ist dabei nicht auf Auslands- oder Entwicklungshilfe beschränkt. Aid:Tech könnte auch für die Verteilung von Sozialhilfe, internationale Transaktionen oder das Gesundheitswesen genutzt werden. Letzteres wird von Aid:Tech gerade in Tansania erprobt.

Um alle Interviews, Fallstudien und Hintergrundartikel des RESET-Spezials Blockchain zu lesen, klicke hier.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original erschien zuerst auf unserer englischen Website.

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