Trinkwasser: Aus der Leitung statt aus der Flasche

Unser Konsum an Wasser aus der Flasche hinterlässt Spuren. Nein, gesünder werden wir dadurch nicht. Aber wir belasten unsere Umwelt und verschwenden Unmengen an Energie. Dabei bekommen wir Wasser aus dem heimischen Hahn in sehr guter Qualität frei Haus. Hier erfährst Du, was es mit dem Wasser aus der Flasche auf sich hat und warum Leitungswasser eine gute Wahl ist.

Autor*in Rima Hanano, 20.09.23

Übersetzung Lana O'Sullivan:

„Wasser abzufüllen und es zu verschiffen ist eine große Energieverschwendung, also hört besser damit auf. Wasser ist Wasser. Wenn du Zitronengeschmack haben möchtest, wirf ein Scheibe Zitrone rein. Willst du Blasen, nimm einen Strohhalm und puste.“ Was der amerikanischer Radiomoderator und Schriftsteller Garrisson Keillor etwas plakativ formuliert, trifft leider den Nagel auf den Kopf: mit unserem Konsum an Wasser aus der Flasche – alle voran der PET-Einwegflasche – verursachen wir ein ökologisches Desaster. Mehr dazu erfährst du in dem Artikel Flaschenwasser – Der größte Marketingtrick unserer Zeit.

Die Hersteller versprechen uns ein gesünderes und besseres Leben mit ihrem Wasser. Aber weißt du eigentlich, was in deiner Wasserflasche drin ist?

Mineralwasser, Quellwasser, Tafelwasser – was verbirgt sich hinter den Bezeichnungen?

Wer rausfinden möchte, woher das Wasser aus der Flasche kommt, sollte genau auf die Bezeichnung achten. Während als Quell- und Mineralwasser laut der Mineral- und Tafelwasserverordnung nur Wasser bezeichnet werden darf, das aus Quellen oder unterirdischen Wasservorkommen stammt, verbirgt sich hinter der Bezeichnung „Tafelwasser“ nichts anderes als Leitungswasser. Für das eventuell noch mit Kohlensäure versetzte Flaschenwasser legen wir gerne das Doppelte bis Dreifache hin. Aber ist es wirklich besser als Wasser aus dem Hahn?

4 Fakten: Was ist gesünder – Flaschen- oder Leitungswasser?

1. Die Richtlinien – im Zweifelsfall fürs Leitungswasser

Sowohl das Trinkwasser als auch Wasser aus der Flasche werden in Deutschland streng kontrolliert. Allerdings sind die Richtlinien der deutschen Trinkwasserverordnung strenger als die für Quell- und Mineralwasser. Die Trinkwasserverordnung in Deutschland legt fest, dass Trinkwasser weder Krankheitserreger noch andere Stoffe in gesundheitsschädigenden Konzentrationen enthalten darf. Insgesamt legt die Trinkwasserverordnung Grenzwerte und Qualitätsanforderungen für 53 mikrobiologische, chemische und physikalische Parameter fest. Die deutsche Trinkwasserverordnung leitet sich aus der EU-Trinkwasserverordnung ab, deren Basis wiederum die Richtlinien der WHO sind.

Die Richtwerte für Mineral- und Tafelwasser werden in Deutschland von der Mineral- und Tafelwasserverordnung festgelegt (Anlage 4 zu § 6a Abs. 1). Vergleicht man die Verordnungen, lässt sich feststellen, dass Trinkwasser auf mehr Schadstoffe geprüft wird als Mineral- und Quellwasser. Trinkwasser wird zum Beispiel auf Pestizide geprüft, Mineral- und Quellwasser nicht.

Die Stiftung Warentest hat 2023 insgesamt 62 stille, leicht sprudelnde und stark sprudelnde Mineralwässer von verschiedenen Herstellern getestet. Das Ergebnis: Die Qualität von Wasser aus der Flasche ist nicht besser und es gibt meist auch keinen nennenswert höheren Mineralstoffgehalt darin Leitungswasser ist in der Regel ebenso gut oder besser. Zu diesem Ergebnis kommt auch der Bericht des Bundesministeriums für Gesundheit und des Umweltbundesamtes von 2015 über die Qualität von Trinkwasser in Deutschland.

2. Mythos: Leitungswasser aus Abwasser

Das Vorurteil, dass Trinkwasser aus gereinigtem Abwasser besteht, lässt sich aus der Welt räumen: Unser Leitungswasser stammt zu 64 Prozent aus natürlichen Quellen (Grundwasser), zu 27 Prozent aus Oberflächenwasser (Flüsse und Seen) und zu neun Prozent aus Quellwasser. Bevor es ins Versorgungsnetz eingespeist wird, wird es durch verschiedene Verfahren zu Trinkwasser aufbereitet. Nur in besonderen Fällen ist es nötig, das Wasser mithilfe von Chlor zu desinfizieren. Unser Abwasser hingegen wird nach dem Klären in die Gewässer geleitet und damit wieder in den Kreislauf der Natur gegeben, nicht in unsere Wasserleitungen.

3. Vom Sinn und Unsinn eines erhöhten Mineraliengehalts

Geworben wird oft mit dem erhöhten Anteil an Mineralien in Mineral- und Quellwasser im Vergleich zu Leitungswasser. Allerdings sind diese Mineralien meist nicht in einer so hohen Menge vorhanden, die tatsächlich gesundheitsrelevant ist. Eine Untersuchung zur ernährungsphysiologischen Bedeutung von Trinkwasser in Deutschland kam zu dem Schluss, dass Trink- und Mineralwässer zwar zur Mineralstoffbedarfsdeckung eines Menschen beitragen können, der Bedarf an Mineralstoffen aber überwiegend durch feste Nahrung gedeckt wird.

4. Plastik im Wasser

Bleibt noch eine Eigenart der Plastikflasche: Abbauteile des Kunststoffs können in das Wasser übergehen und verändern nicht nur Geschmack, sondern auch die Zusammensetzung des Wassers. Die Universität Frankfurt hat in einer Studie nachgewiesen, dass Mineralwasser aus Plastikflaschen mit hormonell wirksamen Substanzen belastet ist.

Damit kann man also davon ausgehen, dass Wasser aus der Leitung hierzulande eine sehr gute Qualität hat, die in keiner Weise schlechter – eher sogar besser – ist als die von Wasser aus der Flasche. Wenn man nun die ökologische Bilanz der Flaschenherstellung und Transportwege dazu nimmt, gibt es kaum mehr Argumente für Flaschenwasser.

Hahn aufdrehen oder Kisten schleppen?

Damit du auch unterwegs gut versorgt bist ist unser Tipp: Die wiederbefüllbare Flasche! Gibt es als Alu-Modell in Outdoor-Läden, aus stabilem Glas mit vielen Designs zur Auswahl von soulbottles oder in der BPA-freien Plastikversion in Spielzeugläden.

Wer keine Flaschen mag, sollte sich mal die Anti-Flasche von Vapur anschauen. Leicht, flexibel und praktisch – ist die BPA-freie Anti-Flasche ausgetrunken, wird sie einfach zusammengerollt und in der Tasche platzsparend verstaut.

Wer es vorzieht, weiter Kisten zu schleppen: Lieber die regionale Mehrwegflasche! Getränke in Mehrwegflaschen sind am umweltfreundlichsten, wie eine Studie des Umweltbundesamtes belegt. Wenn sie von regionalen Anbietern stammen, liegen PET-Mehrweg- und Glasflaschen gleich­auf. Kommen lange Trans­portwege ins Spiel, verschlechtert sich die Ökobilanz von Glas-Mehrweg wegen des Gewichts.

Apropos Wasser filtern

Darüber, wo Wasserfilter nötig sind, gibt es verschiedene Meinungen. Vorsichtig sollte man aber auf jeden Fall bei Blei- oder Zinkrohren in Altbauten sein. Ein Hinweis auf Bleirohre können Verfärbungen unter tropfenden Hähnen sein. Mit einem Wasser-Check kannst du die Qualität des eigenen Leitungswassers überprüfen lassen, beispielsweise bei wasser.de, umwelt-checks.de, inlabo.de oder wasserschnelltest.de. Abgesehen davon wollen manche gerne ihr Wasser zusätzlich aufwerten.

Je nach Bedarf gibt es verschiedene Wasserfilter:

  • Zur Entkalkung dienen die klassischen offenen Filtersysteme zum Beispiel von Britta, allerdings entziehen sie dem Wasser nur Kalk, nicht aber andere Rückstände. Geeignet sind diese Filter für Teetrinker und Blumenliebhaber.
  • Mit einem geschlossenes Aktivkohlesystem lässt sich der Geschmack des Wassers aufwerten und es zudem von vielen Rückständen wie Blei und Zink bereinigen. Das Kalk bleibt erhalten, aber dem menschlichen Organismus ist das ziemlich egal – weder schadet noch nutzt es!
  • Etwas kostspieliger, aber dafür auch für Wasser ohne Kalk, sind Umkehrosmosesysteme. Bei der Umkehrosmose werden 90 bis 99 Prozent der gelösten Stoffe aus dem Wasser gezogen. Damit ist es eines der gründlichsten Filterverfahren, es wird nahezu die Qualität von destilliertem Wasser erreicht. Die Meinungen von Expert*innen gehen jedoch weit auseinander, wie empfehlenswert der Genuss von auf diese Art gewonnenem Trinkwasser ist. Einen Überblick dazu gibt der Artikel „Wasseraufbereitung im Haushalt“ aus der Schrot&Korn.

Weitere Infos und Angebote zu den verschiedenen Filtersystemen findest Du auf den Seiten des Wasserkontors.

Dieser Artikel wurde im September 2012 erstmalig veröffentlicht. Im September 2023 wurde der Artikel aktualisiert.

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