Spenden – We care!

Wer sich um seinen Nächsten sorgt, lebt glücklicher. In dieser Phrase steckt offenbar mehr Wahrheit als viele denken. Spenden, Freiwilligenarbeit und Nachbarschaftshilfe kann das Leben bereichern und das Wohlempfinden verbessern. Vor allem aber können durch Sach- Zeit- oder Geldspenden Projekte umgesetzt werden, die Menschen und Natur helfen. Doch was ist Spenden genau und wer spendet wem wie viel?

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 12.02.11

Spenden meint einen Transfer von Geld, Sachen und Leistungen für gemeinwohlorientierte Zwecke. Wichtige Aspekte dabei sind, dass dies freiwillig geschieht und keine gleichwertige materielle Gegenleistung erwartet wird. Spenden gehen heute meist nicht mehr direkt an die Bedürftigen, sondern an gemeinnützige oder kirchliche Organisationen, die sie für spätere Hilfsaktionen oder Unterstützung allgemein einsetzen.

Geben macht glücklich: Die internationale Studie des „World Giving Index“ kommt zu dem Ergebnis: Wo die Hilfe für den anderen einen hohen Stellenwert hat, da fühlen sich die Menschen insgesamt besser. Geben scheint zu allermeist eher ein emotionaler als ein rationaler Antrieb zu sein. Mehr dazu in der Infografik Geben macht glücklich! (PDF).

Die Welt hilft Fremden

Es besteht eine große Vielfalt, wie in den verschiedenen Ländern gegeben wird, jedes Land hat seinen eigenen Footprint; das ist ein weiteres Ergebnis des WorldGivingIndex 2013. Der Anteil der Bevölkerung, der Geld für Charity spendet, reicht von 3% in Georgien bis zu 85 % in Myanmar, Freiwilligenarbeit von 4% in Yemen bis zu 57% in Türkmenistan. Und in Thailand z.B. geben nur 12% der Bevölkerung Geld für karitative Zwecke aus, aber 70% spenden ihre Zeit. Das größte „Geberland“ sind die Vereinigten Staaten von Amerika.

Alles in allem haben 19,7% der Weltbevölkerung im Monat vor der Befragung Freiwilligenarbeit geleistet, 28,5% haben Geld gespendet und 47% haben im Monat der Datenerhebung einem Fremden geholfen. Wenn du mehr über das Spendenverhalten weltweit wissen möchtest, kannst du hier die Ergebnisse der Studie als pdf downloaden.

85% der Bewohner von Myanmar haben in dem Monat vor der Befragung Geld gespendet. Das zeigt, dass Spendenverhalten nicht nur in reichen Ländern vorkommt. So belegt auch Indien den ersten Platz wenn es um die Anzahl der Menschen geht, die Geld gespendet haben. 244 Mio. Inder haben Geld gespendet – knappe 100 Mio. mehr als in den USA.

Der größte Empfänger von Spenden ist der afrikanische Kontinent, doch ist die Nachhaltigkeit der Spenden oft nicht gegeben, da die Regierungen vieler afrikanischer Länder ihr Budget für die einzelnen Haushalte (Bildung, Verkehr, Gesundheit, Wasserversorgung etc.) auch in dem Maße kürzen, wie sich das Spendenvolumen aus dem Ausland vorher abschätzen lässt. Selbstbedienung der Politiker und Verwaltung (Versickerung), hohe Rüstungsausgaben und Prestigeprojekte ohne wirtschaftlichen Nutzen stehen zudem an der Tagesordnung. Siehe dazu auch den Artikel über Korruption.

Spendensituation in Deutschland

Definitive Zahlen über das Spendenvolumen in Deutschland gibt es nicht. Das hat einerseits mit der Definition zu tun, was mit eingerechnet wird und was nicht – so könnten sich z.B. auch die Kirchensteuern mit einrechnen lassen, da sie genau genommen Spenden sind. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) schätzt das Spendenvolumen 2013 für gemeinnützige Zwecke auf 6,3 Mrd. EUR. Der Deutsche Spendenrat konstatiert in seinem jährlichen Spendenmonitor, dass 2013 insgesamt Geldspenden in Höhe von 4,7 Mrd. getätigt wurden. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Zahl machte  die Katastrophenhilfe aus.

Derzeit gibt es über 616.000 gemeinnützige Vereine in Deutschland. Davon sammeln rund 411.000 Spenden. Allerdings erhalten über die Hälfte von diesen Organisationen weniger als 10.000 Euro im Jahr, und ein Drittel weniger als 20.000 Euro.

Und wer bekommt das Geld?

Wo das Geld letztlich landet lässt sich nur schätzen. Einen guten Anhaltspunkt liefern die Daten für die DZI-Spenden-Siegel-Organisationen in ihrem jährlichen Spenden-Almanach. Während die 30 größten Organisationen in 2007 knapp 920 Mio. EUR Geldspenden erhalten haben, bekommen alle 253 hier erfassten Organisationen mit gut 1,1 Mrd. EUR nur etwa 200 Mio. EUR mehr. Berücksichtigt man nun, dass diese 253 Organisationen zusammen nur etwa ein Drittel der gesamten – wohlgemerkt geschätzten! – Spendengelder erhalten, da dies ja nur die bei DZI gelisteten Organisationen sind, kommt man unweigerlich zu der These, dass der große Rest des Spendenmarktvolumens in kleinsten Portionen an sehr, sehr viele kleine Organisationen geht – den so genannten  „Long Tail“ am Spendenmarkt.

Gerade Spendenplattformen wie Spenden.de, betterplace, helpedia, RESET oder helpdirect tragen ihren Teil dazu bei, den Austausch zwischen Spendern und (Klein-)Projekten zu fördern und die Bekanntheit auch kleiner Organisationen zu erweitern.

Wenn andere Menschen in Not geraten wird am meisten Geld gespendet. So wurden nach dem  schweren Erdbeben in Haiti insgesamt 230 Millionen Euro gespendet. Die Ausschlüsselung nach Bereichen zeigt dies deutlich: In Deutschland gehen 74, 2% aller Spenden in die humanitäre Hilfe, 7,5% werden für die Kultur- und Denkmalpflege gespendet, 5,2% für den Tierschutz und gerade mal 3,6% aller Spenden landen bei Organisationen und Projekten, die sich für den Umweltschutz engagieren. (Quelle: ZEIT)

Wer spendet Geld an gemeinnützige Organisationen?

Dieser Frage geht eine Studie des »Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung« von Eckhard Priller und Jana Sommerfeld nach. Eines der Ergebnisse: Untere Einkommensgruppen geben prozentual mehr von ihren Einkommen ab als obere Einkommensgruppen. Festgestestellt wurde auch, dass Bürger, die in Vereinen oder Verbänden engagiert sind, häufiger und mehr spenden als nicht engagierte Bürger. In Deutschland wird also nicht hauptsächlich deshalb gespendet, um ein fehlendes persönliches Engagement (»Zeitspende«) zu kompensieren, sondern es gilt: wer sowieso schon Zeit in die Gemeinschaft investiert, der ist auch finanziell großzügiger!

Nicht verwunderlich ist, dass höher Gebildete und Erwerbstätige häufiger Spenden. Die höchste Spendenbeteiligung ist bei den Rentnern und Hausfrauen zu finden.

Transparenz im Spendenmarkt

Fast alle Organisationen werben um Spenden, doch nicht alle arbeiten seriös. Auch gibt es keine staatliche Aufsicht für Sammlungen und in einigen Bundesländern können Spenden sehr formlos erfolgen. Der Spendenwillige muss also einen großen Vertrauensvorschuss vergeben. Initiativen, die bemüht sind, Transparenz in das deutsche Spendengeschehen zu bringen, gibt es einige, z.B. den Deutschen Spendenrat, Deutscher Fundraisingverband, VENRO, Transparency International, Spendensiegel DZI, Guidestar International oder Phineo. Mehr dazu findest Du auch in unserem Handeln-Artikel Spenden – aber richtig!

Dennoch kann nicht davon gesprochen werden, dass das Spendenwesen in irgendeiner Art und Weise übersichtlich oder klar strukturiert ist. Keine der bestehenden Initiativen besitzt aktuell das Potential, eine flächendeckende Transparenz im über 500.000 Organisationen zählenden 3. Sektor erfolgreich zu fördern. Gründe dafür könnten sein, dass sie alle nicht unabhängig und dadurch wenig glaubwürdig und dass sie zu exklusiv konzipiert sind, d.h. immer nur einen bestimmten Bereich abdecken können.

RESET hat den Anspruch, seine Projekte so transparent wie möglich darzustellen und leitet die Spendengelder zu 100% an die Projekte weiter. Mehr dazu findest Du in unseren Auswahlkriterien.

Und wo spendest Du?

Aufgrund der mangelnden Transparenz im Spendenwesen ist es umso wichtiger, unseriöse von seriösen Organisationen unterscheiden zu können. Worauf kann man achten und welche Informationen sollte man sich vorher einholen? Hilfreiche Tipps dazu findest Du in unserem Artikel Spenden – aber richtig!

Quellen und Links

Spenden – aber richtig!

Spenden – eine feine Sache, wenn Menschen mit unserem Geld nachhaltig geholfen und unsere Umwelt bewahrt wird. Aber bei Tausenden von Hilfsorganisationen – von der Graswurzel-Initiative bis zur großen Organisation mit Renommee und Siegel – stellt sich die Frage: Wie soll man sich im Spendendschungel orientieren?