So verkleinerst du deinen digitalen Fußabdruck

Unsere digitale Welt hat einen enormen Fußabdruck. Jede Suchanfrage, jedes gestreamte Video und jedes in der Cloud abgelegte Foto verbraucht Energie – und ist damit für steigende CO2-Emissionen verantwortlich. Doch auch online kannst du mit kleinem Fußabdruck unterwegs sein.

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 12.01.24

Übersetzung Sarah-Indra Jungblut:

Nach wie vor ist die Internetnutzung im privaten Bereich weltweit für die meisten Datenströme verantwortlich. 2018 hat die Nutzung digitaler Technologien global gesehen sogar die Luftfahrtindustrie in Sachen CO2-Ausstoß überholt – und mit der steigenden Zahl an Internet-Nutzer*innen wächst die Produktion und Nutzung elektronischer Geräte und digitaler Services unaufhaltsam. Das hat immer größere soziale und ökologische Auswirkungen.

In unserem Hintergrundartikel Der digitale Fußabdruck – Unser Ressourcenverbrauch im Netz nähern wir uns dem an, was sich hinter dem ökologischen und sozialen Fußabdruck der Digitalisierung verbirgt. Wir zeigen, welche Lösungsansätze auf politischer und unternehmerischer Ebene bereits bestehen und welche Ansätze auch in Zukunft gefördert werden müssen, um die Digitalisierung nachhaltig zu gestalten.

Doch auch schon jetzt kann jede*r einzelne von uns etwas dafür tun, um unseren digitalen Fußabdruck zu verkleinern.

8 Tipps für mehr Nachhaltigkeit in deinem digitalen Alltag

Bewusster konsumieren

Auch bei digitalen Medien und den dazugehörenden Tools und Gadgets müssen wir uns als Konsument*innen und Gesellschaft fragen, wie viel wir tatsächlich brauchen und verantworten können. Tipps, wie du deinen Beitrag für faire IT leistest, findest du in unserem Artikel Faire IT – Gibt es „bessere“ Smartphones und Computer?

Vermeide Elektroschrott

Oftmals werden Geräte schnell durch die jeweils neueste Generation ersetzt und kaputte Geräte immer seltener repariert. Gebraucht kaufen, reparieren, leihen, verkaufen und spenden sind hier ziemlich gute Lösungen! Mehr Infos findest du hier: Elektroschrott – Zu wertvoll für die Tonne!

Achte auf die richtige Entsorgung

Viel zu häufig werden Altgeräte einfach über den Hausmüll entsorgt, in illegale Sammlungen gegeben oder verstauben in unseren Schubladen. Tipps für die fachgerechte Entsorgung geben wir hier: Was tun mit alten Handys und Smartphones?

Video- und Musik-Streaming-Dienste sind Stromfresser

Den Löwenanteil am globalen Datenstrom hat das Streamen von Bewegtbildern, da diese besonders viele Bits und Bytes benötigen. Ein einziger Anbieter (Netflix) konnte zum Beispiel schon 2018 in den USA ein Drittel aller Daten auf sich verbuchen. Und auch Musikstreaming hat es in sich, und zwar in Form von hohen CO2-Emissionen. Am besten ist es daher, du lädst dir deine Filme und Playlists, die du öfter nutzt, einmal herunter, anstatt jedes Mal aufs Neue zu streamen. Eine möglichst geringe Video-Auflösung spart außerdem Daten und damit auch Strom. Zudem ist für den CO2-Fußabdruck auch entscheidend, welche Art der Datenübertragung genutzt wird. Mehr dazu hier: CO2-Emissionen beim Video-Streaming: UMTS als Übeltäter.

Alternative für Cloud-Computing

Musst du wirklich 25 Bilder des selben Motivs in die Cloud hochladen? Jedes gespeicherte Foto, Video und jede Datei wird dort aus Sicherheitsgründen immer wieder neu abgelegt – und das verbraucht jedes Mal Energie. Laut einer Greenpeace-Studie verbraucht das weltweite Cloud-Computing mehr Strom als ganz Deutschland zusammen. Die Alternative? Auch in der Cloud regelmäßig aufzuräumen und Unnützes zu löschen spart Energie. Und: USB-Sticks oder externe Festplatten sind eine gute Speicheralternative – und zudem vor Fremdeingriffen sicherer.

Vermeide unnötige Suchanfragen

Du gibst eine Suchanfrage ein und in Sekundenbruchteilen erhältst du eine schier endlose Liste an Treffern. Geht schnell – verbraucht aber ziemlich viel Strom. Nach eigenen Angaben verbrauchten Googles Rechenzentren im Jahr 2015 rund 5,7 Terawattstunden. Der jährliche Energiekonsum war damals in etwa so hoch wie der der Stadt San Francisco – heute dürfte er schon höher liegen. Daher: Überlege dir am besten vorher, was du genau suchen möchtest oder gebe direkt den passenden Link ein, der dich ohne weitere Umwege zu der gewünschten Webseite bringt. Eine echte Alternative sind auch grüne Suchmaschinen.

Aktiviere einen Adblocker

Werbung im Internet ist meistens technisch aufwändig (Flash-Animationen und Layer Ads) und damit auch sehr datenintensiv. Ein Adblocker, auch Werbeblocker genannt, verhindert die Übertragung von Werbeinhalten und beschleunigt daher nicht nur den Seitenaufbau, sondern sorgt auch dafür, dass weniger Ressourcen verbraucht werden. Ein weiterer Vorteil: Werbeblocker tragen zum Datenschutz bei, da sie das automatische Sammeln der Besucherdaten durch Werbeunternehmen und andere Parteien unterbinden. Die kleinen Zusatzprogramme finden sich kostenfrei im Internet, einige Browser haben mittlerweile auch schon eigene Werbeblocker eingebaut. Weitere Tipps findest du hier: How to Adblock.

Lösche und überprüfe deinen digitalen Posteingang

Jede Mail, die in deinem Posteingang landet oder gespeichert ist, braucht Rechenleistung – und damit Strom. Was am analogen Briefkasten funktioniert geht auch online: dämme  Spamnachrichten ein, bestelle unnötige Newsletter ab und befreie deinen Posteingang regelmäßig von Altlasten. Weitere Tipps findest du in unserem Artikel E-Mails löschen, Umwelt schonen: Tipps für ein grünes Mailkonto.

Das machst du schon alles? Dann bist du ja bereit für das nächste Level!

Starte deine persönliche „Digitalwende“!

Wenn du Ökostrom bei dir zu Hause beziehst, sparst du damit zwar keine Energie ein, aber du reduzierst deinen persönlichen CO2-Fußabdruck. Außerdem kannst du auch mit der Wahl deiner Suchmaschine, deines E-Mail-Anbieters und des Webhosts auf grünen Strom und einen besseren Datenschutz setzen. Im Folgenden stellen wir einige vor.

Grüne Suchmaschinen

Wenn du eine Suchanfrage stellst, wird diese gleichzeitig an mehrere Rechenzentren weitergeleitet, die parallel die Antwort berechnen – die schnellste Reaktion erscheint dann bei dir auf dem Bildschirm. Vor allem bei komplexen Suchanfragen sind tausende Rechner an deiner Trefferliste beteiligt. Strom einsparen kannst du damit am einfachsten, wenn du bekannte Webseiten direkt eingibst und auf unnötige Suchanfragen verzichtest. Und mit der Suchmaschine Ecosia kannst du mit deinen Suchanfragen Bäume pflanzen. In diesem Artikel stellen wir sie vor: Grüne Suchmaschinen.

Alternative Mail-Anbieter

Jede Mail, die du versendest, empfängst oder speicherst, enthält nicht nur Texte und Bilder, sondern auch Bits und Bytes. Viele etablierte Anbieter nutzen nach wie vor den deutschen Strommix – und da ist auch Kohlestrom drin. Besser ist es, wenn du deine Nachrichtenströme mit erneuerbaren Energien hin- und herschickst. Anbieter gibt es mittlerweile genug. Ein zusätzlicher Bonus: Bei diesen Anbietern sind deine Daten auch besser geschützt.

  • Der Mail-Anbieter Posteo bezieht seinen Strom von Greenpeace Energy, Bankgeschäfte werden über grüne Banken wie die GLS-Bank und die Umweltbank abgewickelt. Eine Mail-Adresse bei Posteo kostet einen Euro pro Monat. Dafür erhältst du einen werbefreien 2-GB-Mailspeicher und Extras wie einen Kalender und Adressbuch. Daten können per Zwei-Faktor-Authentifizierung gesichert oder das gesamte Postfach verschlüsselt werden.
  • Bei Mailbox.org bekommst du für einen Euro pro Monat ebenfalls ein werbefreies Email-Postfach mit einer Größe von 2 GB. Neben Postfach, Adressbuch und Kalender bietet Mailbox ein Text- und Tabellenkalkulationsprogramm an. Es werden Zwei-Wege-Authentifizierung und Einmalpasswörter unterstützt. Der Strom wird vom Ökostromanbieter Lichtblick bezogen und das Konto liegt bei der Sozialbank.
  • Ownbay.de bietet ein Mailpostfach mit 2 GB Speicherplatz für einen Euro pro Monat. Die Server werden mit Ökostrom von NaturStrom betrieben. Das Firmenkonto von Ownbay.de liegt bei der GLS Bank und auch hier kannst du dein Postfach komplett verschlüsseln.

Grünes Webhosting

Na, wo liegt deine Webseite? Und mit welchem Strom werden die Server versorgt? Grüne Webhosts machen einen echten Unterschied, denn sie betreiben ihre Rechenleistung mit Strom aus erneuerbaren Energien, sorgen damit für eine gute CO2-Bilanz und treiben die Energiewende voran.

Bei RESET.org nutzen wir mit Hetzner einen grünen Webhosting-Dienstleister und Rechenzentrenbetreiber. Hetzner Online verwendet für die Energieversorgung der Server in den Datacenter-Parks Strom aus regenerativen Quellen.

  • Avalon Networks bietet verschiedene grüne Hostingpakete an. Alle Dienste (Webhosting, Mailhosting, Managed Hosting und Individual Hosting) werden mit Öko- und Solarstrom betrieben. Davon sind 80 Prozent Naturstrom und Rest aus eigener Photovoltaik-Anlage.
  • BioHost wurde mit dem Grüne Helden-Förderpreis 2018 ausgezeichnet, bietet ebenfalls Ökostrom (Naturstrom) und hat den Anspruch an eine nachhaltige Unternehmensführung. Ein Minimum-Tarif kostet monatlich circa sechs Euro.
  • GreenSta bietet grünes Webhosting und Groupware mit dem Minimum-Tarif von circa drei Euro monatlich. Das Unternehmen setzt auf Ökostrom (Greenpeace Energy), eine nachhaltige Unternehmensführung und ist Mitglied im Verband Dasselbe in Grün e.V.
  • Mit Lands können Tarife für grünes Webhosting, Cloud und diverse IT-Lösungen für Unternehmen abgeschlossen werden. Der Minimum-Tarif beträgt 11,90 Euro monatlich. Zusätzlich zum Ökostrom (Greenpeace Energy), engagiert sich Lands für eine Gemeinwohlökonomie und ist ebenfalls Mitglied im Verband Dasselbe in Grün e.V.
  • SpaceNet bietet neben Webhosting auch Managed / Dedicated / Colocation Hosting, Groupware, Cloud, Backup und diverse IT-Lösungen. Das Unternehmen wurde zertifiziert durch ClimatePartner und wird mit Naturstrom betrieben.

Hier haben wir nur Webhostings aufgelistet, die ihren Stromanbieter nennen, sich für einen grünen Ökostromanbieter entschieden haben und sich darüber hinaus auch für eine nachhaltige Entwicklung engagieren. Eine detaillierte Übersicht findest du auch auf den Seiten des Green Web Foundation.

Nachhaltig telefonieren und surfen

  • Der Mobilfunkanbieter WEtell hat sich vorgenommen, als nachhaltiger Anbieter den Mobilfunkmarkt aufzumischen. Bei seinem Angebot an Mobilfunktarifen setzt Wetell auf Klimaschutz, Datenschutz, Fairness und Transparenz. Wir haben mit einer der Gründerinnen gesprochen: WEtell im Interview
  • Goood ist ein Mobilfunkanbieter, mit dem du beim telefonieren und surfen automatisch Gutes tust: 10 Prozent deiner monatlichen Grundgebühr gehen an einen guten Zweck deiner Wahl. Zusätzlich investiert Goood 25 Prozent seiner Profite in Projekte mit gesellschaftlichem Nutzen. In Österreich hat der Anbieter ein zertifiziert CO2-neutrales Netz, in Deutschland hoffentlich ebenfalls bald.
  • Wenn Telefonkonferenzen Geschäftsreisen ersetzen, ist das schon mal super. Und obendrauf kannst du noch einen Anbieter wählen, der gemeinnützige Organisationen und Vereine unterstützt: meetgreen bietet kostenlose Telefonkonferenzen für gemeinnützige Organisationen und Vereine in Deutschland an. Das Unternehmen versteht sich als kostengünstige Kommunikation per Telefon und dient in erster Linie dazu, Geschäftsreisen weitestgehend zu vermeiden und stattdessen Telefonkonferenzen zu führen.

Dieser Artikel wurde im August 2019 erstmalig veröffentlicht und im Januar 2024 aktualisiert.

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Jede einzelne Suchanfrage, jedes gestreamte Lied oder Video und jede Art von Cloud-Computing, milliardenfach ausgeführt, überall auf der Welt, ist für einen global immer größer werdenden Strombedarf verantwortlich – und damit auch für steigende CO2-Emissionen. Das digitale Zeitalter stellt uns vor große Herausforderungen.

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Wir geben eine Suchanfrage ein und innerhalb von Sekunden erhalten wir eine lange Trefferliste. Was den wenigsten bewusst ist: Für diesen Vorgang sind große Mengen Energie nötig. Grüne Suchmaschinen wie Ecosia versuchen das auszugleichen.

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