Jedes Kleidungsstück, das du trägst, ist das Ergebnis eines langen Produktionsprozesses: vom Anbau der Rohstoffe über die Herstellung und Verarbeitung der Stoffe hin zum Nähen und Veredeln der Kleidungsstücke bis schließlich zum Transport und Verkauf. Der Lebenszyklus unserer Kleidung verursacht in der gesamten Lieferkette enorme Mengen an Treibhausgas-Emissionen und Abfall. Ganz zu schweigen davon, dass die Produktion unserer Mode Unmengen an Wasser verschlingt und zusätzlich bei jeder Wäsche synthetischer Kleidung kleinste Plastikfasern, das sogenannte Mikroplastik, in die Gewässer gespült werden.
Aber wo es viele Probleme gibt, gibt es auch viele Lösungsansätze. Insbesondere technische Innovation bieten sowohl Produzenten als auch Verbrauchern immer mehr Möglichkeiten, den ökologischen Fußabdruck ihrer Gardarobe zu reduzieren.
1. Gifte im Herstellungsprozess vermeiden
Die Herstellung eines der beliebtesten Kleidungsstücke der Welt benötigt nicht nur große Mengen an Wasser: Um die verschiedenfarbigen Oberflächen von Jeans zu erzeugen, werden zudem giftige Farbstoffe und Chemikalien eingesetzt. Das könnte sich dank des spanischen Unternehmens Jeanologia ändern: Das Startup arbeitet bereits mit einigen der größten Jeansproduzenten der Welt zusammen und hat eine Methode zum Färben und Veredeln von Denim entwickelt, die deutlich weniger Wasser benötigt und vollkommen ohne Bleichmittel auskommt. Das Verfahren von Jeanologia basiert statt dessen auf dem Einsatz von Lasern und speziellen Luftströmungsprozessen.
2. Die Umwandlung von Abfall in nachhaltige(re) Materialien
Upcycling ist einer der Haupttrends bei den Bemühungen um nachhaltige Mode. Ziel ist es, Abfall zu reduzieren und Ressourcen zu sparen, indem aus alter Kleidung oder anderen recycelten Materialien neue Mode hergestellt wird. Ein Beispiel dafür ist die Marke Ecoalf, die eine breite Palette von Abfallprodukten – von weggeworfenen Fischernetzen, Plastikflaschen und sogar Kaffeesatz – in umweltfreundliche Kleidung verwandelt.
Und selbst große Marken sind zwischenzeitlich auf den Upcycling-Zug aufgesprungen. So entwickelt beispielsweise Adidas im Rahmen einer Zusammenarbeit mit Parley for the Oceans einen 3D-gedruckten Laufschuh, der teilweise aus recyceltem Meeresplastik besteht. Nach Angaben der Unternehmen wurden für jedes Paar Sneaker etwa 11 Plastikflaschen verwendet, die aus den Ozeanen entfernt wurden.
3. Die Reduzierung von Mikroplastik
Mikroplastik – diese winzigen Plastikfasern, die unseren Boden, unsere Ozeane und unser Trinkwasser vergiften – sind ein wachsendes Problem. Die Kleidung, die wir tragen, wird dabei als eine der größten Ursachen angesehen: Forscher haben herausgefunden, dass Fleecejacken bei jeder Wäsche durchschnittlich 1,7 Gramm Mikroplastik-Fasern freisetzen.
Während Innovationen wie der Guppy Bag und der Cora Ball dazu beitragen können, Mikroplastik aus dem Waschwasser zu filtern (und damit zu verhindern, dass sie im Meer landen), geht die deutsche Marke Jeckybeng noch einen Schritt weiter und bietet Outdoor-Ausrüstung an, die ausschließlich aus natürlichen Materialien besteht. Synthetische Materialien gänzlich vermeiden (was für eine Outdoor-Marke ungewöhnlich ist) = kein Plastik. Also auch kein Mikroplastik!
4. Die Aufnahme des Konzepts der Kreislaufwirtschaft
Gegenwärtig ist die Bekleidungsindustrie ein lineares System. Das bedeutet, sie ist voll von Produkten, die nicht für die Wiederverwertung ausgelegt sind und nach ein paar Mal Tragen als Abfall ihr Ende finden. Doch was, wenn sie stattdessen den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft folgen würde? Wenn sie Produkte hervorbringen würde, die auch noch lange in der Zukunft wiederverwendet und recycelt werden könnten? Einer der Akteure, die versuchen, die Grundlagen der Modeindustrie in diese Richtung zu verändern, ist das niederländische Mud Jeans. Es bietet einen einzigartigen Jeans-Verleih an, bei dem Jeans gemietet statt gekauft werden können. Ist die Hose abgetragen, kann sie zurückgeschickt und gegen ein neues Exemplar getauscht werden. Das alte Paar hingegen wird geschreddert, mit neuer Bio-Baumwolle gemischt und zu einer neuen Jeans verarbeitet.
In Berlin macht die Plattform „Design for Circularity“ Bekleidungshersteller und Materialentwickler mit kreisförmigen Produktdesigns, Einzelhandelsmodellen und sogenannten „closed loop recycling technologies“ vertraut. Die Plattform will Marken dabei unterstützen, recycelbare Produkte herzustellen und gleichzeitig Verbraucher darüber informieren, wie sie diese Produkte recyceln können. Dafür wird jedes Produkt, das mit Hilfe der Plattform hergestellt wird, wird mit einem scanbaren QR-Code geliefert. Über den Code können Informationen über den Produktlebenszyklus und darüber, wie und wo genau es recycelt werden kann, abgerufen werden.
5. Die Entwicklung von Alternativen zu Leder
Leder wird oft als nachhaltiges Material verkauft, welches als Nebenprodukt der Fleischindustrie sowieso anfällt und sonst keine Verwendung hätte. Es überrascht nicht, dass es so einfach natürlich nicht ist. Die Umwandlung von Tierhäuten in Leder für die Textilindustrie erfordert große Mengen an Chemikalien – beispielsweise Formaldehyd, Almuniumsalze und Chrom – die sowohl für die menschliche Gesundheit als auch die Umwelt alles andere als unbedenklich sind. Die gute Nachricht: es gibt immer mehr Anbieter, die Alternativen zu Leder aus Tierhäuten herstellen. So werden beispielsweise Schuhe und Uhrenarmbänder aus Pilzfasern hergestellt oder Handtaschen aus Obstabfällen, dem so genanntem „Weinleder“ aus den Resten der Weinindustrie, gefertigt. Dabei werden Traubenstängel, Kerne und Häute zu einem täuschend echten Lederimitat verarbeitet.
Natürlich umfasst der Begriff Nachhaltigkeit nicht nur ökologische, sondern auch soziale Aspekte. Hier bildet auch der Bekleidungssektor keine Ausnahme. Unmenschliche Arbeitsbedingungen und mangelnde Transparenz sorgen in der Modebranche seit Jahren immer wieder für Schlagzeilen. Glücklicherweise gibt es auch hier technische Innovationen, die dabei helfen, die Geschichten hinter den Produkten nachzuvollziehen. Das Blockchain-Startup Provenance verfolgt beispielsweise die Lieferketten von bis zu 200 verschiedenen Produkten und verzeichnet diese für den Kunden einsehbar. Und zumindest bei einigen dieser Produkte handelt es sich auch um Kleidungsstücke.
Dieser Artikel erschien im Original auf unserer englischen Seite und ist eine Übersetzung von Laura Wagener.