3D-Druck und GPS-Sensoren sollen illegalen Handel mit Schildkröteneiern eindämmen

Meeresschildkröten sind bedroht, doch viele Nester werden geplündert und die Eier illegal verkauft. Um den illegalen Handel nachzuverfolgen, werden künstliche, mit GPS ausgestattete Eier in den Markt eingebracht.

Autor Mark Newton:

Übersetzung Mark Newton, 12.10.20

Zwei US-amerikanischen Krimiserien könnten einen Beitrag zum Schutz von Meeresschildkröten geleistet haben: Ein internationales Team in Costa Rica ließ sich nämlich von Szenen aus Breaking Bad und The Wire dazu inspirieren, als Schildkröteneier getarnte GPS-Ortungsgeräten zu entwickeln. Die kleinen Ortungsgeräte sollen dabei helfen, den illegalen Schwarzmarkt für Schildkröteneier in Echtzeit zu erkunden und damit besser zu verstehen, wie er funktioniert.

In Costa Rica und anderen Gebieten Mittelamerikas werden Schildkröteneier teilweise als saisonale Delikatesse und sogar als Aphrodisiakum angesehen. Die Eier werden in der Regel nur für etwa einen US-Dollar pro Stück verkauft – da aber jedes Nest bis zu 100 Eier enthält, kann das Ausräubern eines Geleges zu einem lukrativen Geschäft werden.

Um die Vernetzungen des illegalen Handels aufzudecken, hat sich ein Team des Durrell Institute of Conservation and Ecology an der Universität von Kent mit der nicaraguanischen NGO Paso Pacifico zusammengetan, um gemeinsam mögliche Konzepte zu entwickeln. Im Rahmen der Wildlife Crime Tech Challenge, die von der US-Agentur für internationale Entwicklung (USAID) organisiert wird, entwickelte das Team schließlich das passend benannte Projekt „InvestEGGator“.

Die künstlichen Eier sind kaum von echten zu unterscheiden. Sie bestehen aus einem 3D-gedruckten Gehäuse, das GPS- und SMS-Geräte umhüllt, ähnlich solchen, die in Smartphones eingesetzt sind. Die GPS- Eier wurden in einem Feldtest an vier Stränden in Costa Rica in Gelege von Meeresschildkröten gemischt, die bekanntermaßen häufig von illegalen Händlern geplündert werden. Tatsächlich wurde am Ende ein Viertel der ausgelegten „Köder-Eier“ aus fünf Gelege bedrohter Schildkrötenarten entnommen, darunter die Grüne Meeresschildkröte und die Oliv-Bastardschildkröte.

Die Bewegungen der Köder konnten im Anschluss nachverfolgt werden und so Informationen dazu beitragen, wie Schildkröteneier transportiert und verkauft werden. In einigen Fällen wurden die Eier direkt zu Bars und Restaurants gebracht, die bereits bekannt für den illegalen Verkauf waren. In anderen Fällen gingen sie an Wohnadressen, was vereinzelte Hinweise zum Verkauf von Tür zu Tür untermauerte. Ein anderes „Köder-Ei“ wurde bis zum hinteren Laderampenbereich eines Supermarkts verfolgt, wo es mehrere Tage blieb, bevor es zu einer Wohnadresse zog. Hier ist es wahrscheinlich, dass die Eier vom ursprünglichen Nesträuber an einen etablierteren Händler übergeben wurden, der sie dann weiter verteilte.

In den meisten Fällen blieben die Eier in einer relativen Nähe, was auf einen lokalen Markt für ihren Verzehr schließen lässt, andere wurden jedoch auch weiter transportiert. So konnte eines der unechten Eier in die 43 Kilometer entfernte Stadt Cariari nachverfolgt werden. Die längste Reise betrug etwa 137 Kilometer, was auf das Vorhandenseins eines noch größeren Marktes schließen lässt.

In einem Fall erhielt Paso Pacifico elf Tage, nachdem dieser aufgehört hatte zu senden, ein Foto eines aufgebrochenen Köders. Der Absender machte dort auch Angaben darüber, wo und wie er die Eier gekauft hatte. Das Forschungs-Team hinter dem Projekt nimmt daher an, dass auch Einheimische bereit sein könnten, bei der Aufdeckung der Schwarzmarkt-Netzwerke zu helfen.

Das Projekt ist aktuell lediglich ein Feldtest der Technologie und führte zu keinerlei Verhaftungen oder rechtlichen Schritten. Helen Pheasey, die in Current Biology das Forschungspapier zum Projekt verfasst hat, schreibt, dass tatsächlich viele der lokalen Gelegeplünderer den NGOs vor Ort bereits gut bekannt seien. Es sei aber zu hoffen, dass durch die Verfolgung der Bewegung der Eier über die ursprünglichen Sammler hinaus die breiteren kriminellen Netzwerke hinter dem Handel besser verstanden und kontrolliert werden können.

Eine solche Technologie kann jedoch nur ein Teil der Lösung sein. In vielen Fällen ist es ein Mangel an wirtschaftlichen Alternativen, der Einzelpersonen dazu treibt, Schildkrötennester zu plündern und die Eier der bedrohten Tiere zu verkaufen. Laut Pheasey müsste das Projekt „InvestEGGator“ Teil einer umfassenderen Anstrengung sein, die darin besteht, die Chancen der lokalen Bevölkerung zu erhöhen, die Alphabetisierungsrate und die Gesundheitsversorgung zu verbessern und die Menschen vor Ort über die Auswirkungen von Umweltbelangen aufzuklären.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original erschien zuerst auf unserer englischen Seite.

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