1x Wochenend-Einkauf = 4 Handgranaten. Die Waffenrechner-App.

Waffenrechner-App. Screenshot vom iPad

Milch, Eier, Fleisch und ein frisches Brot. Längst haben wir gelernt, bei unserem täglichen Einkauf auf Bioprodukte, Fairtrade-Siegel und Nachhaltigkeit zu achten. Doch was wir mit unserem täglichen Konsum sonst noch alles unterstützen, bleibt uns oft verborgen. Vor allem wenn es dabei um die Finanzierung der Waffenindustrie geht.

Autor*in Laura Holzäpfel, 18.02.14

Wie unser Einkauf und die Rüstungsindustrie tatsächlich zusammenhängen zeigt jetzt eine App. Im Rahmen eines Semesterprojektes entwickelte die „ecosign/Akademie für Gestaltung“ in Köln die Waffenrechner-App. Einfach das Gekaufte eingeben und die App rechnet auf den Cent genau aus, wie viel von unserem Geld der Rüstungsindustrie zugute kommt und was dafür gekauft werden könnte. Grundlage für die Rechnung sind unsere Steuern. Neben direkten Abgaben wie der Einkommensteuer fließen auch alle Mehrwertsteuerbeträge in den zentralen Bundeshaushalt. Rund 11% gehen von hier aus zum Verteidigungsministerium, welches das Steuergeld u.a. in Munition und Waffen investiert. So lässt sich erstmals genau errechnen, wie unser Konsum und die Waffenindustrie miteinander verzahnt sind.

Auf die Sensibilisierung kommt es an

Die Idee stammt von der Studentin Alisa Ceh unter der Leitung von Dipl. Des. Mario Jahns, die mit der App ein klares Ziel verfolgen: “Steuern an sich sind jedem Bürger bekannt. Jedoch wissen nur die wenigsten, was genau damit geschieht. Die Waffenrechner-App macht es erstmals möglich, dies für den Teilbereich Rüstung sichtbar werden zu lassen. So gelingt es der App, auf spielerische Weise ein öffentliches Bewusstsein für diese Thematik zu schaffen”.

Auch Marko Tosic, Geschäftsführer von TheAppGuys, die sich um die technische Umsetzung der App kümmerten, sieht mehr als nur eine App. “Die Waffenrechner-App ist eine echte Weltneuheit. Noch nie zuvor war es möglich, sich so ein genaues Bild davon zu machen, wie man mit seinen Einkäufen die deutsche Rüstung finanziert. Damit liefert die App einen deutlichen Mehrwert zur Aufklärung des deutschen Steuerzahlers.

Weltweit sterben jährlich etwa 740.000 Menschen an den direkten und indirekten Folgen von Waffengewalt. Unglaublich, dass jeder einzelne täglich dazu beiträgt, dass immer mehr Waffen produziert werden. Was wir dagegen tun können? Vor allem uns selbst und andere für solche Themen sensibilisieren und sie in der öffentlichen Wahrnehmung halten.

Unser Artikel Waffenhandel zeigt, dass der Handel mit Waffen ein lohnendes Geschäft ist.

Was dein Einkaufskorb an Waffen finanziert, zeigt dir die kostenlose Waffenrechner-App für iPhone und iPad.

Hier haben wir noch weitere grüne Apps für Dich zusammengestellt.
 

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Waffenhandel

Weltweit sterben jährlich etwa 740.000 Menschen an den direkten und indirekten Folgen von Waffengewalt. Abseits vom Licht der Öffentlichkeit werden ganz offiziell Jahr für Jahr Waffenverkäufe im Wert von etwa 45-60 Milliarden US-Dollar bewilligt. Die Tatsache, dass der Handel mit Rüstungsgütern und Waffen in vielen Ländern dieser Erde zu schwer wiegenden Verletzungen der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts beiträgt, findet indes nur wenig Beachtung. Ist der Waffenhandel außer Kontrolle?