Drohnen fischen Plastik aus unseren Ozeanen, sie bringen medizinische Versorgung in entlegene Gebiete und räumen Landminen – und sie können dringend benötigte Wiederaufforstungsmaßnahmen unterstützen: Wir haben vor einiger Zeit bereits über Drohnen berichtet, die Mangrovenwälder in Myanmar pflanzen.
Das spanische Startup CO2 Revolution hat ähnliches vor. Zum Einsatz kommen große Datenmengen, Drohnen und eine neue Art von „Smart Seeds“. Die ehrgeizigen Pläne des Unternehmens: In den nächsten zehn Jahren will man bis zu zehn Millionen Bäume pflanzen. Konventionelle Aufforstungsmaßnahmen sind meist sowohl ressourcen- als auch zeitintensiv; mit seinem Ansatz will das Team ein ganzes Ökosystem in einem Zehntel der Zeit und zu einem Bruchteil der Kosten aufbauen. Denn Juan Carlos Sesma, der Kopf hinter CO2 Revolution, ist überzeugt, dass der einzige Weg, den wachsenden CO2-Fußabdruck der Menschheit wirklich effektiv zu kompensieren, darin besteht, völlig neue Ökosysteme zu schaffen. Also gründete er ein Startup, das mithilfe digitaler Technologien die Wiederaufforstung effizienter gestaltet.
Wiederaufforstung im großen Stil
Die Baumpflanzung per Drohnen erfolgt in drei Stufen. Die erste Phase dient der Informationsbeschaffung, in der eine Drohne ausgesandt wird, um Daten mit einer spektrographischen Kamera, GPS-Technologie und Kartographie-Tools zu sammeln und Variablen wie Temperatur, Niederschlag, Bodentypen und einheimische Pflanzenarten zu erfassen. Die Daten werden dann mit Informationen über die lokale Bevölkerung und die Bodengesetzgebung abgeglichen, um unter anderem ein optimales Pflanzmuster zu erhalten und den besten Platz für jedes Saatgut zu finden. Das Saatgut selbst ist auf die Vielfalt des jeweiligen heimischen Ökosystems abgestimmt und umfasst nicht nur Bäume, sondern auch andere notwendige Pflanzen wie Gräser, Blumen und Sträucher, sodass ein komplettes Ökosystem geschaffen werden kann.
In der zweiten Phase kommt eine weitere Technologie ins Spiel. Das Team produziert verschiedene Arten von „Smart Seeds“ oder „Iseeds“. Der Mitbegründer Javier Sánchez erklärte dazu in einer Pressemitteilung:
„Die von uns verwendeten Samen werden im Labor behandelt und mit gelatinösen Polymeren beschichtet, die sicherstellen, dass sie genau in dem Moment blühen, in dem sie Wasser erhalten und vor dem Verzehr durch Tiere geschützt sind.“
Das Saatgut ist in einer Art biologisch abbaubarer Kapsel eingeschlossen, die auch Elemente wie ökologische Düngemittel, Pestizide und sogar feste Wasserpolymere enthält. Nach Angaben des Unternehmens fördern diese Komponenten die Keimung, schützen aber gleichzeitig das Saatgut und verhindern, dass dieses austrocknet. Damit will man sicherstellen, dass sich mindestens 80 Prozent der geworfenen Samen auch tatsächlich zu Pflanzen entwickeln können.
Der letzte Schritt besteht schließlich darin, die Samen mit Hilfe einer Drohne zu pflanzen, die mit GPS ausgestattet ist und den von ihnen erstellten Pflanzplänen folgt. Die Saatgutbehälter auf den Drohnen sind 3D-gedruckt und können bis zu 10.000 Samen gleichzeitig aufnehmen.
Der Ansatz des spanischen Startups soll es ermöglichen, rund 100.000 Bäume in fünf Stunden zu pflanzen. In einem Pilotprojekt Ende August – die Wiederaufforstung des spanischen Nationalparks Alto Tajo, der 2012 bei einem Brand 1.200 Hektar Vegetation verlor – hat sich die Baumpflanzung per Drohne schon bewährt. Nach Angaben des Unternehmens kostete der gesamte Prozess ein Zehntel dessen, was für andere aktuelle Methoden benötigt worden wäre. Demnächst folgen zwei weitere Projekte in Spanien; sind diese erfolgreich, will das Unternehmen in andere europäische Länder mit ähnlicher Gesetzgebung expandieren und das Projekt vielleicht sogar global ausrichten.
Bedarf gibt es genug
Weltweit nimmt die Entwaldung zu, der Verlust ganzer Wälder ist sowohl Ursache als auch Folge des Klimawandels. Die sensiblen Ökosysteme haben einen großen Einfluss auf unser Klima, da sie Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnehmen und den Lebensraum für eine große biologische Vielfalt bieten. Schwinden sie, sammeln sich mehr Treibhausgase in der Atmosphäre, die globale Erwärmung schreitet schneller voran. Rund 2,6 Milliarden Tonnen Kohlendioxid (ein Drittel des bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzten CO2) werden jedes Jahr von Wäldern aufgenommen. Gleichzeitig schätzen die Vereinten Nationen, dass derzeit „jedes Jahr Millionen Hektar Wald verloren gehen, während die anhaltende Degradation von Trockengebieten zur Wüstenbildung von 3,6 Milliarden Hektar geführt hat“. Darüber hinaus verursachen die steigenden hohen Temperaturen weltweit immer mehr verheerende Waldbrände. In diesem Sommer brannte es nördlich des Polarkreises und auch die jüngsten und weiter anhaltenden Brände im Amazonasgebiet sind nur ein weiterer Beleg dafür.
Daher ist ein umfassender Schutz sämtlicher bestehender Wälder dringlicher denn je. Politische Regulierungen sind dafür unerlässlich. Gleichzeitig gilt es, massiv aufzuforsten und unsere Wälder wieder wachsen zu lassen. Günstige, effektive Methoden wie die des spanischen Startups CO2 Revolution können hier einen wichtigen Beitrag leisten.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Sarah-Indra Jungblut. Das Original erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.