Handel mit Exoten

Vom Aussterben bedrohten Tierarten schwindet nicht nur der Lebensraum, sondern sie sind auch noch vom internationalen Handel gefährdet. Ob sie lebend als zukünftige Haustiere transportiert, zu Souvenirs verarbeitet werden oder als Tauschware für Waffen fungieren – über 120 Millionen Tiere werden jährlich gehandelt. Wildtierhandel ist eine ökologische Katastrophe und Europa spielt dabei eine wesentliche Rolle.

Autor*in RESET , 19.02.09

Internationaler Wildtierschutz

Die Tatsache, dass viele Tierarten vom Aussterben bedroht sind, ist international anerkannt und auf politischer Ebene gibt es Bestrebungen, diese Tiere besser zu schützen. Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen auch CITES genannt, ist 1973 ins Leben gerufen worden und eins der wichtigsten internationalen politischen Mittel, zum Schutz der Natur. Mittlerweile haben 179 Staaten das Abkommen unterzeichnet und insgesamt 28000 Pflanzen- und 5000 Tierarten unter Schutz gestellt.

Alle zwei Jahre treffen sich die Vertreter der Mitgliedsnationen, um über die Aufnahme neuer Arten auf die Liste abzustimmen. Von Naturschützern wird dieser Termin mit Spannung erwartet, denn die einzelnen Landes-Vertreter sind häufig nicht nur von ökologischen sondern auch von politischen und wirtschaftlichen Interessen geleitet, weswegen der Ausgang der meist geheimen Abstimmungen nicht vorhersagbar ist.

Die Einhaltung des Abkommens stellt der Zoll sicher, der bei der Rückkehr der Urlauber an Flughäfen illegale Mitbringsel beschlagnahmt – so sie entdeckt werden.

Eine denkwürdige CITES-Konferenz fand im März 2013 in Bangkok statt. Experten zogen mehrheitlich eine positive Bilanz, da viele Arten unter Schutz gestellt werden konnten, für die Anträge in den Vorjahren abgelehnt worden waren. Fünf im Fischfang sehr beliebte Haiarten und viele Schildkröten- und Reptilien-Arten sind nun durch strenge, internationale Handelskontrollen geschützt. Verlierer von Bangkok blieb der Eisbär, der nicht nur mit den Folgen des Klimawandels auf seinen Lebensraum zu kämpfen hat, sondern auf den nach wie vor zu Unterhaltungszwecken und als kleines Abenteuer Jagd gemacht wird.

Illegaler Wildtierhandel international auf dem Vormarsch

Im Gegensatz zu den internationalen Versuchen, bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu schützen, floriert der illegale Wildtierhandel und ist mittlerweile zu einer der größten kriminellen Bereiche weltweit angewachsen – denn es ist ein lukratives Geschäft. Laut WWF liegt der geschätzte Umsatz in einem Jahr zwischen 18 und 26 Millionen Euro. Die Jäger und Schmuggler sind bestens organisiert und benutzen meist die gleichen Handelswege wie der Drogen- und Menschenhandel, womit der Transport der illegalen Ware oft nur wenige Stunden in Anspruch nimmt.

Der Umsatz aus diesen Geschäften fließt dabei laut einem UN-Bericht zurück an kriminelle Banden und Terroristen. Deswegen ist der Exoten-Handel nicht nur ein ökologisches Problem, sondern auch ein humanitäres. Vor allem das Elfenbein von Elefanten und das Horn des Nashorns sind begehrte Hehler-Ware. Seit Anfang 2012 sind allein in Südafrika 633 Nashörner auf diese Weise erlegt worden. Die Anzahl der geschlachteten Tier liegt seit langem über der natürlichen Reproduktionsrate, weswegen der Fortbestand der Art in freier Wildbahn unwahrscheinlich ist.

Der illegale Wildtierhandel hat verheerende Folgen für Tiere und Umwelt. Ein großer Teil der Tiere, die auf dem Markt landen, sind Wildfänge. Sie werden in enormer Anzahl aus der Natur entnommen. Die Lebensräume werden zerstört, viele Tierarten sind am Rande der Ausrottung. Der Wildtierhandel nimmt auch unheimliche Qualen der Tiere in Kauf. Sie werden oft mit brutalen Fangmethoden gefangen und auf grausame Weise transportiert, was zu schwersten Verletzungen oder einem qualvollen Tod führen kann.

Exoten in deutschen Haushalten

Laut prowildlife liegt die Zahl von exotischen Reptilien in deutschen Haushalten zwischen 440.000 und 850.000. Daneben werden 220.-380.000 Süßwasserfische gehalten und jährlich Meerwasserfische im Wert von 2,3-3.3 Millionen Euro importiert. Immer neue und ausgefallenere Arten werden als Haustiere populär, weil sich damit die Einfuhrbestimmungen umgehen lassen.

Falls die importierten Arten als geschützt gelten sollten, werden sie im Ursprungsland einfach umdeklariert. Sie sind dann nicht länger Wildfänge, sondern werden als Nachzucht angegeben und können leichter verschifft werden. In Wirklichkeit werden sie mit grausamen Methoden gefangen; das Ökosystem, aus dem sie gerissen werden, gerät in ein irreparables Ungleichgewicht.

Die meisten Tiere sterben bevor sie bei ihrem Besitzer ankommen. Exemplarisch benennt prowildlife die Zahlen für marine Zierfische: bis zu 50% sterben vor dem Export, etwa 30% während des internationalen Transports und 20% pro Woche im Zoogeschäft. Bei Schlangen, Chamäleons und Vögeln sind es die Hälfte aller Tiere, die vor dem Verkauf umkommen.

Folgenreiche Souvenirs

Laut dem Zoll sind die beliebtesten illegalen Souvenirs Korallen, Riesenmuscheln und sämtliche Produkte aus Krokodil- oder Schlangenleder. Pro Monat würden an die 40 Gegenstände gefunden, für die Bußgelder und unter Umständen sogar eine Haftstrafe anfiele. Auch hier kommt es also auf eine Sensibilisierung in puncto verantwortungsvollem Reisen an.

Quellen und Links

Bedrohte Arten

Jährlich bringt die Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) eine aktuelle Rote Liste von bedrohten Arten heraus, in der die bekannten Vertreter aus dem Tier- und Pflanzenreich auf ihren Bedrohtheitsgrad überprüft werden. 2011 konnten fast alle Säugetiere und Vögel untersucht werden und die Ergebnisse waren gravierend: 25% aller Säugetiere sowie 13% aller Vögel sind als vom Aussterben bedroht eingestuft.

Augen auf beim Souvenirkauf – Finger weg von Elfenbein, Koralle und Co.

Andenken und Mitbringsel gehören zum Urlaub wie das Salz zur Suppe. Viele dieser Souvenirs stammen aber häufig von geschützten Tier- und Pflanzenarten und unterliegen deswegen strengen Aus- und Einfuhrbestimmungen. Aufgrund der ökologischen Folgen sowie der drohenden Strafen am Zoll ist vom Erwerb solcher Produkte dringend abzuraten.