Die Millenniums-Entwicklungsziele (Millennium Development Goals, MDG)

milleniumgoals
© UN Photo

Im Jahr 2000 verabschiedeten 189 Länder die Millenniumserklärung. Zur Umsetzung dieser Erklärung wurde eine Liste mit acht konkreten Zielen, den sog. Millenniums-Entwicklungszielen, abgeleitet. Diese Ziele - unter anderem die Halbierung der weltweiten Armut und die Eindämmung von HIV/AIDS – wollen die Staaten bis zum Jahr 2015 erreichen.

Autor*in Rima Hanano, 27.02.12

Übersetzung Rima Hanano:

Auf dem UN-Milleniumsgipfel im Jahr 2000 in New York verabschiedeten 189 UN-Mitgliedsstaaten die sog. Millenniumserklärung, welche die globalen Herausforderungen der internationalen Gemeinschaft für das 21. Jahrhundert nennt und in folgende vier Handlungsfelder für die internationale Politik unterteilt:

1. Frieden, Sicherheit und Abrüstung
2. Entwicklung und Armutsbekämpfung
3. Schutz der gemeinsamen Umwelt
4. Menschenrechte, Demokratie und gute Regierungsführung.

Aus der Milleniumserklärung wurden später acht Ziele, die sog. Millenniums-Entwicklungsziele (Millennium Development Goals, MDGs), abgeleitet. Zusammen mit 18 Unterzielen und 48 Indikatoren konkretisieren sie seither die Milleniumserklärung der Staatengemeinschaft. Erreichen will die internationale Gemeinschaft die MDG bis zum Jahr 2015. Die Überwachung der Umsetzung der Ziele erfolgt durch die Vereinten Nationen.

Die MDG wurden zur wesentlichen Zielvorgabe und zum wegweisenden Maßstab für die internationale Entwicklungszusammenarbeit. Mittlerweile richten nicht nur Regierungen, sondern auch Hilfsorganisationen und Organisationen der Zivilgesellschaft ihre Arbeit an den Millenniums-Entwicklungszielen aus. Die Bundesregierung verabschiedete in diesem Zusammenhang im Jahr 2001 einen „Aktionsplan 2015“. (Aktionsplan 2015 als PDF)

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) wertete die Milleniumserklärung als „das bedeutendste multilaterale politische Dokument der letzten Jahre“.

Die acht UN Millenniumsziele im Überblick

* MDG 1: Den Anteil der Weltbevölkerung, der unter extremer Armut und Hunger leidet, halbieren

Mehr als eine Milliarde Menschen leben in extremer Armut, ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser, ohne Aussicht auf eine medizinische Basisversorgung, ohne ausreichend Nahrung. Alle drei Sekunden stirbt irgendwo auf der Welt ein Mensch an Unterernährung. Weltweit leiden mehr als 850 Millionen Menschen an Hunger.

* MDG 2: Allen Kindern eine Grundschulausbildung ermöglichen

Bildung ist eine Vorraussetzung für nachhaltige Entwicklung. Bildung erlaubt eine berufliche Entwicklung, die die Überwindung der Armutsgrenze ermöglicht. Laut UNICEF  haben 93 Millionen Kinder nicht die Chance eine Schule zu besuchen. Besonders betroffen sind Kinder in Afrika südlich der Sahara.

* MDG 3: Die Gleichstellung der Geschlechter und die politische, wirtschaftliche und soziale Beteiligung von Frauen fördern, besonders im Bereich der Ausbildung

Frauen sind der Schlüssel für Entwicklung. Ziele wie die Bekämpfung von Armut, Hunger und Krankheiten können ohne die Gleichstellung der Geschlechter nicht erreicht werden. Da Bildung Entwicklung erst möglich macht, müssen Frauen vor allem einen besseren Zugang zu Bildung bekommen. Denn: Zwei Drittel der rund 774 Millionen Analphabeten auf der Erde sind weiblich.

* MDG 4: Die Kindersterblichkeit um zwei Drittel reduzieren

Alle drei Sekunden stirbt ein Kind auf der Welt oftmals an einer vermeidbaren Ursache. Fast zehn Millionen Kinder sterben jedes Jahr –  an Unterernährung oder größtenteils an vermeidbaren und heilbaren Krankheiten wie z.B. Masern. Die höchste Todesrate hat Afrika. Fast zwei drittel der Todesfälle bei Kindern könnten durch einfache und kostengünstige Maßnahmen verhindert werden.

* MDG 5: Die Gesundheit der Mütter verbessern

Eine von 48 Frauen stirbt in Entwicklungsländern bei der Entbindung, hauptsächlich aufgrund fehlender professioneller medizinischer Hilfe. Nur 57 Prozent der Geburten werden von medizinischen Fachkräften begleitet.

* MDG 6: Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und anderen Krankheiten

Alle 30 Sekunden stirbt in Subsahara-Afrika ein Kind an der heilbaren Krankheit Malaria. Die Anzahl der Menschen, die 2013 mit HIV infiziert waren, beläuft sich nach Angaben der WHO auf 35 Millionen Menschen. 2013 starben schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen an AIDS. Teilziel des MDG Nummer 6 ist die Schaffung des Zugangs zu antiretroviralen Medikamenten für alle.

* MDG 7: Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit

Weltweit waren in 2005 noch 30 Prozent der Landfläche bewaldet. 200 Quadratkilometer Waldgebiet – eine Fläche doppelt so groß wie Paris – werden täglich weltweit gerodet. Im Zentrum des MDG Nummer 7 steht die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung durch den Schutz natürlicher Ressourcen. Die Schaffung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser und die Verbesserung der Lebensbedingungen von mindestens 100 Millionen Slumbewohnern unterstehen ebenfalls dem MDG Nummer 7.

* MDG 8: Aufbau einer weltweiten Entwicklungspartnerschaft

Als „Agenda der wechselseitigen Verantwortung“ von armen und reichen Staaten beschreibt die UN-Sonderbeauftragten Eveline Herfkens das MDG Nummer 8. Im Fokus stehen die Schaffung von entwicklungsförderlichen Rahmenbedingungen und die Unterstützung der Entwicklungsländer beim Erreichen der MDG. Im Fokus stehen öffentliche Entwicklungsleistungen (Official Development Assistance, ODA), das Handels- und Finanzsystem, Schuldenerleichterungen sowie der Zugang zu Medikamenten und neuen Technologien.

Was bisher erreicht wurde

Alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen waren sich einig und haben zugesagt, die Millenniums-Entwicklungsziele bis zum Jahr 2015 zu erreichen.

Der Millenium Development Goals Report 2014 informiert über den aktuellen Stand:

MDG 1: Das Ziel, den Anteil der Weltbevölkerung, der unter extremer Armut und Hunger leidet, zu halbieren, wurde erreicht. In 1990 lebte knapp die Hälfte der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. In 2010 waren es nur noch 22%.

MDG 2: Zwischen 2000 und 2012 wuchs die Rate der Grundschuleinschreibungen von 83% auf 90%.Leider stagniert das Wachstum, und eine hohe Abbrechrate bedeutet dass zur Zeit ca. 58 Millionen Kinder nicht die Schule besuchen. Davon leben schätzungsweise 50% in Konfliktgebieten.

MDG 3: Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist erreicht. Im Januar 2014 hatten Frauen einen Anteil von mindestens 30% in den Führungspositionen der Regierung – in 46 Ländern. Auch im Punkt Bildung werden Mädchen nun gleichberechtigt.

MDG 4: Die Kindersterblichkeit bleibt weiterhin hoch und das Millenniumsziel, die Kindersterblichkeit um zwei Drittel zu reduzieren, unerreicht. In 1990 starben 90 von 1000 Kindern unter 5 Jahren, in 2012 waren es nur noch 48. Krankheiten sind meistens die Todesursache.

MDG 5: Hinsichtlich der Müttersterblichkeit tragen vor allem Frauen in Afrika südlich der Sahara ein unvermindert hohes Risiko während der Schwangerschaft oder bei der Geburt zu sterben. Im Jahr 2013 starben ca. 300.000 Frauen während der Schwangerschaft, bei der Entbindung oder in den sechs Wochen danach. Trotz einiger Fortschritte zwischen 1990 und 2015 stellt die Senkung der Müttersterblichkeitsrate eine der größten Bürden und Heruasforderungen dar.

MDG 6: Zwischen 2001 und 2012 sank die Rate von Neuinfizierungen um 44%. Nichtsdestotrotz sterben 600 Kinder täglich an den Folgen von HIV. Mehr muss getan werden um Jugendliche über HIV/AIDS aufzuklären. Malaria und Tuberkulose werden ebenfalls erfolgreich bekämpft, und sofern die bisherigen Zahlen stetig weitersinken, wird das Tuberkulose Ziel erreicht werden.

© UN
MDG Bericht (2011)

MDG 7: Die Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit bleibt weiterhin defizitär. Zwar haben seit 2012 89% der Weltbevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser, jedoch bleibt die Abholzung der Wälder und der steigende CO2 Ausstoß ein verherendes Problem.

MDG 8: Auch dem Aufbau einer weltweiten Entwicklungspartnerschaft hinken die G8-Staaten hinter her. Die Entwicklungshilfe ist trotz aller Versprechen zurückgegangen. Auch der Marktzugang vieler Entwicklungsländer hat sich bisher wenig verbessert.

Kritik an den Millenniums-Entwicklungszielen 

Die Staats- und Regierungschefs beim Millennium Summit im Sept. 2000 in New York

Der Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen e.V. (VENRO) kritisiert, dass für die konsequente Umsetzung der MDG nach wie vor der entschiedene politische Wille fehlt, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen und die Entwicklungsfinanzierung bereit zu stellen. Des Weiteren fehlt nach Meinung von VENRO eine Kohärenz der unterschiedlichen Politiken gegenüber Entwicklungsländern um Armut wirksam zu bekämpfen.

Kritikpunkte sind außerdem:

– Die starke Ausrichtung auf die acht Ziele
– Die besondere Zuwendung für die ärmsten Staaten
– Die Annahme: „mehr Entwicklungshilfe = weniger Armut“

Quellen und Links

Aktualisiert 2012 Hanadi Siering | RESET-Redaktion

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Mangelware Wasser

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