Bedrohte Arten

Jährlich bringt die Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) eine aktuelle Rote Liste von bedrohten Arten heraus, in der die bekannten Vertreter aus dem Tier- und Pflanzenreich auf ihren Bedrohtheitsgrad überprüft werden. 2011 konnten fast alle Säugetiere und Vögel untersucht werden und die Ergebnisse waren gravierend: 25% aller Säugetiere sowie 13% aller Vögel sind als vom Aussterben bedroht eingestuft.

Autor*in Lisa Oberschelp, 15.02.12

Wieviele unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten tatsächlich auf unserer Erde existieren ist schwer zu schätzen. Experten gehen von 5 bis 100 Millionen Arten aus. Aufgrund der Unklarheit über die totale Artenzahl werden wohl viele Aussterbeereignisse unentdeckt bleiben. Die Trends in den bewerteten 62.000 Fällen weisen auf drastische Veränderungen in der Zusammensetzung unserer Flora und Fauna hin.

Der Berggorilla (G. b. beringei) beispielsweise kommt heute nur noch vereinzelt in den Regenwäldern von Zentralafrika vor und wird von der IUCN als „critically endangered“ (vom Aussterben bedroht) eingestuft. Wilderei zählt bisweilen noch als seine größte Bedrohung, doch zudem ist sein Lebensraum durch die Ausbeutung des Regenwaldes stark gefährdet. Für andere wichtige Vertreter der Säugetiere (Mammalia) wie den Eisbären (Ursus maritimus), den Blauwal (Balaenoptera musculus) und den Tiger (Panthera tigris) sieht es nicht besser aus. Auch national stellt das Artensterben ein Problem dar; Der Wolf (Canis Iupus) gilt nach der deutschen Roten Liste als “vom Aussterben bedroht”, nach der internationalen Roten Liste jedoch als “ungefährdet”.

Mit dem Einfluss des Menschen kam auch die Bedrohung

Der Einfluss des Menschen hat in den letzten 50 Jahren zu starken Veränderungen der Umwelt geführt. Das schnelle Bevölkerungswachstum fordert mehr Raum für Leben und Nahrung. Ganze Gegenden werden gerodet, um Platz für Straßen, Siedlungen und landwirtschaftliche Flächen zu schaffen. Der Mensch macht sich die Natur zu eigen um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Das Ergebnis sind schrumpfende Lebensräume, die Ausbeutung von ganzen Ökosystemen und Nahrungsbeständen sowie die Einführung von Schadstoffen und fremden Pflanzen und Tieren.

Der wichtigste Faktor für die verschärfte Lage von Arten ist jedoch der menschliche Einfluss auf das Klima. Gleichzeitig ist dieser allerdings auch am schwersten einzuschätzen, denn unterschiedliche Prozesse können diverse, oft unabsehbare Folgen haben. So sorgt die allgemeine Temperaturzunahme zur Veränderung der lokalen Lebensbedingungen.

Arten haben die Möglichkeit sich (bis zu einem gewissen Grad) anzupassen. Schaffen sie das nicht schnell genug, so müssen sie sich ein neues Habitat suchen oder sterben aus. Es entsteht ein Ungleichgewicht im Ökosystem, denn Arten treten an Orten auf, an denen sie ursprünglich nicht vorkamen (sog. invasive Arten). Dort verdrängen sie schwächere, einheimische Arten etc. Dieses Ungleichgewicht führt sich fort bis eine Art ihren Lebensraum aufgeben muss, weil sie den Bedingungen dort nicht mehr standhalten kann.

Maßnahmen gegen den Artenverlust

Die Bedrohung der Arten nimmt durch das Handeln des Menschen stetig zu. Waren es 2009 noch 6100 bedrohte Wirbeltiere, so ist die Zahl 2011 auf 7100 gestiegen. Nicht viel anders sieht es bei den Pflanzen aus – 2009 waren noch 8500 Pflanzenarten bedroht, 2011 sind es 9200.

Zur Schadensbegrenzung und dem Schutz der Biologischen Vielfalt haben die Vereinten Nationen 2010 eine Dekade ins Leben gerufen. Die “UN-Dekade der Biodiversität 2011 – 2020” ruft alle Mitgliedsstaaten der Biodiversitätskonvention (Convention on Biological Diversity, CBD) auf, bis 2020 nationale Ziele zum Schutz der Arten zu erreichen. Deutschland baut in seiner Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt vor allem auf die Gründung von kleineren Initiativen zur Erweiterung des gesellschaftlichen Bewusstseins für die biologische Vielfalt. Im Rahmen der Umsetzung wird außerdem ein Bundes-Förderprogramm “Biologische Vielfalt” erarbeitet, das mit Ländern, Kommunen, Waldbesitzern, Landnutzern und Naturschutzverbänden gemeinsam abgestimmt wird.

Weitere Informationen zu diesem Thema findest du im Wissens-Artikel zur Biodiversität.

Quellen und Links

Lisa Oberschelp, RESET-Redaktion (2012)

Biologische Vielfalt – Biodiversität

Bis zum Jahr 2050 werden 18% bis 35% aller Tier- und Pflanzenarten ausgestorben sein, so die Prognose einiger Wissenschaftler. Doch welche Auswirkungen hat der Verlust von Lebensräumen und Arten auf unser Ökosystem?