Spotlight Brasilien: „No, I’m not going to the world cup“

Es ist nicht mehr lange hin bis zum Beginn der Fußball-WM in Brasilien. Die meisten freuen sich schon auf den Anpfiff am 12. Juni. Brasiliens Freude über die Austragung der WM in diesem Jahr und der Olympischen Spiele 2016 wird allerdings durch massive Rechtsverletzungen, Vertreibungen und Proteste der Lokalbevölkerung getrübt. Die Menschen wollen nicht tatenlos bei den korrupten Machenschaften der WM-Organisatoren zusehen und gehen auf die Straße.

Autor*in Hanadi Siering, 26.05.14

Straßenkämpfe, Plakataktionen, Youtube Videos – der Protest gegen die teuerste WM aller Zeiten hat viele Gesichter. Die Menschen protestieren hauptsächlich gegen die gigantischen Investitionen, die in die Sportarenen fließen und nicht ins Gesundheitssystem, gegen korrupte Politiker und Unternehmer, die nur ihren eigenen Profit verfolgen und nicht den der Gesellschaft, gegen Privatisierungen öffentlicher Räume und gegen die Verdrängung von AnwohnerInnen aus ihren Häusern.

Demokratie? Besser nicht…

Die Lokalbevölkerung hat nicht viel zu sagen. Sie können sich nur gegen die Missachtung ihrer Rechte wehren (z.B. die Missachtung des Wohnungsschutzes der einheimischen Bevölkerung). Die FIFA und deren Sponsoren konnten Gesetzesveränderungen bewirken, die ihnen die Organisation der WM erleichterten. Ohnehin seien bei der Organisation eines Megasportevents wie der WM weniger Demokratie besser, sagt FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke. Das sich das die Menschen aber nicht gefallen lassen, zeigen die verschiedenen Formen des Protests.

http://cartazesdosprotestos.tumblr.com/

Die Brasilianer „wollen ein demokratischeres und sozialeres Brasilien, das mit der historisch gewachsenen Ungleichheit vor allem im öffentlichen Bildungs- und Gesundheitswesen endlich Schluss macht. Sie wollen ein Gemeinwesen, das besser funktioniert. Deshalb nehmen sie nicht einfach hin, wenn mehr als acht Milliarden Euro für eine Weltmeisterschaft ausgegeben werden.“ (Barbara Unmüßig, Vorstandsvorsitzende der Heinrich Böll Stiftung)

„No, I’m not going to the world cup“

Die 23jährige Brasilianerin Carla Dauden, die in Los Angeles lebt, kritisiert die massiven Ausgaben öffentlicher Mittel, die Zwangsumsiedlungen und Polizeigewalt in einem Video, das schon über 4 Millionen mal geklickt wurde. Es erschien drei Tage vor den landesweiten Massenprotesten vom 20. Juni 2013.

 
 
http://cartazesdosprotestos.tumblr.com/

 

Cartazes dos protestos – Plakate des Protests

Die Menschen machen ihrem Ärger über die Schattenseiten der WM auf selbst gestalteten Plakaten Luft. Die Protest-Plakate, die auf keiner Demo fehlen, sind in einer Online-Sammlung zusammengetragen, damit noch mehr Menschen die Stimmen des Widerstandes hören und sehen können.

Mehr Plakate gibt es auf tumblr.

Wer sich mehr für die Hintergründe der WM und was während der WM passiert interessiert, der kann auf das Dossier der Heinrich-Böll-Stiftung zugreifen. Es wird während der Spiele fortlaufend aktualisiert und informiert über Großevents und Menschenrechtsverletzungen in Brasilien. Das Dossier kann kostenlos als pdf heruntergeladen werden. Aktuelles zu dem Thema „WM2014: Für Wen und Für was?“ gibt es außerdem auch online auf der Website.

Bevor sich beim ersten Anpfiff der Weltmeisterschaft alle Blicke auf Brasilien richten wollen wir mit unserer Serie „Spotlight Brasilien“ schon jetzt Menschen, Organisationen und Bewegungen vorstellen, die sich jenseits des Stadiums mit innovativen Ansätzen für Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit engagieren. Weitere Artikel findest du hier: Spotlight Brasilien

MARKIERT MIT
Spotlight Brasilien: Internet Gouvernance made in Brasil

NETmundial veranstaltet in Brasilien ein Treffen zur Entwicklung der Internet Governance. Beteiligt sind Akteure aus der ganzen Welt. In Ausschüssen entwickeln sie Ideen, wie das Internet genutzt werden kann, um in Zukunft global gesellschaftliche Entwicklungen positiv zu beeinflussen.

Spotlight Brasilien: WM in Brasilien – Engagement im Land der Weltmeister

Auch wenn Brasilien als ein fußballverrücktes Land bekannt ist, so scheiden sich bei der diesjährigen WM die Geister. Noch immer wollen viele Brasilianer ihr Team mit einem Pokal in den Händen sehen, doch Umfragen zufolge steht eine Mehrheit dem Großevent im eigenen Land kritisch gegenüber. In unserer Redaktionsserie wollen wir zeigen, was Brasilien jenseits der Stadien bewegt und Menschen, Organisationen und Bewegungen vorstellen, die sich mit innovativen Ansätzen für Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit engagieren.