Smart kühlen: der stromlose Kühlschrank

Kühlen ohne Strom und Kühlmittel - Coolar nutzt ein altes Prinzip auf neue Weise

Der Kühlschrank erscheint zwar allgegenwärtig, ist aber nicht selbstverständlich. Etwa 1,4 Milliarden Menschen leben ohne Elektrizität - noch mehr Menschen haben nur seltenen oder teuren Zugang zu Strom. Jedoch müssen nicht nur Lebensmittel, sondern auch viele Medikamente gekühlt werden. Das Berliner Startup Coolar zeigt, wie das ökonomisch ohne Elektrizität geht.

Autor*in Marius Hasenheit, 27.10.15

Die Jungunternehmer um die Gründerin Julia Römer basteln seit 2012 an ihrem Kühlschrank. Sie machen sich den Energieerhaltungssatz zu Nutze: Energie kann nicht gewonnen oder verloren, sondern nur umgewandelt werden. Konkret heißt das für sie: Wenn Wasser im Innenraum des Kühlschranks verdunstet, entzieht es der Umgebung Energie.

Wer schon einmal Getränke ohne Kühlschrank kühlen musste kennt das Prinzip vielleicht: Man drapiert ein nasses Handtuch oder zur Not auch ein T-shirt auf die Getränke und liegt sie in die Sonne. Das Wasser verdunstet und entzieht der Umgebung, also auch den Flaschen (Wärme-) Energie. Natürlich ist die Handtuchmethode ziemlich ineffizient. Zum einen findet das Ganze nicht in einem geschlossenen Raum statt – das verdunstende Wasser entzieht auch der Umgebungsluft Energie, was die Getränke nicht kühlt. Zum anderen braucht es relativ viel Energie, um das Wasser des feuchten Handtuchs zu verdunsten.

Das lässt sich allerdings ändern: durch das Absenken des Luftdrucks. Dieses Phänomen sorgt auch dafür, dass sich auf dem Mount Everest kein Ei hartkochen lässt. Aufgrund des geringen Luftdrucks kocht dort Wasser bereits bei einer Temperatur von etwa 70 Grad Ceslsius. Eiweiß gerinnt allerdings erst ab einer Temperatur von 84,5 Grad Celsius. Das heißt für Gipfelstürmende: es gibt glibbriges Ei. Und für das Coolar-Team: sie können die Wasserverdunstung beschleunigen, indem sie den Druck absenken.

Der Wasserdampf wird schlussendlich mit Silikagel gebunden. Dieses Material mögen manche kennen, weil sie die kleinen Silikagelpäckchen beispielsweise in Schuhkartons fanden. Wenn das Gel einmal vollgesogen ist, wird es getrocknet indem warme Luft zugefüht wird. Aus diesem Grund, ließe sich das System auch gut mit Solarthermie kombinieren. Ein positiver Nebeneffekt des Kühlschranks ist auch, dass keine schädlichen Kühlmittel nötig sind.

Die Anwendungen sind vielseitiger Art. Unter anderem kooperiert das Team von Coolar mit Ärzte ohne Grenzen, da sich mit diesem stromlosen Prinzip beispielsweise auch Malariaimpfstoffe gut kühlen ließen. Ob sich der Kühlschrank nun auch in breiter Anwendung erprobt und sich durchsetzen kann, wird sich zeigen. Eine Feuerprobe ist der Startgreen-Award, für den das Startup nominiert ist. Wer ihre Idee unterstützenswert findet, kann für sie stimmen, damit das Team den Wettbewerb, und damit eine Finanzspritze von 20.000 Euro, gewinnt.

Die Idee von Coolar wird in diesem Video zusammengefasst:

Damit der Kühlschrank nicht die WG-Kasse auffrisst!

Eine Anwendung, die vor allem für junge Leute gedacht ist, zeigt, wie Du in den eigenen vier Wänden Energie sparen kannst. Sie enttarnt mögliche Energiefresser und ist somit gut fürs Klima.

Bauers Kühlschrank – gesundes Fast Food aus dem Automaten

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