Gestern war World Overshoot Day, wie gehts weiter?

Für 2014 hat die Erde ihre eigenen Ressourcen bereits verbraucht. Dabei sind Europa und Deutschland Umwelt-Importmeister. Was sich genau dahinter verbirgt zeigt eine neue Ökostudie auf.

Autor*in RESET , 20.08.14

Der sogenannte „World Overshoot Day“ war gestern. Die Menschheit hat also bereits am 19. August alle natürlichen und regenerierbaren Ressourcen verbraucht, die ihr die Erde in diesem Jahr zur Verfügung stellt: Wasser, Brennmaterial, Bauholz, Getreide, Fisch und Platz, um den Müll zu entsorgen – auch solchen, der aus Schornstein und Auspuff in die Atmosphäre geblasen wird. Gemeint sind jedenfalls alle Ressourcen, die ohne Raubbau und Verschmutzung zu haben sind. Nach Berechnungen des Global Footprint Network bräuchte die Menschheit derzeit 1,4 Erden, um den Planeten nicht zu überlasten.

Jedes Jahr berechnet das Global Footprint Network den ökologischen Fußabdruck der Menschheit, das heißt den Bedarf an Acker- und Weideland, Wäldern und Fisch sowie den Platzbedarf für Infrastruktur. Dieser Bedarf wird der weltweiten biologischen Kapazität gegenübergestellt, also dem Vermögen der Ökosysteme, Ressourcen aufzubauen und Müll aufzunehmen. Über den ökologischen Fußabdruck kann der genaue Tag festgelegt werden, an dem die weltweite Gemeinschaft mehr verbraucht, als der Planet jedes Jahr produziert.

Der Verbrauch wächst jedes Jahr

Der World Overshoot Day, der „Tag der ökologischen Überschuldung“, kommt in diesem Jahr so früh wie nie zuvor. 1987 war Overshoot Day am 19. Dezember. 1995 hatten die Menschen bereits am 21. November jene Ressourcen verbraucht, die eigentlich bis zum Jahresende reichen sollten. 2006 war es der 9. Oktober, 2009 bereits der 24. September. 2013 aber war am 20. August Schluss mit natürlichem Nachschub. Nun ist es in diesem Jahr also bereits der 19. August.

Trotz seines Wasserreichtums importiert Deutschland große Mengen davon. Tag für Tag sind es 805 Liter pro Einwohner, die vor allem von der Industrie für die Produktion benötigt werden. Aber nicht nur Wasser wird importiert, auch Äcker und Böden in Form von Lebensmitteln, Rohstoffen und Kohlendioxid-Emissionen. Jeden Tag verbraucht der Durchschnittsbewohner der Bundesrepublik 1.027 Liter Wasser, 63 Quadratmeter Land und 68 Kilogramm Rohstoffe und „produziert“ 45 Kilogramm Kohlendioxid. Und über die Hälfte davon wird in der einen oder anderen Form importiert.

Laut Ökostudie ist Europa „Importweltmeister“ 

Damit ist Deutschland in Europa kein Sonderfall. Im Auftrag der EU haben Wissenschaftler eine detaillierte Ökobuchhaltung für die wichtigsten Länder der Welt aufgestellt. „The Global Resource Footprint of Nations“ bildet die Exporte und Importe von Umwelt ab. Und diese Studie zeigt, dass Europa in jeder einzelnen Kategorie Europa „Importweltmeister“ ist.

Europa importiert nicht nur russisches Gas, sondern auch afrikanisches Land, chinesisches Wasser und indische CO2-Emissionen. Mit den Folgen müssen dann diese Regionen leben, denn in Afrika rückt die Sahara vor, in China wird das Wasser knapp und Indien leidet unter den Folgen der Erderwärmung, die andernorts verursacht wurde.

Lösungen verzweifelt gesucht

Aber bleiben wir in Deutschland. Fest steht: der ökologische Fußabdruck der Bundesrepublik ist viel zu hoch. Gemäß dem Global Footprint Network bräuchte die Menschheit vier Erden, wenn alle Menschen so konsumieren würden wie die Deutschen. Die Umweltbelastung durch den bundesdeutschen Konsum muss folglich um rund 75 Prozent reduziert werden. 

Wie das gelingen soll, zeigen die Studien leider nicht, deshalb ist weiterhin viel Anstrengung und Innovation in allen Bereichen seitens Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gefragt, um Wasser, Land und Rohstoffe effizient zu nutzen und um Kohlendioxid-Emissionen radikal zu reduzieren. Ein paar Tipps, was ihr selber tun könnt, findet ihr hier.

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