Feeding India: Vom Ende der Lebensmittelverschwendung in einem Land der Unterernährung

Feeding India schafft eine Verbindung zwischen Menschen, die überschüssiges Essen haben und anderen, die Hunger leiden.

Ein junger Unternehmer will hungernden Menschen in Indien helfen, indem er über ein Sozialunternehmen Lebensmittelabfälle rettet und sie an Bedürftige verteilt.

Autor*in Ana Galán Herranz, 28.02.18

„Ich konnte einfach nicht akzeptieren, dass es immer noch Millionen von Menschen gibt, die nicht daran sterben, weil ihnen ein Heilmittel für eine seltene Krankheit fehlt, sondern weil sie keinen Teller nahrhaften Essens finden konnten“, erklärt Ankit Kawatra, der 25-Jährige Gründer von Feeding India, gegenüber der Entrepreneurs-Plattform Yourstory.

Nach Angaben des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen werden jährlich bis zu 40 Prozent der gesamten in Indien produzierten Lebensmittel verschwendet – das ist etwa so viel, wie in Großbritannien über ein ganzes Jahr hinweg gegessen wird. Zugleich ist Indien die Heimat von nicht weniger als einem Drittel aller als unterernährt geltenden Kinder der Welt und gehört zu den Ländern mit der größten Nahrungsmittelunsicherheit. Ankit selbst wurde sich das erste Mal auf einer indischen Hochzeit über die große Verschwendung von Nahrungsmitteln bewusst, als er beobachtete, wie riesige Berge von Essensresten in den Müll geworfen wurden. Der Gedanke, dass so viel Essen verschwendet wird, während so viele Menschen im Land Hungern leiden, ließ ihn nicht mehr los und er beschloss, etwas dagegen zu unternehmen. 

Er kündigte seinen Job in einer internationalen Unternehmensberatungsfirma und gründete im Jahr 2014 das Startup Feeding India. Er begann mit Restaurants und Verpflegungsdiensten zusammenzuarbeiten und ihre überflüssigen Lebensmittelreste einzusammeln. Zunächst überzeugte er fünf Bekannte aus seinem persönlichen Netzwerk, das Essen abzuholen und neu zu verteilen. Etwa drei Jahre später wird Feeding India bereits von rund 4.500 sogenannten „Hunger Heroes“ unterstützt, die in über 57 indischen Städten ehrenamtlich Essen einsammeln und verteilen und so bereits über 8,5 Millionen Mahlzeiten für bedürftige Menschen bereitgestellt haben.

Per App zum Ende von Hunger und Unterernährung

Feeding India setzt für die Koordination intzwischen auf eine App mit einfachem System: Nach dem Herunterladen der App können Restaurants, Catering-Services, Kantinen oder auch Privatpersonen eine Essensspende anmelden, wenn bei Ihnen Lebensmittelreste anfallen. Das löst ein Signal an die Hunger Heros aus, die das Essen abholen und zu einer Spenderstation bringen. Dort kann das Essen von Bedürftigen, allen voran Kindern, älteren Menschen und Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, abgeholt werden. 

Der junge Sozialentrepreneur hinter Feeding India ist Mitglied der Young Leader der Vereinten Nationen für die Sozialen Enwicklungsziele  und ist überzeugt, dass es möglich ist, dem Hunger weltweit ein Ende zu setzen. Sein großer Wunsch ist es daher, noch innerhalb seiner eigenen Lebenszeit das Ziel Nummer #1 – Keine Armut zu realisieren. Bis 2020 will er dafür 100 Millionen Mahlzeiten für hungrige Menschen bereitstellen!

Um vom Gründer von Feeding India mehr über das Thema Lebensmittelverschwendung in Indien zu erfahren und zu hören, wie er sein Sozialunternehmen gestartet hat, könnt ihr euch diesen TED-Talk mit Ankit Kawatra anschauen.

Du möchtest mehr über die Globalen Ziele der Vereinten Nationen wissen? Hier kannst du dich zu den 17 Zielen für eine nachhaltige und gerechte Zukunft informieren

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Laura Wagener und erschien im Original auf unserer englischsprachigen Seite.

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