Erste Jobbörse für Flüchtlinge: die Online-Plattform workeer

Für Geflüchtete ist es alles andere als leicht, legal an Arbeit zu kommen. Viele Vorurteile schwingen bei diesem Thema mit; dabei suchen viele Arbeitgeber händeringend Personal. Mit workeer ist nun Deutschlands erste Jobbörse speziell für Geflüchtete online. Und auch eine scheinbar drängende Frage beantworten die zwei Berliner Gründer gleich mit.

Autor*in Laura Holzäpfel, 01.10.15

Nehmen Flüchtlinge den Deutschen die Arbeit weg? In ihren FAQs hat die Online-Jobbörse workeer auf diese Frage eine erfrischend kurze Antwort: Nein. Damit soll nicht nur klar werden, dass dieses hartnäckige Vorurteil grober Unfug ist, sondern ebenso erklärt werden, dass sich workeer keineswegs als Plattform für Billiglohnarbeitskräfte versteht, sondern ein ernsthaftes Interesse daran hat, auf dem Jobmarkt zweierlei zu verbinden: Jene, die Arbeit brauchen und jene, die Arbeit haben.

Workeer funktioniert dabei wie eine klassische Arbeitsplatzbörse: Arbeitgeber und Flüchtlinge, also potenzielle Arbeitnehmer, können jeweils Gesuche einstellen bzw. Profile einrichten, auf denen Fertigkeiten angegeben werden können. Wie das Projekt entstand, erklären die Gründer Philipp und David so:

„Im Rahmen unseres Abschlussprojekts für den Bachelorstudiengang nahmen wir uns vor, ein reales Projekt zu entwickeln, das nicht wie viele Uniprojekte nach deren Abschluss in der Schublade verschwindet. Zusätzlich bot sich eine gute Chance, aus persönlichem politischen Interesse, konkretes politisches Handeln werden zu lassen.“

Und weiter:
In einem ersten Schritt recherchierten wir ausführlich, um zu erfahren, wie die verschiedenen Beteiligten die aktuelle Situation wahrnehmen. Von Interesse war für uns zusätzlich, welche Probleme und Lösungspotenziale sie sehen. Wir sprachen mit engagierten Initiativen, besuchten Unterkünfte für Geflüchtete, tauschten uns mit Organisationen und Behörden aus und kamen selbstverständlich auch direkt mit Geflüchteten ins Gespräch. Das Thema `Arbeitsvermittlung´ stellte sich als das beste Gesamtpaket heraus, sodass im Anschluss unsere Arbeit an workeer begann.“

Die beiden Gründer sind mit der ersten Resonanz mehr als zufrieden, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Idee von workeer von den (Sozialen) Medien nur allzu dankbar im Rummel der Negativ-Schlagzeilen um das derzeitige Flüchtlingsdrama aufgenommen wurde. Inwiefern workeer als Jobbörse mit dem Anspruch des interkulturellen Austauschs erfolgreiche und vor allem nachhaltige Arbeitsverhältnisse mitbegründen kann, bleibt abzuwarten. Wir freuen uns jedenfalls auf die ersten Erfolgsmeldungen auf der Webseite und sind dankbar für solch kluge Köpfe mit sozialem Tatendrang.

Das Thema Flüchtlinge hat für uns als RESET-Redaktion aus aktuellem Anlass besondere Relevanz, weshalb wir in der letzten Zeit verstärkt über das Thema berichten. Wenn du mehr dazu lesen willst, dann findest du hier alle Artikel zum RESET-Spezial Flüchtlingshilfe 2.0 – Wie kann Flüchtlingshilfe im digitalen Zeitalter? aussehen oder unter dem Tag Flüchtlinge

Alle Infos über workeer findest du auf der Webseite www.workeer.de.

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