Clean Clothes Campaign: Existenzlöhne für alle!

Clean Clothes Campaign: Firmencheck 2014

Gerade ist das irische Textilunternehmen Primark in die Schlagzeilen geraten. Eingenähte Etiketten mit der Aufschrift „Forced to work for exhausting hours“ wurden u.a. von einer Primark-Kundin in ihrem zwölf Euro teuren Kleid gefunden. Das hat die Diskussion um Dumpinglöhne im Textilgeschäft wieder angeschoben. Die Clean Clothes Campaign fordert seit langem: Existenzlöhne für alle! Und legt jetzt eine neue Studie mit App vor.

Autor*in Laura Holzäpfel, 01.07.14

Spätestens seit der Katastrophe im April 2013, bei der das Rana Plaza in Bangladesch einstürzte und 1133 Näherinnen das Leben kostete, fällt es schwer zu glauben, dass nicht schon allgemein bekannt ist, dass unsere Billigshirts und –hosen unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert werden. Auch Primark ließ damals im Rana Plaza nähen. Dennoch gibt die Primark-Kundin an, sie habe noch nie über die Umstände nachgedacht, unter denen ihre Kleidung produziert wird. Die Clean Clothes Campaign (CCC) machte jetzt den Firmencheck 2014 und ging der Frage nach: Zahlen die internationalen Modemarken den Menschen, die ihre Kleider herstellen, Löhne zum Leben? Die CCC hat dafür 50 führende Marken und Bekleidungsfirmen untersucht und nachgefragt, was unternommen wird, um existenzsichernde Löhne in Kleider-, Schuh- und Textilfabriken sicherzustellen.

Nachlässig bis Ungenügend

Ein „Ungenügend“ in der Bewertung bekamen u.a Aldi, Charles Vogële, Esprit, Gucci, Mango, Orsay, Pimkie, Promod, Versace, WE Fashion. Diese Firmen setzen sich laut CCC-Bericht kaum für die Bezahlung eines existenzsichernden Lohns ein. Wenig besser in der Bewertung schnitten Asics, C&A, Gap, G-Star, Lidl, Nike und Takko Fashion ab. Sie bekamen die Wertung „Nachlässig“. Hier sieht man zwar ein, dass ein existenzsichernder Lohn notwendig wäre, Maßnahmen zur Umsetzung hingegen finden sich nur recht vereinzelt. Interessant ist vor allem die Tatsache, dass sich z.B. mit Mango und Esprit nicht nur die üblichen Niedrigpreismarken offenbar unzureichend engagieren. Mit Gucci findet sich sogar ein Luxuslabel am unteren Ende der Bewertungsskala wider.

Ein „Gut“ gab´s leider nicht

Enttäuschendes Resultat der Studie: Keines der befragten Unternehmen konnte ein „Gut“ in der Bewertung erreichen. Immerhin erste konkrete Schritte konnten bei Inditex, Marks & Spencer, Switcher, Tchibo erkannt werden. Im „so lala“-engagierten Mittelfeld finden sich dann die bekannten Globalplayer Adidas Group, H&M, Primark, Puma und auch New Look. Gar keine Stellungnahme kam hingegen von Armani, Asda, Benetton Group, Celio, Desigual, Diesel, Hugo Boss, Kik, Levi Strauss & Co., LPP S.A., Mexx, Replay, S.Oliver, Tod’s und Vuitton.

App zur Studie

Ein besonderes Highlight der Studie ist die eigens dafür kreierte App Fair Fashion?. Die Ergebnisse der Untersuchung gibt es hier umgesetzt von der Erklärung von Bern (EvB) und der CCC. Die App erklärt auch, was Existenzlöhne sind, wie sie sich z.B. vom Mindestlohn unterscheiden und hilft bei schwierigen Shopping-Entscheidungen mit einem Chat-Spiel.

Wer mehr als nur einen kleinen Einblick bekommen will, der sollte sich die Zusammenfassung des Firmencheck 2014 als pdf herunterladen. Hier gibt´s Erklärungen zum Existenzlohn-Modell der Asia Floor Wage Allianz und dazu übersichtlich aufgearbeitete Infografiken. Eine derart ansprechende Studienübersicht bekommt von mir ein „sehr gut“!

Unsere RESET-Artikel liefern Antworten: Was ist überhaupt Fairer Handel und wie kannst du fair kaufen?

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