Bürgerjournalismus für die Ärmsten der Armen

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In Mosambik kann nicht mal die Hälfte der Bevölkerung lesen und nur ein Bruchteil der Lesenden kann sich eine Zeitung leisten. Unter solchen Umständen ist eine aktive Beteiligung am gesellschaftlichen Geschehen fast unmöglich. Aber eben auch nur fast! @Verdade ermöglicht denjenigen, die kein Geld und sonst keinen Zugang zu Informationen haben, aktive und informierte Bürger zu werden - mit technischer Hilfe aus Berlin.

Autor*in Hanadi Siering, 28.11.13

Mosambik ist eines der ärmsten Länder der Welt. Nur 35 bis 40 Prozent der Population kann lesen und schreiben und nur zehn Prozent haben Zugang zu Elektrizität. Hinzukommt, dass das Land sich immer noch vom Bürgerkrieg erholt, der 1992 endete. Die Schere zwischen Arm und Reich ist groß und genau so sieht es mit der Verteilung von Informationen aus.

Es gibt kaum Bibliotheken oder andere Zugänge zu Büchern. Nur ein Prozent der Mosambikanern liest regelmäßig Zeitung! Dies hängt vor allem auch damit zusammen, dass Zeitungen für die meisten ein Vermögen kosten. Das ist ein nicht hinnehmbarer Zustand, denn wenn die Mehrheit der Bevölkerung eines Landes von dem, was in der Gesellschaft geschieht, ausgeschlossen ist, weil sie einfach nichts erfahren, verlieren sie ihre Motivation etwas zu ändern und damit auch einhergehend ihre Rechte als Bürger.

Das will @Verdade  ändern! Verdade ist Portugiesisch – die offizielle Sprache Mosambiks – und bedeutet Wahrheit. @Verdade ist eine Zeitung, durch die sich das Land verändern soll, in dem den Menschen ihr Recht auf Information gewährleistet wird.

Mehr als eine Zeitung – eine Bewegung, die das Land verändert

Zeitungen sind in Mosambik Luxusgüter, die sich die meisten einfach nicht leisten können. @Verdade ist kostenlos, denn alle Mosambikaner sollen den gleichen Zugang zu Informationen bekommen können. Denn nur dadurch können sie aktiv am Geschehen teilhaben und und ihre Bürgerrechte geltend machen. Die Macher von @Verdade glauben, dass Menschen durch den Zugang zu Informationen und die Möglichkeit, sich zu äußern, aktive und engagierte Bürger werden können, die wichtige soziale Veränderungen in Mosambik erreichen können.

Es wird geschätzt, dass die Printausgabe etwa 400.000 Leser hat. Sie wird einmal in der Woche am Morgen verteilt – die Leute stehen teilweise Schlange – und dann von Hand zu Hand weitergegeben. So wird versucht, auch die Ärmsten der Armen zu erreichen und ihnen ihr Recht auf Information zu ermöglichen.

© Mark Lakin

Es gibt @Verdade beriets seit 2008 und ist laut eigener Auskunft eine „non-political“ Zeitung, die es mittlerweile auch Online, auf Twitter und Facebook gibt und so Menschen eine Plattform für Auseinandersetzungen bietet. Die meisten Leser leben in und Maputo, der Hauptstadt Mosambiks, und stellt für eine Alternative zu Radio und TV dar.

Mit Berliner Technik informiert durch den Mosambikanischen Wahlkampf

Letzte Woche fanden Kommunalwahlen in Mosambik statt. Und weil Wahlen jeden interessieren (sollten), gibt es vom Projekt @Verdade eine Website, zu der jeder Videos, Fotos, Tweets und SMS übe die Vorgänge und Neuigkeiten in allen Städten und Dörfern und Wahllokalen an die Redaktion schicken konnte, um den Wahlvorgang zu dokumentieren und transparenter zumachen.

Die Technik hierzu kommt aus Berlin: Mit der Software „Citizen Desk“ von Sourcefabric sammelt, verifiziert und veröffentlicht @Verdade die Inhalte der BürgerInnen und verschafft einer breiten Öffentlichkeit so Zugang zu Informationen und Nachrichten, um so Platz für mehr Transparenz, Offenheit und Demokratie in der Gesellschaft und im Land zu machen – das sind Ziele von @Verdade.

@Verdade gibt es auf Englisch und auf Portugiesisch.

Wie positive Veränderung durch die Nutzung von Informationen und digitalen Medien bewirkt werden können, zeigen Aktivisten und NGOs aus insgesamt 24 Ländern: von Info-Activism ist die Rede. Erfahre mehr darüber im RESET-Artikel „10 tactics for turning information into action„.