Spenden – aber richtig!

Spenden – eine feine Sache, wenn Menschen mit unserem Geld nachhaltig geholfen und unsere Umwelt bewahrt wird. Aber bei Tausenden von Hilfsorganisationen – von der Graswurzel-Initiative bis zur großen Organisation mit Renommee und Siegel – stellt sich die Frage: Wie soll man sich im Spendendschungel orientieren?

Autor*in Rima Hanano, 29.04.09

Kein Geld und zu wenig Transparenz auf dem Spendenmarkt – das sind für viele wohl die Hauptbeweggründe, die Finger vom Spenden zu lassen. Dennoch kamen in den vergangenen Jahren nach Schätzungen des Deutschen Zentralinstitutes für soziale Fragen (DZI) und des Deutschen Fundraising Verbandes durchschnittlich etwa 2,5 Milliarden Euro im Jahr zusammen. Die humanitäre Hilfe ist der mit Abstand größte Geldspendenbereich. Die höchsten Spenden werden online generiert und die niedrigsten Spenden durch Haustürsammlungen. Die meisten Spender in Deutschland sind der Meinung, dass Gelder für die „Hilfe zur Selbsthilfe“ genutzt werden sollen und politische sowie wirtschaftliche Ursachen bekämpft werden müssen. In unserem Wissen-Artikel „Spenden – We care!“ erhältst du mehr Hintergrundwissen zum Thema Spenden.

Kein Geld und zu wenig Transparenz im Spendendschungel?

Kein Geld zum Spenden? Aber bitte. Wir sind reicher als wir denken. Wo wir uns selbst auf der Liste der reichsten Personen der Welt befinden, zeigt uns die Website wer-ist-reich.de. Schon hier und da einen Kaffee weniger kann dafür reichen, um einem Schulkind in Indien das Unterrichtsmaterial mitzufinanzieren und so nachhaltig zu helfen. Sollte man dennoch wirklich knapp bei Kasse sein, dann gibt es ja noch die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Übrigens: Auch Sachspenden (wie etwa eine Kleiderspende) sind gefragter als man denkt.

Zu wenig Transparenz? Der Spendenwillige unter uns weiß, der Spendenmarkt ist unübersichtlich. In Deutschland gibt es mehr als 640.000 Vereine, 50.000 Selbsthilfegruppen und 15.000 Stiftungen, von denen der Großteil auf Spenden angewiesen ist. Wer nach verbindlichen einheitlichen Gütestandards für Spendenorganisationen sucht, der wird enttäuscht. Orientierungs- und Entscheidungshilfe bei der Auswahl der Organisation können jedoch beispielsweise das Spenden-Siegel des DZI oder das Phineo Wirkt-Siegel bieten, die Organisationen und Projekte auf Herz und Nieren prüfen. Im Folgenden erhältst Du eine Orientierungshilfe:

Transparenz beim Spenden

  • Das DZI Spenden-Siegel

Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) prüft soziale und karitative Organisationen u.a. nach sachlicher Werbung und einer sparsamen Verwendung der Gelder (bspw. angemessene Honorare). Organisationen, deren Kosten für Verwaltung und Werbung nicht mehr als 35 % betragen, können das öffentlich anerkannte Spendensiegel beantragen. Zu den Kriterien, die an die Vergabe des DZI Spenden-Siegels geknüpft sind.

Das Siegel erwerben können nur Organisationen, die überregional tätig sind. Das DZI Spenden-Siegel ist das einzige Spendensiegel auf dem deutschen Spendenmarkt und wird derzeit von 176 Organisationen getragen. Das DZI bietet darüber hinaus auch eine Spenderberatung zu rund 350 Organisationen ohne Siegel, die überregional um Spenden werben. Die Beantragung des Siegels kostet zwischen 500 und 10.000 € jährlich (je nach Spendenaufkommen der Organisation). Der finanzielle Aufwand kann für manche NGOs mit niedrigem Spendenvolumen durchaus eine Hürde sein, das Siegel zu beantragen.

  • Der Deutsche Spendenrat

Der Deutsche Spendenrat ist ein Dachverband Spenden sammelnder gemeinnütziger Organisationen. Mitglieder sind private und kirchliche Träger, die sich für humanitäre Hilfe, Tier-, Arten- und Naturschutz engagieren. Die Mitglieder des Deutschen Spendenrat e.V. haben sich in einer Selbstverpflichtungserklärung zu Transparenz in der Organisationsführung und Spendenbehandlung verpflichtet.

  • Die Transparenzinitiative von Venro

Der Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen e.V. (VENRO) ist ein freiwilliger Zusammenschluss von rund 100 deutschen Nicht-Regierungsorganisationen. Mit dem
Verhaltenskodex verpflichten sich die Mitglieder zu Transparenz, Organisationsführung und Kontrolle. Zur Mitgliedsdatenbank.

  • Phineo Wirkt-Siegel

Das Wirkt-Siegel ist ein Erkennungszeichen für wirkungsvolles Engagement in Deutschland. Es wird an gemeinnützige Projekte vergeben, die das Potenzial dazu haben, besonders wirkungsvoll zur Lösung eines konkreten gesellschaftlichen Problems beizutragen. Mit einem wissenschaftlich fundierten Verfahren untersucht Phineo, ob ein Projekt die nötigen Voraussetzungen erfüllt. Organisationen erhalten das Siegel kostenlos.

5 Tipps zum richtigen Spenden

Große Hilfsorganisationen verfügen über einen hohen Bekanntheitsgrad und konkurrieren mit kleinen, unbekannten Organisationen um Geld- oder Sachspenden. Obgleich das Siegel des DZI im Allgemeinen als „Spenden-TÜV“ angesehen wird, ist der Umkehrschluss, dass Organisationen ohne Siegel weniger förderungswürdig sind, nicht korrekt. Der Vorteil kleiner Organisationen sollte nicht unterschätzt werden, denn sie konzentrieren sich eher auf kleine Projekte und leisten dadurch Hilfe im Kleinen und Konkreten mit direktem Kontakt zu den Menschen vor Ort. Außerdem ist meist der Verwaltungsapparat kleiner und damit fließt mehr Geld in die Projekte selbst.

In der Regel gilt: Kleine lokale Organisationen und Graswurzel-Initiativen lassen sich leicht persönlich auf ihre Vertrauenswürdigkeit überprüfen – auch ohne Siegel. Für überregionale Organisationen gelten u.a. die folgenden Kriterien:

  1. Bei der Organisation, an die gespendet werden, sollte es sich um eine vom Finanzamt anerkannte Spenden sammelnde gemeinnützige Organisation oder Stiftung handeln.
  2. Die Organisation unterlässt aggressive Werbung.
  3. Die Organisation veröffentlicht einen Jahresbericht (geprüft von einer unabhängigen Stelle).
  4. Die Organisation übt keinen Druck auf potenzielle Spender aus.
  5. Die Organisation dokumentiert den Einsatz der Spende.

Um einschätzen zu könne, wie seriös ein Projekt ist, kannst du außerdem auf folgende Kriterien achten: Wie präsentiert sich die Organisation online? Hat sie eine seriöse Rechtsform und werden verantwortliche Personen genannt? Gibt es eine ordentliche Anschrift? Wird etwas über die Verwendung der gesammelten Mittel gesagt und findest du eine Dokumentation der Projekte und über die Verwendung der Spendengelder?

Zusätzlich kannst du den Namen der Organisation in eine Suchmaschine eingeben und die Ergebnisse checken: was sagen andere, gibt es Warnhinweise oder Empfehlungen?

Los geht’s!

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